Reisebericht zu Andalusien→Anreise→Flug

Flughafen Memmingen und Ryan-Air schneiden nicht zwingend günstiger ab als ihre Konkurrenten

Unser erster Flug mit Ryanair ist durchaus ein Erlebnis für sich, ebenso wie das damit verbundene Memminger "Tor zur Welt" als zukünftige Schaltzentrale der Billig-und Pauschalflieger. Für diesen Flug war es günstig, immer möchten wir es nicht erleben.

Unser alter Freund und Reisegefährte Erich holt uns pünktlich um sieben ab, um uns nach Memmingen zu bringen zu dem Flughafen mit dem großspurigen Namen "München-West". Nachdem er wohl auch zukünftig Bedeutung haben wird als Basis von Günstigfliegern wie Ryanair oder der TUI-Gruppe, sind wir alle drei gespannt, was uns erwartet.

Für meine Vorplanungen hatte die Randlage des Flughafens durchaus Bedeutung, weil ich mir für die ursprüngliche Planung eine halbwegs günstige Abstellmöglichkeit für das Auto erhofft hatte, so wie früher beim Augsburger Flughafen. Das erwies sich aber nach der Internet-Recherche als trügerisch. Parkgebühren von 40-50 € sind eben doch kein Pappenstil, nur weil man einen günstigen Flug zu ergattern glaubt. Am Ende aber haben ohnehin die ungünstigen Flugzeiten (der Rückflug wäre um 06:50 morgens von Malaga gestartet) einen Hin- und Rückflug via "München-West" auf Eis gelegt. Diese Rückflugoption hätte einen Hotelaufenthalt in Malaga, Aufstehen um 03:00 morgens und ähnliche Unannehmlichkeiten mit sich gebracht, die den ohnehin nur scheinbar günstigen Flugpreis endgültig auf den Level von Air Berlin oder anderen Linienflügen geschossen hätten.

Ryanair macht ohnehin gute Geschäfte mit vorgegaukelten Listenpreisen. Beim tatsächlichen Kauf erhöhen sich diese dann beträchtlich über Zusatzgebühren, die bei allen anderen Linien selbstverständlich inbegriffen sind, wie aufzugegebendes Reisegepäck oder Buchungs- und sonstige Sondergebühren. Sobald dann noch weitere Kosten hinzukommen, um von den teilweise abenteuerlich abgelegenen Ankunftsflughäfen wieder wegzukommen oder eine zeitliche Randlage der Flugzeiten auszugleichen, kann eine "normale" Airline schnell besser abschneiden. Es schadet jedenfalls nicht beim Preisvergleich, Ryanair-Tarife pro Gast und Einzelflugstrecke geistig mit mindestens 30 € höher anzusetzen als in den Vergleichsportalen ausgezeichnet.

Die Fahrt durchs Allgäu zum Flughafen ist aber ganz unterhaltsam. Beiderseits der Strecke finden sich immer wieder Fertighaus-Ausstellungen, deren abenteuerliche Konstruktionen Erich treffend als "die Rache der Architekten an der ansässigen Urbevölkerung" bezeichnet hat. Dann werden wir durch die erwachenden, grauen Memminger Vororte in Richtung des aufgelassenen Fliegerhorstes gelotst und durchfahren zunächst einige Kilometer deutscher Luftwaffengeschichte der Nachkriegszeit. Man macht sich so seine eigenen Gedanken, an nicht enden wollenden Reihen unbewohnter, zugesperrter, vor sich hin rottender Betonklötze und Reihensiedlungen vorbeizufahren. Während sich in Lampedusa die Flüchtlinge übereinander stapeln und mangels Platz im eigenen Kot versinken, fahren wir an endlosen Kilometern bebautem Nichts vorbei, das nur darauf zu warten scheint, mittels Sprengung endlich ins Nirwana eingehen zu dürfen.

Memmingen ("München-West"): Schwabens Tor zur Welt

Bald können wir nach Passieren mehrer Kurven, Schranken und Schikanen das futuristisch gestylte Flughafengebäude erkennen, etwa in der Größe von drei Reithallen, wobei das keine Abwertung darstellen soll. Schließlich geht es auch für uns um Funktionalität, und da sind uns drei Reithallen allemal lieber als das unüberschaubare Labyrinth moderner Großflughäfen, deren immer gleiches Bauprinzip wir bis heute nicht verstanden haben, obwohl überall auf der Welt identisch.

Hier hingegen ist die Verbundenheit von Memmingen mit der Welt architektonisch versinnbildlicht. Davor allerdings: endlose Weiten grauer Parkplätze mit Blick auf das Nichts, kein Auto stört die betonierte Trostlosigkeit. Gut, es ist März, kurz nach Fasching, immerhin aber Ferienzeit. Anscheinend empfinden auch andere Fluggäste den schwäbischen Traum vom lukrativen Großflughafen mit entsprechenden Parkgebühren als Verarschung. Wer sich dieser Abzocke nicht beugen will, dürfte jedenfalls kein großes Problem damit haben, sein Auto einfach irgendwo im Memmingen abzustellen, ein Taxi zu rufen und sich zum Flughafen bringen zu lassen.

Immerhin bemäntelt drinnen dann auch schwäbische Behäbigkeit deren Tor zur Welt. An der Flughafen-Bar erfreuen wir uns an gediegenem schwäbischem Cappuccino. Hier kennt man sich und nimmt den vermutlich eher in Wellen hereinschwappenden Trubel gelassen hin. Lore ersteht ihr bereits lange ins Auge gefasstes Parfum im Duty-free, was für mich den Vorteil hat, dass sie nicht nach drei verschiedenen Testsorten stinkt, wenn sie später im Flieger hoffentlich neben mir sitzt. Ich widme mich derweil dem Studium des "Allgäuer Merkurs" oder jedenfalls einer Tageszeitung ähnlichen Namens. Dessen überregionale Seiten sind relativ kurz gehalten, aber ich weiß jetzt, was im Allgäu so los ist

Check-In bei Ryan-Air: Ein Erlebnis

Der ausführliche Katalog an Strafandrohungen auf der Ryanair-Website für Überschreiten der Gepäckgrenzen, Verlust der selbst ausgedruckten Bordkarte usw. hat mich doch etwas beeindruckt, so dass ich dem anstehenden Check-In mit gemischten Gefühlen gegenüberstehe. Immerhin ist die Wartezeit wirklich kurz. Der freundliche, schwäbische Handling Agent wickelt aber alles schnell und unkompliziert ab, unser heimischer Vorabcheck des Gewichts auf der Personenwaage hat ungefähr gestimmt. Wir werden dem netten Herrn später beim Boarding wieder begegnen. Ein Mitreisender muss allerdings tatsächlich seine Gepäcklogistik umorganisieren, weil irgendein Maß oder Gewicht nicht stimmt.

Als die beiden jetzt zum Abflug angesagten Ryanairjets aus unseren Zielorten kurz nacheinander einfliegen, kommt leichte Bewegung ins Publikum. Wie auch wir bemerkt der Rest der Anwesenden, dass das Gate zum Einstieg sich ein Stockwerk höher befindet, wo sich bereits eine unordentliche Schlange, also mehr ein Haufen vor dem Boarding-Schalter gebildet hat. Die Bedeutung der Sondergebühr für den Priority-CheckIn wird uns jetzt klar. Familien mit kleinen Kindern oder ältere Personen sollten beim Besteigen eines Ryanair-Fluges besser nicht auf Rücksichtnahme ihrer Mitreisenden hoffen, sondern die Sonderabgabe berappen, die sie berechtigt, als erste und noch in relativer Ruhe den Flieger zu besteigen und ihre bevorzugten Plätze einzunehmen.

Uns selbst beschert dieses Einsparungsprinzip, die Leute einfach ungeordnet auf die Sitzreihen loszulassen, unverhofftes Glück. Weil der Mitreisende, der wie wir auch lediglich in der vorletzten Reihe noch den Gangplatz neben uns beiden ergattert hat, keinen Platz mehr für sein maßstabsgerechtes Suitcase in den Gepäckfächern über uns findet, muss er für dieses weiter vorne Platz finden und sich selbst in dessen Nähe unterbringen. Wir verfügen so über einen der ganz wenigen freien Plätze in unserer Sitzreihe. Angesichts des Umstands, dass sogar so kleinen Menschen wie wir eine Beinfreiheit von null Zentimetern zur Verfügung haben, ein unschätzbarer Vorteil.

Insgesamt aber gibt es über Ryanair nichts zu lästern. Wir haben aus Kostengründen sozusagen den Überlandbus unter den Fluglinien gebucht, und für die wenigen Stunden des Transports sind solche Unbequemlichkeiten ja durchaus auszuhalten. Pünktlich, sogar etwas zu früh, landen wir im verregneten Malaga. Das auf solchen Flügen sonst übliche Gruppenklatschen bleibt aus, davor lobt sich Ryan-Air selbst mit einer Fanfare für die erneut gebotene Pünktlichkeit. Wir sind amused, vom Wetter abgesehen.

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten