Reisebericht zu Andalusien→Granada→Vorstadt Wohnen Moderne Wohnkolonien in AndalusienImmer wieder fallen uns die Siedungen außerhalb der Städte und Ortschaften auf, die zwar oft ausgesprochen schön gestaltet sind, aber offenbar nicht besiedelt werden. Fällt eine augenscheinliche Ghettoisierung mangels erfofften Wohlstands oder Touristenzuspruchs doch aus? Kastellkolonie vor AlfacarBei der Heimfahrt möchten wir noch ein Phänomen in Augenschein nehmen, das uns kurz vor Alfacar rechts der Autobahn aufgefallen ist. Eine Gruppe zwar separater, aber doch deutlich gemeinsam stehender Wohnhäuser, die wie kleine Kastelle gebaut sind, mit angedeuteten Türmchen an allen Ecken, zinnenbewehrt am Dach. Das sieht schon ziemlich gut aus für eine Siedlung, muss man zugeben.Offenbar handelt es sich um eine Ausgeburt zeitgenössischer spanischer Baukunst, wie uns jetzt schon mehrere untergekommen sind nach dem Motto: "So kann man Reihenhäuser auch bauen". Schon während der Anreise sind uns Siedlungen dieser Art immer wieder aufgefallen und wir werden im weiteren Verlauf des Urlaubs noch viele sehen. Natürlich haben auch wir nicht auf dem Mond gelebt während der letzten Jahre und die Berichte um die spanische Immobilienkrise gesehen. Tatsächlich scheint auch viel dieser Substanz leer zu stehen, die entsprechenden Schilder „zu verkaufen /vermieten“ sind jedenfalls oft nicht zu übersehen. Und einiges an Hässlichkeiten ist natürlich auch dabei. Leider gelingt es uns nicht, diese Reihenhauskunstwerke genauer zu betrachten. Nach Verlassen der Autobahn verfransen wir uns schnell in einem Gewirr aus hinterhofartigem Kleingewerbe und videoüberwachten Mauern mit Stacheldrahtkranz, von Hinweisschildern für kaufkräftige Interessenten keine Spur. Das mag auch durchaus Absicht sein, denn solche urbanizació nes wollen vielleicht gar nicht gefunden werden. | |||
Urbanizació n: Spanische Vorstufe amerikanischer Ghettoisierung?Das mag mit dem spanischen Begriff „urbanizació n“ für diese Einheiten zusammenhängen. Das Wörterbuch übersetzt es als "Erschließung", "(Häuser)Kolonie", was dem schon nahe kommt. Ähnlich der Trabantenstädte früherer Jahrzehnte in Deutschland werden hier kleine, meist feine, abgeschlossene Kleinkolonien am Rande der gewachsenen Städte geschaffen, am Reißbrett auf Flächen, wo vorher nichts war. Nicht nur hier am Rande der Provinzmetropole, besonders gerne auch am Meer, um die erhoffte Nachfrage an Zweitwohnungen für winterdepressive Mitteleuropäer zu befriedigen. Im unsäglichen Chiclana südlich von Cá diz werden wir mit diesem Begriff in der zweiten Urlaubshälfte auch noch persönlich Bekanntschaft schließen. Hier erkennen wir die Bedeutung täglich während der Busfahrt nach Granada. Linker Hand fahren wir immer an einem bombastischen, steinernen Bogentor vorbei, das auch tatsächlich bereits mit der Grundausstattung für einen Checkpoint versehen ist: Wachhäuschen, Kontrollspur, Werbetafeln, sich hier einzukaufen. Nur hinter dem großen Steinbogen befindet sich – nichts. Natürlich denkt man an die Ghettoisierung wohlhabenderer Bevölkerungsschichten in den USA, und tatsächlich scheint manches hier auf eine ähnliche Entwicklung hinzudeuten, sogar oder gerade auch weit weg von der Küste, wo das Geld und die Bauwut sich bereits ausgetobt hat. Die angesprochene Kastellsiedlung mag nun auch ein sehr abgehobenes, daher besonders interessantes Beispiel sein. Eines fällt aber immer wieder auf, sei es im Hinterhof von Alfacar beim gestrigen Spaziergang mit Blick über die einer Müllkippe gleichenden Schlucht auf die andere, "bessere" Seite, sei es später bei der Besichtigung von Wohnmöglichkeiten an der Costa del Luz. | |||
Neubau-Immobilien in Andalusien: Schön, aber leerEs gibt hier tatsächlich auch höchst fantasievolle, alte maurische Muster nutzende oder auch jugendstilmässige Verschachtelungen betonende Immobilien, die für reine Wohnnutzung höchst bemerkenswert sind. Manche sind sogar einfach schön, eben nach dem Stil „so kann man Reihenhäuser auch bauen“. Wäre ich der Typ, der sich für Eigentum in Reihenhäusern interessiert, könnte ich in Andalusien Beispiele finden, an denen sich deutsche Architekten ein schönes Stück abschneiden könnten. Auch an einigen Hotelanlagen, die aus meiner Sicht einfach nur sinnlos und halb leer stehend die Küste verbauen, muss man zumindest insoweit den Hut ziehen, als ihnen baulicher Anspruch und Schönheit nicht abzusprechen ist. Natürlich ist oft auch für dem fernen Betrachter nicht zu übersehen, dass in ganzen Siedlungen manchmal nur vor einer einzigen Behausung ein Auto steht und man fragt sich, für wen das Ganze eigentlich gebaut worden ist. Das wäre neben der ganzen Kultur aus alten Zeiten mal eine vernünftige Frage, die wir weder klären können noch müssen. Seltsam, weil überall zu beobachten ist es dennoch und im Rahmen einer Annäherung an ein ganzes Land wie Andalusien vielleicht auch bedeutsam. | |||
Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten
Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten | |||
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Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014
Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten
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