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Reisebericht zu Madeira→Calheta→Prazeres

Wenig geheim, aber guter Tipp: Chicos Snack-Bar in Prazeres als Treffpunkt im zukünftigen Rentnerparadies

Wenig geheime Immobilienbläschen in der Gegend von Calheta

Chicos Snack Bar in Prazeres erweist sich als gute Wahl mit sehr solider und sorgfältiger Gastronomie. Dies zeigt sich an den Besonderheiten der Zugaben, während die Speisekarte eher auf den Durchschnittstouristen zugeschnitten ist. An der Gästeschar lässt sich unschwer ablesen, wie sehr gerade auch auf Madeira ein Rentnerparadies im Entstehen ist.

Der Levada-Ausflug an der Levada dos Tornos war ja immerhin noch abenteuerlich genug, um für eine nasse Hose zu sorgen, die ich jetzt zuhause im Beach Studio noch in Ruhe wechseln konnte. Dann steht der beschlossene Abendausflug in die heimische Gastronomie an. Im Internet hatte ich mir dazu einen "Geheimtipp" notiert, Chicos Snack Bar in Prazeres. Geheim war der Tipp insoweit, dass in der Gegend von Calheta mit Empfehlungen ansonsten eher gegeizt wurde.

Internet-Empfehlung lohnt sich: Chicos Snack-Bar in Prazeres

In Chicos Snackbar haben wir noch freie Platzwahl, auch wenn sich das bald nach unserer Ankunft ins Gegenteil verkehren wird. Helles Holz, helles Licht, karierte Tischdecken, im Vorraum der Fernseher, es alpentümelt etwas. Aber wir genießen noch die alleinige Aufmerksamkeit einer äußerst freundlichen Bedienung und wählen aus einer sehr gepflegt übersetzten Speisekarte, was auf Sorgfalt, aber auch entsprechendes Publikum schließen lässt. Im Gegensatz zu den Beschreibungen im Internet ist der Laden nicht unbedingt billig, jedenfalls etwas teurer als in Calheta oder auch Funchal. Aber mit 13,50€ für ein Steak oder einen besseren Fisch können wir uns auch nicht beklagen. Genau das wählen wir, dazu wieder einen Mateus Rosé Bier und Wasser.

Das Restaurant füllt sich zusehends mit Portugiesen und Touristen gleichermaßen. Der Tipp mag also Grundlagen haben, folgern wir, geheim kann er angesichts seiner Internetpräsenz ohnehin kaum sein. Wir bekommen als Amuse-gueule ein Schälchen Gulasch unbekannter Herkunft serviert. Wir schwanken zwischen Kaninchen und anderem Kleinwild, ich behaupte Zicklein. Die Kellnerin wird später auf Nachfrage Chicken behaupten, was ich nicht glauben mag. Das Fleisch war schon sehr dunkel. Es bleibt also ein Rätsel, aber ein wohlschmeckendes. Mein Steak ist ok, Lores Barsch so hervorragend, dass ich schon wieder neidisch werde. Dazu gibt es Kartoffeln, die richtig gut schmecken sowie das übliche, eher fade Mischgemüse, wie gewohnt ungesalzen, garniert lediglich mit einem Stängel angeschmorten Bohnenkrauts.

Im Rückblick werden wir hier am Besten gegessen haben bei absolut angemessenen Preisen. Sowohl Auswahl wie Zubereitung der Speisen genießen wir hier eine Sorgfalt, die leider der madeirensischen Gastronomie nicht überall zuzuschreiben ist. Das zeigt sich speziell an den Zugaben, der Amuse-Gueule und den Keksen zum Espresso, beide als einziges besonders, obwohl oder gerade weil ungefragt. Angesichts des Feuerwerks an frischen Zutaten, die hier jederzeit auf den Märkten erhältlich sind, wirkt die angebotene Karte aber auch hier etwas fantasielos. Vielleicht wird hier aber auch mut- und hilflos auf den Gaumen der Touristen geschielt. Denen Gewohntes und leicht Verständliches anzubieten, mag natürlich insgesamt der einfachere und verlässlichere Weg sein.

Zur Bica werden jedenfalls selbst gemachte Karamellkekskugeln als Aufmerksamkeit des Hauses gereicht, die sogar Lore schmecken. Blöderweise habe ich ihr nicht weisgemacht, es wäre tatsächlich einfach Rocher, dann hätte ich beide essen können. Aber zum Bezahlen gibt es noch mal zwei als Dreingabe, die wir mitnehmen.

Immobilienbläschen werden auch Madeira nicht verschonen

Am langen Nachbartisch wird ganz wichtig mit druckfrischen Immobilienprospekten gewedelt. Passend dazu wird auch die Bestellaufnahme durch saublöde Fragen bezüglich verschiedener Wein- und Colaqualitäten unbotmäßig verzögert. Wir wechseln vielsagende Blicke und sind jetzt sicher, dass die Villa Protz neben uns nicht die einzige ihrer Art auf der Insel bleiben wird. Die Gegend um Calheta wird zwar gemeinhin als das deutsche Zentrum für niederlassungswillige Ausländer gehandelt, woran die erste und damit verwurzelste Agentur in Calheta Beach nicht ganz unschuldig sein mag. Unsere Tischnachbarn hier sind allerdings Franzosen, auch wenn dies ihren Restaurantmanieren nicht abzulesen ist. Ganz offenbar aber beginnt hier bereits neben den ansässig gewordenen Veranstaltern auch schon ein kleines Rentnerparadies nach Mallorca und Gran Canaria Fuß zu fassen.

Wir diskutieren unsere Erfahrungen des letztjährigen Urlaubs auf Gran Canaria, wo wir damit ja in Berührung gekommen sind. Einen Schub kann die Insel angesichts ihrer eher ärmlichen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte sicher vertragen und immerhin sind die aus Spanien bekannten Bettenburgen hier noch meilenweit entfernt. Eine zunehmende Zersiedlung hat aber auch hier ganz offensichtlich Spuren hinterlassen, deren Spätfolgen sich zu unserem Bedauern ja auch bald manifestieren werden in einer ziemlich zerstörerischen Flutkatastrophe. Wir fühlen uns eigentlich noch gut aufgehoben in der Einliegerwohnung einer jungen Familie, die mit deren Vermietung einfach ihre Existenz absichert und damit wie überall auf der Welt natürlich neue Häuser in die Welt setzt. Ob diese Insel aber einen Wintertourismus-Wohnungsbau derer, die ihn sich leisten können, verträgt, scheint uns doch sehr fraglich.

Wir diskutieren unsere Erfahrungen des letztjährigen Urlaubs auf Gran Canaria, wo wir damit ja in Berührung gekommen sind. Einen Schub kann die Insel angesichts ihrer eher ärmlichen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte sicher vertragen und immerhin sind die aus Spanien bekannten Bettenburgen hier noch meilenweit entfernt. Eine zunehmende Zersiedlung hat aber auch hier ganz offensichtlich Spuren hinterlassen, deren Spätfolgen sich zu unserem Bedauern ja auch bald manifestieren werden in einer ziemlich zerstörerischen Flutkatastrophe. Wir fühlen uns eigentlich noch gut aufgehoben in der Einliegerwohnung einer jungen Familie, die mit deren Vermietung einfach ihre Existenz absichert und damit wie überall auf der Welt natürlich neue Häuser in die Welt setzt. Ob diese Insel aber einen Wintertourismus-Wohnungsbau derer, die ihn sich leisten können, verträgt, scheint uns doch sehr fraglich.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Nach Besuch des sonntäglichen Bauernmarkts in Prazeres wandern wir durch Eukalyptuswälder entlang der Levada Nova nach Estreito di Calheta. Hier kommt die Zivilisation der Natur schon nahe

Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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