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Reisebericht zu Andalusien→Cordoba→Umgebung Almodovar

Von Cordoba über Sevilla nach Cadiz. Die zweite Woche unserer Andalusien-Rundreise beginnt mit dem Wohnungswechsel

Burg von Almodovar del Rio Cordoba

Durch karge Wildwest-Romantik fahren wir über Almodovar und Sevilla nach Cadiz, wo wir eine neue Ferienwohnung für die zweite Urlaubswoche beziehen wollen. Die Fahrt zieht sich länger als erwartet und sowohl um Sevilla wie im Großraum Cadiz begegnen uns die üblichen Verkehrsprobleme urbaner Metropolregionen, also Staus und überraschende Verkehrsführungen.

In Form eines Wannenbads genießen wir nochmals den Luxus eines Hotels in Cordoba. Dann sehen wir uns nach einem gemütlichen Frühstücksplätzchen um. Obwohl bereits gegen 10:00 vormittags, scheint sich das öffentliche Leben Cordobas gerade erst zu regen. Die Bar in unmittelbarer Nähe des Hotels an der Plaza San Miguel liegt noch im Häuserschatten der tief stehenden Sonne, doch die Bestuhlung wird gerade aufgebaut und mit Jacke kann man es draußen aushalten. Zwar wäre es durchaus verlockend, noch etwas durch die Stadt zu trödeln unter dem Vorwand, ein sonnigeres Plätzchen zu suchen, aber Reisetag ist Reisetag. Es gibt passable Toasts zum Milchkaffee.

Die Läden werden geöffnet oder die im Lokal frühstückenden Menschen scheinen sich immerhin darauf vorzubereiten, der Briefträger ist bereits unterwegs. Nebenan will der Tiefkühlfahrer Fisch und Gambas anliefern, aber erst nach mehrmaligem Klingeln und Klopfen fast schon im Abdrehen wird ihm doch noch geöffnet. Keiner hat Eile, obwohl doch schon bald der Beginn der Siesta droht. Hier könnte ich noch viele Frühstücke mit der Beobachtung des Lebens verbringen.

Der Check-Out im Hotel "San Miguel" ist schnell erledigt. Natürlich könnten wir mit dem Trolley die zehn Minuten Fußweg zum Parkhaus auch so bewältigen, aber Lore fürchtet bei dem holprigen Pflaster um die Rollen ihres neuen Schmuckstücks und wir gönnen uns die 5€ für das Taxi. Brav wartet der Panda in der Tiefgarage auf uns, keiner hat ihm ein Haar gekrümmt.

Imposante Burganlage thront über Almodovar del Rio

Um nicht nur blöd Autobahnkilometer abzuradeln, haben wir uns entschlossen, zunächst am Guadalquivir in Richtung Sevilla zu fahren. Den Besuch der Medina Azahara, den Ausgrabungen der berühmten Sommerresidenz Rahman III. sparen wir uns zwar aus Zeit- und Sicherheitsgründen (Koffer im geparkten Auto), aber so fahren wir an Almodovar del Rio vorbei und können einen Blick auf seine Burg werfen. Erst von dort aus wollen wir dann in Richtung Autobahn abbiegen.

Aus Cordoba heraus bietet die schnurgerade Ausfallstraße dasselbe Bild wie überall. Vorortsiedlungen wechseln sich mit Industrie, Baustellen, vereinzelten Fernfahrerkneipen und beginnender Landwirtschaft ab. Viele Ampeln, viel Polizei, die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden strikt eingehalten. Ich halte mich auch nach Verlassen des städtischen Gebiets daran, weshalb sie mich auch mit einer fies hinter einer über eine Kuppe führenden Kurve aufgebauten Kontrolle nicht erwischen können.

Die Burg von Almodovar ist schon von weither zu sehen, wie sie majestätisch über dem Ort sitzt wie eine Glucke im Nest. Leider verwehren uns einige Baustellen-Umleitungen aber die Zufahrt zum Ort, so dass wir das Panorama erst einmal mit dem Feldstecher von der Landstraße aus begutachten. Der Parkplatz der Burganlage scheint noch in der Mitte des steilen Berghangs zu liegen, und zu einer für Lore zu anstrengenden Aufwärtstour müssen wir es heute ohne Not nicht kommen lassen. So verzichten wir auf die sicher interessante Besichtigung und das Abenteuer, auf kleinen Nebenstraßen nach Almodovar vorzudringen. Das imposante Bild haben wir ja immerhin würdigen können.

Einige Kilometer weiter biegen wir in Posadas ab Richtung Autobahn. Hier durchqueren wir ein richtig ursprüngliches Dorf, einstöckige Bebauung, schläfriges Leben. Don Camillo und Peppone auf Spanisch, würde ich sagen. Direkt hinunter dem Ortsschild endet aber jede Spannung. Die Landschaft wird flach und langweilig, die Strassen durchziehen schnurgerade eine endlos scheinende Weite bis zum nächsten Knick, ab und zu mal ein paar Häuser, wie verloren. Amerikanischer Mittelwesten im Kleinformat, der sich auch entlang der bald erreichten Autobahn in Richtung Sevilla nicht ändert.

Wildwestromantik auf dem Land und Rush-hour um Sevilla: Andalusien extrem

Kurz vor Carmona machen wir eine Pause an einer Raststelle, auch diese entsprechend dem allgemeinen Bild menschenleer. Kleine Holzhütten in einem Seitenbereich der Einfahrt scheinen Fernfahrer zu beherbergen, die keine eigene Kajüte haben, falls es so etwas noch gibt, einem verfallenden Gebäudeteil hinter dem Tankstellenhaus ist sein ursprünglicher Zweck nicht mehr anzusehen. Wir malen uns Krimis über Mädchenhändler aus, die hier den idealen Tummelplatz finden würden, während wir die Stadt Carmona in der Ferne aus dem Dunst aufragen sehen.

Allerdings kehrt das Leben zumindest auf der Strasse schnell zurück, je mehr wir uns Sevilla nähern und geht schließlich in Stop and Go über. Einem über die Leuchtschilder ausgewiesenen 6-km-Stau entgehen wir nur, weil sich die Autobahn Richtung Cadiz gerade noch rechtzeitig von der Stadtumfahrung verabschiedet, wir können die Stahlschlange aber noch gut in der Mittagshitze glitzern sehen. Der Plan, Sevilla "mal kurz" in einem Tagesausflug von Cadiz aus zu besuchen, erhält ein erstes, dickes Fragezeichen.

Immerhin schaut die Autobahn jetzt deutlich gepflegter aus als im kargen Hügelland zwischen Cordoba und Sevilla, Bäume und Büsche rings herum, sie ist ja auch mautpflichtig. Nach drei Stunden reiner Fahrzeit seit Cordoba gönnen wir uns eine große Pause an einer Raststätte. Wir holen uns Sandwichs und Kaffee und setzen uns in die brennende Sonne. Die kühle, regnerische Witterung von Granada ist weggeblasen, die Zeichen stehen auf Meer und Strand, die Stimmung steigt. Die mit Wellblech überdachten Parkplätze, der Flachbau der Raststätte, offensichtliches Urlaubsfeeling aller Reisenden, alles erinnert an Jugendfahrten nach Italien, sobald man Romas Autobahnring GRA nach Süden hin verlassen hatte.

Wir studieren noch einmal die daheim ausgedruckten Kartenausschnitte und Anfahrtbeschreibungen sowie die Detailkarten, die unser Vermieter geschickt hat. Letztlich müssen wir vor Cadiz abbiegen, den südlich davon gelegenen Ort Chiclana ansteuern und dort an der Küste einen Vorort namens Novo Sancti Petri ansteuern. Unter "Urbanización" können wir uns ja mittlerweile etwas vorstellen, diese hier scheint sich von einem ziemlich grünen Zentrum an der Küste aus mit vielen Kreisverkehren in Richtung Chiclana zu erstrecken. Die Detailkarte des Vermieters ist aber mit großem Maßstab sehr genau. Wir müssen eigentlich nur das Krankenhaus finden. Von da aus findet dann auch ein Blinder zu unserer nächsten Ferienwohnung.

Die Bucht von Cadiz: Autobahnkreuze und Kreisverkehre

Der Großraum Cadiz scheint sich von Sevilla nicht sehr zu unterscheiden. Viele Autobahnen, viele Verzweigungen, viele Autos. Der Zeitpunkt nach Einsetzen der Siesta mag ein Übriges beitragen zu einem hohen Verkehrsaufkommen. Die stockende Blechkarawane vor Chiclana lässt uns jedenfalls schnell jede Kartenbeobachtung vergessen. Zu verlockend ist die Beschilderung Richtung "Sancti Petri" und "Hoteles", verbunden mit "Umgehung" und vor allem halbwegs flüssigem Verkehr. So weit kann schließlich das "Novo" vom "Sancti Petri" nicht weg sein, das erinnere ich auch ohne Blick auf die Karte noch.

Wir werden durch breite Straßen geleitet, die mehr an kalifornische oder mexikanische Städte erinnern, Warehouses, Baumärkte, alles schmutzigfarbene Blockbauten mit großen Werbeschildern unter den Fenstern des ersten Stockwerks. Nach einer Brücke noch einmal ein riesiger, staubiger Parkplatz, in dessen Mitte eine Miniaturausgabe einer Betonarena vor sich hin staubt. Wieder Blick auf die Karte. Wir haben die Stierkampfarena von Chiclana erreicht, die grobe Richtung scheint immerhin zu stimmen.

Also folgen wir der Beschilderung weiter, nachdem wir ohnehin nur noch eine grobe Orientierung besitzen. Alle fünfzig Meter ein Kreisverkehr, erst noch in dichter städtischer Bebauung, dann wird es gediegener und die Strassen glänzen in neuem Asphalt. Dafür wird auch der Hinweis auf das geltende Tempolimit massiver und die Polizei zeigt sich an jedem zweiten Kreisverkehr. In den Kreiseln haben wir mittlerweile jede Orientierung verloren. Wir wissen nur, irgendwie sind wir an der Küste, auch wenn man sie nicht sehen kann. Alles links und rechts der Strasse gibt einem aber das Gefühl von Badeurlaub, ganz selten steht auch ein Schild "Playa" an staubigen Fußgängerwegen, die an umzäunten Grundtücken abzweigen.

Nach gefühlten Stunden in diesem Kreisellabyrinth wird es grün um uns herum, neben der Strasse wird plötzlich Golf gespielt und große Hotelanlagen tauchen auf. Eine scheußliche Betonkirche bezeichnet sich als diejenige von Novo Sancti Petri. Hier hat moderner Machergeist das maurische und christliche Erbe gleichermaßen überrollt. Wir sind angekommen. Zwar finden wir kein Krankenhaus, aber anhand der Kirche können wir den Einstieg in unser Zielgebiet unschwer ermitteln.

Immerhin. Die Sonne strahlt, nach den engen Gassen von Cordoba und Granada erscheint uns die neue Umgebung noch großzügiger und mondäner als dies einige Tage später der Fall sein wird und es erscheint sicher, dass wir unsere nächste Wohnung auch finden werden, wovon wir im Spinnennetz der Kreisel zwischen Cadiz und hier zeitweise nicht mehr überzeugt waren. Wir wollen die neue Umgebung erst einmal in Augenschein nehmen, bevor wir uns an das letzte Reisestück machen und die Wohnung ansteuern.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Schlendern und Shoppen in den engen Gassen der Juderia, Cordobas Altstadt gekrönt durch ein regional typisches Abendessen mit Ochsenschwanz und Rouladen

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La Barrosa Strand und Hotelbunker

Der Sandstrand La Barrosa südlich von Cadiz bietet Badevergnügen pur, Novo Sancti Petri dagegen einen Kulturschock für Andalusienfans

Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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