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Reisebericht zu Andalusien→Costa de la Luz→Conil Cabo Roche

Sonne und Mond bieten ein Tandem-Schauspiel am abendlichen Strand von Cabo Roche

Vollmond am Cabo Roche

Wir beziehen unsere neue Ferienwohnung im Restaurant Cabo Roche und freuen uns über die gastronomische Kompetenz, mit der sie ausgestattet wurde. Wie zur Bestätigung dieses Glücksfalls gönnt uns der Himmel noch ein besonderes Schauspiel am Strand. Vom Cabo Roche aus sind Sonnenuntergang und Vollmondaufgang in direkter Abfolge zu beobachten.

Lore beginnt mit dem Auspacken und ich gönne mir eine Siegerzigarette auf unserer Königsterrasse. Als erstes wird die frisch eroberte Waschmaschine befüllt, nachdem unsere Frischwäschebestände langsam gegen Null tendieren. Während mein Nervenkostüm sich auch langsam diesem Punkt annähert, fällt mir auf, dass diese Sonne, die mich jetzt noch freundlich bestrahlt, demnächst offensichtlich über dem hinter dem Pinienwald befindlichen Meer untergehen wird und ich rege an, sich vor weiteren schnöden Alltagsaktivitäten diesen Sonnenuntergang live anzusehen. Lore verweist zwar auf eine Kette ähnlicher Fehlversuche in Madeira, findet aber auch, dass wir uns einen Versuch verdient haben angesichts der Glückssträhne der letzten Stunden.

Abendstimmung am Hochufer von Cabo Roche

Also fahren wir wieder zum Leuchtturm hinauf und noch einige Meter weiter dem Hochplateau entlang, bis der erste Sandweg an den Holzgeländern deutlich erkennbar zum Meer hin abzweigt. Zwei andere Fahrzeugbesitzer scheinen demselben Gedanken zu frönen, an deren Seite stellen wir das Auto auf dem Parkstreifen ab, der die ganze Straße bis zurück nach Roche säumt. Die Sonne hat mittlerweile Augenhöhe erreicht und taucht alles in ein gelb-orange glänzendes Abspannlicht. Brav folgen wir dem mit Bohlen deutlich vorgegebenen Wanderweg zur Klippenkante. Einige andere Spaziergänger wandern im flachen Buschwerk umher, vereinzelte Radfahrer in ihrem unvermeidlichen Dress rollen eher gemächlich über die Sandpfade entlang der Küste. Alle warten erkennbar auf den Hauptevent, den Sundown.

Auch wir schauen vor zum Abbruch zur Küste und erleben eine zweite Bestätigung unserer Ortswahl. Zu unseren Füßen geht es steil zwanzig, dreißig Meter nach unten, wo sich kleine, geschützte Buchten zum Meer hin öffnen. Schmale Steintreppen führen jeweils hinunter. Den wenigen Spuren im Sand ist unschwer zu entnehmen, dass die Zahl der sich dort letztens bewegt habenden Menschen an einer Hand abzählen lässt. Die begrenzenden Sandsteinfelsen werden jetzt in ein rötliches Licht getaucht. Ganz im Hintergrund kann man noch einen der Hotelriesen von Novo Sancti Petri erkennen, der angesichts des hier herrschenden Friedens noch einmal einen für uns ganz besonderen Kontrast abgibt.

Am liebsten würden wir tanzen vor Freude. Angesichts der gedämpften Szenerie um uns herum wäre das aber unpassend. In einem stillen Einverständnis warten die wenigen hier versammelten Menschen einfach ruhig auf das Verschwinden des Lichts, selbst Familien unterhalten sich nur in gedämpftem Ton, ehrfürchtig wie in der Kirche. Am Horizont fährt ein Frachter wohl Richtung Cadiz. Im Moment erscheint uns das normal, wir wissen noch nicht, dass dies unser persönliches und nicht wiederholbares Begrüßungsgeschenk ist. Er fährt nämlich genau durch die jetzt untergehende Sonne. Mit seiner Ausfahrt durch die im Meer versinkende, rote Scheibe, wird es finster werden und die Serie von Begeisterungsfotos quasi aus Versehen zu Unikaten werden lassen. Wir sind erst einmal glücklich und sicher, hier einen Ort gefunden zu haben, an dem wir die hoffentlich folgenden Sonnentage gebührend genießen zu können.

Seltenes Spektakel zur Begrüßung: Sonne und Mond geben sich die Hand, beide voll

Beeindruckt und ergriffen über dieses Füllhorn an Stimmungskitsch stapfen wir zum Auto zurück. Mit Verschwinden der Sonne wird es schnell kühl und das Buschwerk verwandelt sich in ein diffuses Graugrün. Hundert Meter weiter am Cabo machen wir aber nochmals kurz Halt und beobachten fasziniert die Mauersegler, die sich mit sichtlicher Freude immer wieder vom Gestänge des vorgelagerten Mastens in die Tiefe der Klippen stürzen. So bemerken wir zunächst gar nicht, wie sich hier ein weiteres Schauspiel anbahnt.

Plötzlich nämlich steht der Vollmond als leuchtend gelbe, frech schimmernde Scheibe über Conil auf der anderen Seite der Bucht. Eigentlich sind wir geneigt, an eine Verarschung zu glauben, weil es eine solche Kopplung angesichts des zurück liegenden Tages nicht geben kann. Nur die gespannt wartenden, anderen Besucher, die schon mit gezückten Fotoapparaten bereitstehen, beweisen, dass dieses Spektakel vorhersehbar war. Wir sind jetzt ehrlich beeindruckt, noch näher und vor allem in allem Glanz und Gloria kann man Sonne und Mond wohl kaum zusammenbringen. Mit einer Serie von Fotos versuchen wir, dieses Bild in die Kamera zu bannen, natürlich vergeblich, vor allem was die zeitliche Folge anbelangt. Die Berechnung von Sonne- und Mondbahnen war noch nie unser Ding und so werden wir in den nächsten Tagen einfach durch Erfahrung lernen, dass wir heute einem einmaligen Vorgang beiwohnen durften. Ein besseres Omen aber für die vor uns liegende, zweite Urlaubshälfte kann es wohl kaum geben.

Apartment Cabo Roche: Mit gastronomischer Kompetenz ausgestattete Ferienwohnung in traumhafter Umgebung

Zurück daheim gelingt die Inbetriebnahme der Waschmaschine problemlos. Für alle Geräte finden wir Betriebsanleitungen in der Schublade unter dem Fernseher, was Ceranneulingen wie mir auch den Einstieg erleichtert. Stück für Stück erobern wir die Wohnung, finden sogar noch ein Bügelbrett in unserem elterlichen Schlafzimmer. An jeder Ecke, in jedem Schrank finden wir kleine Details dafür, dass hier sich jemand Gedanken darüber gemacht hat, wie eine Wohnung auszusehen hat, in der Menschen wohnen und nicht hausen sollen. Hier ist der ursprüngliche Sinn des Begriffs Gastronomie bis in den letzten Winkel für eine Ferienwohnung verwirklicht worden.

Während die Wäsche sich in der Maschine säubert, zaubere ich uns hervorragende Nudeln mit Thunfisch, die wir an diesem zauberhaften Abend sogar auf unserer Terrasse genießen können. An den folgenden Abenden wird der stets pfeifende, kalte Wind das zu verhindern wissen. Heute aber fühlen wir uns wie Könige, die ihr Reich zurückerobert haben.

Der jetzt im Zenit strahlende Vollmond lässt die das Meer verdeckenden Pinienwälder als Arkadengang vor einer unbestimmten Verheißung für die nächsten Tage erscheinen, um uns herum geben Frösche und Zikaden ein Konzert, zu unseren Füßen geht der Arbeitstag im Restaurant seinem Ende zu, bis die Lichter schließlich endgültig erlöschen. Dann schweigen auch die Frösche und eine tiefe Stille senkt sich über alles. Mittlerweile zwar in die Wolldecken des Kinderzimmers gehüllt sitze ich immer noch da und glotze in den Wald, dessen Baumkappen sich im Mondlicht noch als einzig wahrnehmbare Grenze erkennen lassen.

Selbst das Pferd, das an einer langen Schnur angebunden auf dem kargen Grundstück gegenüber hinter dem anderen Ende des Parkplatzes lebt, hat sich an die Baumgrenze zurückgezogen und schläft wohl dort. Weißgrau gefärbt macht es natürlich im Mondlicht besonderen Eindruck, auch wenn es dort wohl seinen Austrag zu fristen scheint. Für uns wird es Teil unserer temporären Familie werden, des morgens begrüßt und des abends verabschiedet, so wie wir hier mit dem Restaurant zusammen in einem Lebensrhythmus wohnen. Wir sind glücklich, wieder in einer realen Welt angekommen zu sein, in der es ein echtes Leben gibt und uns Landschaft umgibt. Wie sich noch herausstellen wird, sind wir auch zu Recht dankbar, einen solchen Platz noch gefunden zu haben, es ist nämlich der einzige weit und breit.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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