Reisebericht zu Andalusien→Costa de la Luz→Conil Cabo Roche Conil und Cabo Roche als Alternativprogramm für den Dia de TrebujenaDer geplante Besuch des Flohmarkts und Fiesta in Trebujena fällt aus Gesundheitsgründen aus. Dafür holen wir uns wie Anfänger einen sauberen Sonnenbrand am Strand, beschaffen Pizza aus Conil wie die Profis und bewundern Sternschnuppen wie die Glückskinder. Sensationen gibt es auch auf kleiner Ebene! Das Aufwachen aus gut vorbereiteten Plänen fällt leider gemischt aus. Im Gegensatz zur gestrigen Weltuntergangsstimmung empfängt uns ein strahlend blauer Himmel. Dafür hat sich Lore eine ihrer ursächlich unerklärlichen Schwindelattacken eingefangen. An Autofahren über weite Strecken ist also nicht zu denken, und Trebujena am Südrand der Donana liegt von hier aus gesehen fast schon wieder am südlichen Stadtrand von Sevilla. Dort wird ein Marktwochende gefeiert mit Musikveranstaltungen und vor allem großem Flohmarkt. Ich hatte Lore schon seit Wochen den Mund darauf wässrig gemacht, nachdem ich beichten musste, dass Sevillas Flohmarkt nicht an unseren Besuchstagen stattfindet. Zu sorglose Strandpartie statt Flohmarktwochenende in Trebujena verschafft uns SonnenbrändeIn Anbetracht des Wetters ziehen wir uns an den Strand zurück und hoffen, dass Ruhe und Meer ihren Zustand wieder bessern. Immerhin kann sie es dort gut aushalten. Dafür machen jetzt wir denselben Fehler, wegen dem wir drei Tage zuvor noch ein jungfräulich weißhäutiges Pärchen so überheblich belächelt hatten. Mit unserer bereits gut vorhandenen Grundbräune lassen wir alle Vorsichtsmaßregeln außer erstem Eincremen beiseite und merken bei der stets leichten Brise nicht, wie uns die Sonne zu Kopf und unter die Haut steigt. Stunden später haben wir uns veritable Matschbirnen und verschiedene Sonnenbrandflecken eingehandelt, als wären wir Anfänger. Daheim schleppen wir mühsam die Sonnenliegen unter den Baumschatten und merken, dass wir die Badeorgie erst kurz vor dem Sonnenstich abgebrochen haben. Die beiden Hunde freut es, dass sie so Gesellschaft im sonst verlassenen Olivar de Conil haben und legen sich friedlich unter den nächsten Baum. Ich habe wirklich selten derart friedfertige Schäferhunde erlebt, die mit einem gelegentlichen Tätscheln zufrieden sind, weder um Essen noch um Bespielung betteln und nur ganz selten einen Ton von sich geben, was in nächtlicher Dunkelheit sogar zu unnötigen Schrecksekunden führen kann. Je mehr der Nachmittag in den Abend übergeht, wird aber die Frage des Abendessens virulent. Das hätten wir ja eigentlich in Trebujana zu uns nehmen wollen oder, noch lieber, auf dem Rückweg im berühmten Fischlokal in Puerto de Santa Maria. Für morgen ist ohnehin das Abschiedsessen im Restaurant geplant, so dass die Haushaltsbestände planmäßig aufgebraucht worden sind. Auf dem Heimweg vom Strand haben wir bemerkt, dass sich in dem kleinen Asador hundert Meter weiter in Richtung Hotel Cabo Roche Leben rührt. Anscheinend wird dort langsam die diesjährige Saison eröffnet und das projiziert das Bild einer schönen Holzofenpizza vor mein geistiges Auge. Lore würde dem ja folgen, sie will das Haus heute aber nicht mehr verlassen. | |||
Pizza und Sternschnuppennacht als Alternativprogramm am Cabo RocheAlso beschließe ich, in Conil auf die Jagd nach Futter zu gehen. In so einem Ort wird es doch in Gottes Namen auch Pizza zum Mitnehmen geben, wo so viele Touristen in Apartments leben und doch eher zu faul zum Kochen sind. Falls alle Stricke reißen, muss ich eben im Supermarkt noch irgendeine Schnellvariation auftreiben, dafür reicht die Zeit gerade noch. Voller Entdecker-Elan trabe ich durch die Gassen in Conil. In den meisten Cafés und Bars gäbe es sicher das eine oder andere an Tapas oder Bocadillos mitzunehmen oder auch einen gebackenen Fisch könnte ich mir vorstellen. Noch bestehe ich aber auf meiner Pizza. Und meine Sturheit wird belohnt. Am Ende der Calle Cadiz, kurz bevor ich nachrechnen muss, wie viel Zeit mir noch bis zur Schließung der Supermärkte verbleibt und wo ich ohnehin wieder zum Parkplatz am Strand abbiegen muss, taucht die kleine Pizzeria auf. Nicht größer als ein Zeitungsladen, zwei kleine Tischchen vor der Tür, auf Pizza in die Hand geeicht. Ein junges Pärchen betreibt das Geschäft und freut sich über die Order ebenso wie ich über meinen Erfolg. Während ich mit einem kleinen Cruzcampo und einer Zigarette vor der Tür auf die Fertigstellung warte, bringt ein Bekannter eine Dose Pimenton vorbei, also scharfen Paprika. Drinnen entspinnt sich eine weitschweifige Diskussion darüber, welcher zum Pizzabacken am Besten geeignet sein könnte, was mein Vertrauen zumindest in das Engagement der jungen Leute ganz beträchtlich erhöht. Ich erwäge kurz, beizutragen, dass meines Erachtens dieselbe Dose auch in meinem spanischen Wanderhaushalt Verwendung findet und ich mit ihr seit seinem Einkauf in Granada bestens zufrieden bin, will mich aber dann doch lieber nicht in meiner eigenen Sprachunfähigkeit verheddern. Außerdem muss ich jetzt Gas geben, um die Pizza halbwegs warm zu meiner Liebsten zu bringen. Das gelingt, auch wenn mir Verkehrskontrollen der Policia Local noch Steine in den Weg legen wollen. Die Pizza ist vom Feinsten, Lore glücklich und auch ein wenig stolz auf ihren Superjäger. Ich tue natürlich, als sei das die kleinste meiner täglichen Übungen gewesen. Endlich können wir Wein und Bier draußen genießen, in Decken gehüllt, aber unter einem sternenklaren Himmel. Für passende Musik sorgt der Asador weiter oben. Offenbar wird dort tatsächlich eine rauschende Party zur Eröffnung gefeiert. Und wenn wir den Blick ab und zu über die Baumkuppen richten, fällt die eine oder andere Sternschnuppe vom Himmel. Für zwei, drei stille Wünsche reicht es jedenfalls. | |||
Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten
Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten | |||
© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de
Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014
Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten
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