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Aufkommender Sturm verhindert weitere Badefreuden und beendet den Besuch der kreativen Pizzeria "YeYe"

Reisebericht zu Andalusien Costa de la Luz → Conil

Gleitschirmfliege Beobachtungsplatz

Trotz imposanter Brandung vehindert der starke Wind erneute Badevergnügen zwischen den Wellen. Beim Spaziergang oberhalb der Steilküste bemerken wir die bereits massiven Erosionsschäden, was die Gleitschirmflieger in Fuente del Gallo weniger stört, die wir danach noch beobachten. Seltsame Objekte am Ortsrand von Conil scheinen bauwütigen Größenwahn zu bezeugen. Die Pizzeria YeYe dagegen überzeugt mit kreativen Ideen und gutem Service, selbst wenn an der Organisation noch gefeilt werden muss.

Es ist noch früher Nachmittag, als wir von unserem Ausflug nach Jerez zurückkehren. Der Himmel ist immer noch bedeckt, außerdem kommt zunehmend starker Wind auf vom Meer. Ich beschließe, unserer Badebucht nochmals einen Besuch abzustatten und nach anfänglichem Zögern schließt Lore sich an.

Winde wie am Nordseestrand verhindern den Badegang zugunsten eines Spaziergangs auf der Abbruchküste

Tatsächlich herrscht dem auffrischenden Wind entsprechend hoher Wellengang an der Küste. Allerdings stellt sich die Frage gar nicht erst, ob dieses Ereignis auch einen kleinen Badegang auslösen könnte. Die Brecher sind viel zu weit draußen und der kalte Wind lässt eher Erinnerungen an eine herbstliche Nordseeküste wach werden denn an südliche Plantschfreuden, obwohl das Wasser selbst wohl genügend warm wäre.

Außer uns trotzen auch nur noch vier weitere Standhafte den Naturgewalten, darunter immerhin zwei Vorzeiger, auf die der Begriff tatsächlich zutrifft. Wie Säulen haben sie sich mit verschränkten Armen neben ihren Angeln aufgebaut, hängen ihr Schwänzchen in den Wind und starren angestrengt auf die Kimm. Das ist zwar komisch, aber nicht besonders abwechslungsreich, und zum Lesen ist es sogar zwischen den Felsen schnell zu ungemütlich.

Da unternehmen wir lieber noch einen kleinen Spaziergang durch die Macchia oberhalb der Steilküste, wo wir alsbald die Folgen der Naturgewalten inspizieren können. Schon die nächste Bucht in Richtung auf den Leuchtturm ist abgesperrt, die breite Steintreppe mit massiven Holzbohlen verbaut. Ein Blick nach unten zeigt die Ursache. Der Mittelteil des ehemaligen Strandes ist von einer Gerölllawine überspült und die Risse unterhalb zweier noch intakter Felskanten verschaffen diesen auch keinen sonderlich vertrauenswürdigen Eindruck mehr. Ich bilde mir schon ein, dass man hier noch hinuntersteigen konnte, als wir bei unserer ersten Ankunft am Cabo Roche noch so spektakuläre Fotos im rötlichen Widerschein der Abendsonne schießen konnten. Wir können nur hoffen, dass dieses Schicksal unserer Lieblingsbucht noch eine Zeit lang erspart bleibt.

Nachdem wir vom Leuchtturm aus noch einen Blick auf das aufgewühlte Meer riskiert haben, treibt es uns aber doch zum Auto zurück.

Conils Glanz und Größenwahn an den Ortsrändern

Jetzt will Lore aber noch das Rätsel der allgegenwärtigen Gleitschirmflieger lösen, die wir von der Terrasse aus immer über dem Meer schweben sehen können. Sie behauptet, die Piloten würden immer direkt hinter den am Kamm stehenden Häusern aufsteigen, was mir noch gar nicht aufgefallen ist. Das müsste dann in etwa an der Bucht von Fuente del Gallo, also am Nordrand der Coniler Stadtbucht sein.

Ich weiß zwar, dass man sich von der Verbindungsstraße Cabo Roche-Conil auch direkt nach Fuente del Gallo durchschlagen kann. Bei unserer verzweifelten Wohnungssuche nach dem Fehlschlag in Novo Sancti Petri hatten wir uns so über die Nebenstraßen an verschiedenen, meist damals noch geschlossenen Campingplätzen vorbei so zur Küste vorgearbeitet. Das ist mir jetzt aber zu mühsam. Ich nehme den Umweg über Conil und biege erst beim großen Kreisverkehr vor dem Mercadona wieder in Richtung Norden ab, wo ja auch ein entsprechendes Schild den Weg weist.

Kurz vor dem Kreisverkehr machen wir noch Halt an dem seltsamen Gelände, das uns schon immer aufgefallen ist. Hinter dem Friedhof erstreckt sich ein weites Gelände, durch asphaltierte Wege aufgegliedert, zwischen denen mit Steinen Parzellen auf dem sandigen Untergrund gegliedert worden sind, die Parkplätze darstellen könnten. Ein ganzer Wald von Masten, aufgepflanzte Solarzellen und verschiedene Schaltschränke scheinen eine zukünftige Platzbeleuchtung zu projektieren, allein es fehlen die Lampen. Noch nie haben wir hier einen Menschen oder ein Fahrzeug sich bewegen sehen, es ist auch kein Bauschild oder dergleichen zu entdecken, das über die Zukunft dieses seltsamen Platzes Aufschluss geben könnte und wir werden das Baurätsel auch nicht mehr lösen können.

Aber auch die Prachtstraße nach Fuente del Gallo gibt Zeugnis davon, was ich als durch Realität unterbrochenen Größenwahn der baulichen Expansionsgelüste interpretieren mag. Zwei mal zwei Spuren führen hinaus aus dem Ort, auch wenn wir relativ alleine auf der Straße sind. Links und rechts offensichtlich projektierte Baugrundstücke, auf denen teilweise bereits Fundamente errichtet sind, weiter abwärts zum Meer Apartmentanlagen und neuerliche Supermärkte, denen man aus der Ferne ansehen kann, dass die erhoffte Kundschaft erst einmal ausbleibt.

Sonniger Beobachtungsplatz unter den Gleitschirmfliegern in Fuente del Gallo

So stört es aber nicht sonderlich, dass der Boulevard ziemlich abrupt in eine der ansonsten hier üblichen Nebenstraße übergeht, wo man sich bei Gegenverkehr etwas an die Seite ducken muss. Nach meiner Schätzung müssten wir jetzt aber in etwa an der richtigen Position sein. Bevor der eigentliche Ortsteil Fuente del Gallo beginnt, biegen wir auf eine kleine Stichstraße nach links ab zum Meer. Bereits nach wenigen Metern öffnet sich ein riesiger, sandiger Parkplatz vor den Dünen, auf dem immerhin ein weiteres Fahrzeug auf seinen Besitzer wartet, de offenbar aus sportlichen Gründen hier ist. Da stellen wir uns dazu und riskieren mal einen Blick über den letzten Kamm, der uns noch vom Meer trennt.

Tatsächlich haben wir eine weite Sicht auf den Strand unter uns und tatsächlich kämpfen dort die Piloten mit dem Auf- und Abstieg. Auf den ersten Blick ist der Unterschied nicht leicht zu erkennen, weil jeder irgendwie an seinen Leinen zerrt, aber nachdem wir lange genug fasziniert zugeschaut haben, klärt sich die Lage.

Die Starter versuchen, Wind unter die Segel zu bekommen, während sie vom Strand aus die Hänge der dort flacher ansteigenden Steilküste hinauflaufen, um dann abheben zu können und sich sehr schnell die Klippen entlang nach oben schrauben. Bei der Landung versucht man vom Meer her kommend, genügend Auslauf am Strand zu bekommen, um dann aber zügig den noch im Wind strampelnden Schirm einzuholen, bevor man wieder nach oben gezogen wird. Beides gelingt nicht immer, und so betrachten wir ein durchaus spannendes Schauspiel zu unseren Füßen. Auch am Himmel wird es nicht langweilig. Die meisten fahren erst einmal südwärts in Richtung El Palmar, um dort zu wenden und die Küste nordwärts bis zum Cabo entlang zu schweben. Unterwegs kommen sie sich aber gerade über unseren Köpfen durchaus nahe, so dass wir oft rätseln, wie diese spielerisch wirkenden Ausweichmanöver technisch abgewickelt werden.

Fasziniert verbringen wir eine geschlagene Stunde an diesem Aussichtsplatz. Eine schmale Sandpiste führt entlang der Steilküste auch hinunter zum Strand und ab und zu kommt auch einmal ein Sportler hier hinaufgefahren, nicht ohne den Zaungästen fröhlich zuzuwinken. Offenbar lässt sich der schmale Parkplatz unten aber auch von Conil aus direkt ansteuern.

Auf dem Rückweg begutachten wir noch die gar nicht schlampige Apartmentanlage am Ende der Stichstraße, von der aus auch nordwärts noch ein abgezäuntes Weglein zu einem kleinen Strand hinunter führt. Schwer zu sagen, ob die offensichtlich überschaubare Besucherzahl der Wetterlage oder der Nachsaison geschuldet ist. Aber auch hier scheint es sich gut leben zu lassen. Nachdem die Bauwut zu einem Zwangsstop gekommen zu sein scheint, gibt es in Conil offenbar noch überall versteckte Ecken, die durchaus gemütliches Wohnambiente versprechen können.

Genügend Angebot an Pizzerien entlang der Calle Cadiz in Conil

Die gute Seeluft hat jetzt aber den Hunger geschürt. Mit unserem Fischlokal in Puerto de Santa Maria ist es ja mal wieder nichts geworden, aber selber kochen mögen wir jetzt auch nicht, wo wir schon auf Restaurant eingestellt sind. Lore gelüstet es nach Pizza. Finde ich jetzt nicht so kulinarisch erleuchtend, andererseits habe ich Hunger und bis die "echten" Restaurants um 20:00 öffnen müsste ich mich noch über eine Stunde gedulden. Bei Pizzerien in Touristengegenden könnte schon die Hoffnung bestehen, auch jetzt bereits was zwischen die Kiemen zu bekommen. Das überzeugt mich und eigentlich habe ich ja auch nix direkt gegen Pizza.

Letztes Jahr konnte ich fette Punkte bei meiner Liebsten sammeln, als sie krank im Olivar darniederlag und ähnliche Gelüste entwickelt hatte. Da ging ich auf die Jagd, und es gelang mir zu ihrem Unglauben tatsächlich, in einer kleinen Pizzeria am oberen Ende der Calle Cadiz zwei im Straßenverkauf zu erstehen. Sowohl die Qualität wie auch die jungen Leute, die das Lokal betrieben, hatten mir gut gefallen. Da will ich als erstes nochmal nachschauen.

Bei unserem Einkaufstag in Conil war der Laden noch geschlossen gewesen, aber von Donnerstag bis Sonntag ist angeblich Betrieb. Ich weiß nicht, ob ich mich für die engagierten Betreiber freuen soll. Entweder können sie wegen beginnendem Reichtum weniger arbeiten oder aber sind gezwungen, den Betrieb aus Rentabilitätsgründen einzuschränken. Jedenfalls will ich nochmal nachschauen und zerre Lore die Steigung an mehreren bereits offenbar geöffneten Pizzerien vorbei bis zuletzt hinauf. Die beiden kleinen Holztischchen vor der Türe sind dann aber dermaßen dem heraufziehenden Wetter ausgesetzt, dass man sich beim besten Willen dort nicht niederlassen kann, und das Innere besteht nur aus dem Verkaufsraum. Auch den drinnen auf Kundschaft wartenden Pizzabäcker kenne ich jedenfalls nicht.

Also stapfen wir etwas betröppelt doch wieder zurück am gerade erwachenden Patio de Cadiz vorbei, indem wir letztes Jahr durchaus gut gespeist hatten. Jetzt haben wir uns aber schon für die Pizza entschieden.

Gute Kreationen, aber schlechtes Timing in der Pizzeria YeYe

Die nächste Occasion ist das YeYe einige Meter abwärts. Das Lokal ist bereits geöffnet und erscheint uns mangels anderer Erfahrungen ebenso gut oder schlecht wie weiteres Suchen. Wir nehmen im modern eingerichteten Lokal Platz, nachdem es auf den Straßenplätzen ungemütlich zu werden droht, auch wenn ich dort natürlich besser des Rauchens frönen könnte.

Die Wahl ist schnell getroffen, Lore entscheidet sich für eine scharfe Diabolo-Variante, ich will die Haus-Pizza probieren mit Frischkäse. Die Getränke sind schnell serviert, sowohl Lokal wie Abholer füllen bald den Saal. Leider kommt zunächst einmal die "Diabola". Lore kennt mich schon etwas länger. Sie weiß, wie ganz plötzlich ungnädig ich reagieren kann, wenn der Hunger mich plagt und füttert mich mit kleinen Ecken ihrer Portion. Das ist nicht nur aufopfernd, weil sie sie ohnehin nicht geschafft hätte, hat aber zur Folge, dass ich am Ende locker eine plus ein Drittel Pizza verspeisen muss.

Der aufmerksame Ober merkt das immerhin und entschuldigt sich nun mehrfach für die Verspätung, was immerhin bedeutet, dass meine noch im Anmarsch ist. Wir sind es auch zufrieden, weil die Pizzen mit flachem Boden und hartem, krossen Rand wirklich gut daherkommen und Würzöl unaufgefordert dazu gereicht wird. Als meine dann kommt, hat sich die Warterei auch gelohnt. Der reiche Belag unter der Frischkäseschicht stellt sich als wirklich gute und auch kreative Variante heraus. Nicht nur durchaus zufrieden, sondern auch mit neuen Fingerzeigen ausgestattet, verlassen wir am Ende das Lokal.

Unwetter in Conil: "Wenn es schräg regnet, trifft es auch die Geraden"

Auf dem Weg zurück zum Auto treffen uns aber bereits die ersten Tropfen. Die sind noch relativ verhalten, und bei einem Carajillo auf der heimischen Terrasse können wir noch das Wetterschauspiel am Himmel über den umliegenden Hügeln beobachten.

Dann wir es aber doch richtig ungemütlich, und wir flüchten schnell nach Innen. Der aufkommende Regen wird vom Sturm derart gepeitscht, dass er fast horizontal unter das Dach der Terrasse herein fegt und auch im letzten Winkel kein Schutz mehr geboten wird. Lore wird sich alsbald zur Ruhe begeben.

Ich hämmere noch ein wenig Notizen in meinen Laptop und sichte die Fotos. In dem Fall ein Segen, der Sturm kommt jetzt nämlich derart waagerecht daher, dass sogar die Wasserpfützen auf der Terrasse unterhalb des Türschlitzes in die Wohnung hineingedrückt werden. Als ich zufällig mal wieder vom Bildschirm aufblicke, darf ich erst einmal mittels einer mittelgroßen Wischaktion unseren Wohnzimmerboden auftrocknen und danach den Türschlitz mit den durchgefeuchteten Handtüchern sichern. Mit einem letzten Handwerkerbier beobachte ich noch etwas die Lage, kann dann aber doch ebenfalls einigermaßen beruhigt zu Bett gehen. Mit Strandleben scheint jedenfalls erst einmal Schluss zu sein.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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