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Reisebericht zu Andalusien→Costa de la Luz→Conil Cabo Roche

Lokalkolorit zum Abendessen bei unseren Gastgebern, der Venta Cabo Roche

Pinienwald am Cabo Roche

Den letzten Urlaubstag in Andalusien lassen wir bei strahlendem Sonnenschein ruhig am Strand ausklingen und gönnen uns zum Abschied ein festliches Abendessen in der Venta Cabo Roche. Neben Lokalkolorit gibt es gute gegrillte Seebarbe und hervorragende Desserts, danach ein leicht wehmütiges Abschlußbier-Leertrinken mit Blick auf den Pinienwald.

Die gestern noch aufkommende, wilde Gewitterstimmung hat sich verzogen und für unseren letzten kompletten Urlaubstag empfängt uns strahlender Sonnenschein bei einer angenehmen, leichten Brise. Unserer Gewohnheit, einen insgesamt über allen Erwartungen schönen Aufenthalt mit einem ruhigen Strandtag ausklingen zu lassen, steht also nichts im Wege. Lore hat genügend Zeit, ihr eigenes Hauptproblem der letzten Tage zu lösen: Wegen der immer gleichen Liegeposition befürchtet sie eine Linkslastigkeit ihrer Gesichtsbräune, die kann sie jetzt den ganzen Tag korrigieren.

Ein bisschen hat uns die Sonne heute vielleicht doch noch aufs Hirn gebrannt, denn der Spätnachmittag wird zum Ausleben gewisser wahnhafter Ideen benutzt. Lore bekommt plötzlichen Eishunger, der sich am Ende nur durch eine Packung Mini-Magnums aus dem Supermarkt stillen lässt. Ich will noch die führerseitig erwähnte Cala Aceite sehen, die uns immerhin zu dem bei unserem ersten Erkundungsritt versehentlich rechts liegengelassenen Campingplatz über dem Hafen führt. Der Platz liegt schön ruhig inmitten des Pinienwaldes, ist aber noch geschlossen und die Küste können wir nicht erreichen, weil die Zufahrt ungesichert durch einen hochwasserbedingten Straßenabbruch unpassierbar ist, zumindest mit dem Auto und per pedes ist uns der Weg zu weit.

Als Tribut an die Heimat der letzten Tage gondeln wir im Auto noch durch die Strassen von Conil, wo wir uns alsbald auch wieder im Gewirr der Einbahnen verfangen. Hier geht es wieder eher eng zu. Wir finden keine Sensationen, die den Ort von den vielen in den letzten Wochen durchfahrenen besonders herausheben würde, aber auch nichts, das ihn unsympathisch machen würde. Es gibt alles, was man braucht, vermutlich sogar das eine oder andere Restaurant, wohnen wollen wir aber doch lieber am Cabo.

Abendessen in der Venta Cabo Roche zum Abschied von Andalusien:

Und dort, bei unseren Gastgebern, wollen wir natürlich auch unser Abschiedsessen für diese Andalusien-Rundreise einnehmen. Zunächst genießen wir ein letztes Mal die stahlgraue Stimmung über den gerade noch rötlichen Felsen an den Klippen von Cabo Roche, die unmittelbar nach Versinken des Feuerballs eintritt und diese seltsame Stille bei Mensch und Tier verursacht, als sei das Leben gerade in sich zusammen gesunken.

Es gibt aber keinen Anlass zur Melancholie, eher Freude über das Glück, beim Zwang zur Improvisation diesen Platz überhaupt gefunden zu haben und mit diesem Gefühl machen wir uns bald auf den Weg ins Lokal unter unserer Wohnung. Ein wenig mutig finden wir uns angesichts der Erfahrungen in Granada schon, schließlich haben wir uns nie die Mühe gemacht, die Speisekarte unserer Gastgeber zu studieren. Im Hauptraum sitzen die üblichen Verdächtigen um einen der hinteren Tische vor dem Fernseher versammelt, deren An- und Abfahrt wir in den letzten Tagen vom Balkon aus bereits beobchten konnten, der Stammtisch eben. Im noch dunklen, angrenzenden Speisesaal herrscht dagegen noch gähnende Leere.

Draußen ist es zu kalt, und so möchte ich aus Solidarität eigentlich einen der Bartische am Fenster einnehmen und die Mehrarbeit, extra für uns den Saal zu öffnen, ersparen. Heute bedient der ältere Ober, wie immer klassisch, weißes Hemd, schwarze Hose, schwarze Fliege und der besteht kompromisslos auf der Benutzung des Saals, nachdem Lore schon hineingelurt hat. Immerhin wählen wir einen der Tische nahe am Eingang.

Jeder der vielleicht 20 Tische ist fein eingedeckt, das Interieur etwas zeitlos in Eiche rustikal, aber nicht geschmacklos. Der Hotel-Gasthof "Zur Post" in vielen deutschen Kleinstädten sieht genauso aus. Allein der einsam im als Abgrenzung zur Bar in die Wand eingelassenen Aquarium vor sich hin dümpelnde Hummer verweist auf den hiesigen, maritimen Hintergrund. Die in schweres Leder gebundene Speisekarte weist eine englische und eine deutsche Übersetzung auf, und in der Kombination aller Varianten können wir uns ein gutes Bild machen. Die Preise sind gehoben, aber nicht überzogen.

Gegrillter Fisch an Rosewein und hervorragende Desserts

Die Mühe hätten wir uns allerdings sparen können, denn während wir uns den Oliven widmen, die den anfangs in Granada in der Touristenfalle genossenen leider nicht das Wasser reichen können, erfahren wir, was der Koch heute so an Fisch eingekauft hat und in welchen Varianten er ihn zubereiten könne. Mit reichlich Gestik, meinem rudimentären Italienisch-Latein-Wortschatz und den Vorkenntnissen aus der Speisekarte entscheiden wir uns für einen Fisch, der wohl eine Art Seebarbe ist, in zwei Teile für jeden von uns filiert werden kann und gegrillt wird. Die grüne Sauce verschmähen wir und die Zubereitung a la marinera erscheint uns angesichts Lores Erfahrungen in Granada als übertrieben experimentell für einen Abschiedsabend.

Der bestellte, trockene Roséwein kommt in Form einer Flasche und wird mit großem Zinnober im Weinkühler auf Ständer "beside the table" mit Serviette herbeigezaubert. Er ist durchaus gut, fördert aber angesichts der Umstände Angstzustände bezüglich der Rechnung, nachdem wir uns gewöhnlich gerne auf den Hauswein verlassen. Das Fischlein präsentiert sich als wie zuvor auf dem Silbertablett präsentiertes, handgroßes Seitenfilet für jeden, gut gewürzt an einer überschaubaren Menge Kartoffeln.

Mittlerweile ist noch ein amerikanisches Pärchen eingetroffen. Die Dame scheint die bestimmende und auch spanisch gewandtere Person zu sein und hier wird auf die Standardkarte und zwei Gläser Bier zurückgegriffen. Offensichtlich geht es um den Ausbau eines nahe liegenden Anwesens, denn nacheinander stoßen vom Tisch der üblichen Verdächtigen in der Bar nebenan jetzt Teilnehmer hinzu und besprechen Baufortschritt und weitere Schritte. In auch für mich gut verstehbarem spänglisch werden Brüder, Cousins und sonstige Spezialisten ins Spiel gebracht, die die Fehler vorangegangener Baumeister spielend ausgleichen könnten.

Lore verspürt noch Hunger, weshalb wir uns beide der Dessertkarte widmen, die durchaus viel versprechend klingt. Mein anfängliches Misstrauen, hier mal wieder einer sprachlich gut gefärbten Manufakturkarte für tiefgekühlte Produkte von Langnese&Co aufzusitzen, löst sich schnell auf. War der Fisch einfach in Ordnung, sind die Desserts tatsächlich sensationell. Als wir die Teller mit leuchtenden Augen leergeputzt zurückgeben und noch professionell zwei Carajillos bestellen, huscht sogar ein leises Lächeln über die ausdruckslos freundliche Miene unseres Obers.

Die Rechnugswette rangiert zwischen 60 und 80 € und geht ziemlich exakt unentschieden aus, was uns angemessen erscheint. Einmal mehr zufrieden über unsere Standortwahl ziehen wir uns in unsere Suite zurück. In zwei Wolldecken gewickelt starre ich vielleicht ein Bier zu viel auf die Silhouette des Piniengürtels, während unter mir das mittlerweile lieb gewonnene Ritual des Kneipenabschließens stattfindet, bis völlige Stille auf dem Parkplatz unter mir einkehrt. Ich merke es aber rechtzeitig und opfere die letzte Hälfte der Flasche, die zuviel des Guten gewesen wäre, dem Gott der Wiederkehr, dessen stürmische Winde die Tropfen über die ganze Landschaft verteilen. Lore wird die allerletzte, für den morgigen Flughafenaufenthalt reservierte Flasche uneres jetzt aufgelösten Haushalts dann noch versehentlich dem Gott des Mülls überantworten, so dass für unsere Rückkehr an diesen Platz eigentlich alle Omen auf Grün stehen.

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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