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Reisebericht zu Andalusien→Costa de la Luz→Naturpark La Donana

Naturerlebnis im den Besucherzentren des Nationalparks La Donana, Acebron und Acebuche

Donana Acebuche Acebron

In El Acebron können wir die Natur der Donana auf einem kleinen Rundwanderweg genießen, der fast als Waldlehrpfad gestaltet ist. Zuvor informiert uns noch eine kleine, aber sehr informative Ausstellung im gleichnamigen Palacio über Umwelt und Lebensbedingungen im Nationalpark im Verlauf des letzten Jahrhunderts. Mangels Vorausbuchung und Zeit verzichten wir auf eine Unimog-Tour von Les Acebuche aus, können uns aber über kurzweilige Beobachtung von Wasservögeln in der dortigen Schilflandschaft freuen.

Nachdem wir in der Westernstadt El Rocio gewissermaßen einen Naturpark menschlicher Glaubensrituale erlebt haben, wollen wir uns jetzt der Flora und Fauna eines der größten noch verbliebenen Reservate europäischer Flussmarschlandschaften widmen. La Donana ist unter anderem eines der letzten Rückzugsgebiete vieler Zugvögelarten, verbliebener Wildpferde und des andalusischen Luchs. Die Tiere werden wir ohnehin nicht zu sehen bekommen, da das Betreten des Wildparks ohne geführte Begleitung untersagt ist, aber eine oder zwei der von der Naturschutzbehörde angebotenen Kurzwanderungen oder Lehrpfade um die hier angesiedelten Besucherzentren herum wollen wir uns schon ansehen.

El Acebron: Zentrum für freie Ausflüge in der Lagunenlandschaft von La Rocina

Los Acebuche wird eigentlich als das zentrale Besucherzentrum der Donana gehandelt, aber auch um El Acebron werden einige lohnende Wanderungen beschrieben. Dieses, etwas kleinere Centro Visitantes soll sich unmittelbar an die malerische Seenlandschaft um El Rocio anschließen. Nach Passieren einer Baustelle kratzen wir gerade noch die Kurve nach rechts in die einer Hazienda ähnelnden Einfahrt, obwohl bereits zuvor darauf hingewiesen war, wie wir es von der Naturschutzbehörde mittlerweile gewohnt sind.

Hinter den weiß gekalkten Eingangssäulen fahren wir an einem maurisch gestylten Gehöft mit hübschem Rosengarten vorbei auf einen staubigen Parkplatz, der mit seiner Überdachung aus Strohmatten eher wie eine Autobahnraststätte wirkt. In deren Schatten parken wir zunächst das Auto, um uns zu orientieren. Auf der anderen Seite der Schnellstraße sollten einige Wanderwege in die Lagune von El Rocio führen, das hatte ich mir noch gemerkt, das Besucherzentrum selbst sollte jedoch etwas abgelegener sein.

Am Ende des Parkplatzes führt eine asphaltierte Straße weiter hinein in die Landschaft, und von dort kommen auch die wenigen Autos, die sich hier bewegen. Als ich ihnen nachschaue, fällt mir erst der bescheidene Wegweiser auf, der tatsächlich auf diesen schmalen Pfad in Richtung El Acebron verweist. Offenbar befinden wir uns bereits frei laufend im Reservat, die Tempo-30-Schilder tauchen jedenfalls alle 100 Meter auf und werden durch die hier üblichen Gummischwellen quer über die Fahrbahn noch betont. Die im Wechsel folgenden Schilder, auf Luchse zu achten, erscheinen uns dagegen eher lächerlich. Lore fordert vehement ein kurzes Hupkonzert, damit wie sie neugierige Luchse auf uns aufmerksam werden und sie einem die Hand schütteln könnte.

Das lehne ich natürlich ab, und so bleibt die flache Heidelandschaft leer von Lebewesen abgesehen von einigen Fotofreaks, die sich neben ihren abgestellten Fahrzeugen mit riesigen Teleobjektiven auf die Lauer gelegt haben. Wir erreichen einen weiteren Parkplatz, der wieder strohbedeckte Parzellen im Karree anbietet. Im rechten Eck erreicht ein mit Holzplanken gedeckter Weg den Platz und dort parken wir das Auto. Die angelegten Wanderschuhe würden uns ja dorthin ziehen, aber angesichts des breiten Durchgangs im Zentrum der Anlage scheinen wir hier eher am Ende des gedachten Weges zu stehen.

Tatsächlich führt der Haupteingang auf eine breite, mit schattigem Baumbestand eingefasste Promenade, die ebenso zu Schloss Nymphenburg oder einem englischen Herrenlandsitz führen könnte. Schon bald taucht der Palacio de Acebron im Blickfeld auf und macht dieses Bild perfekt. Dieses Centro Visitantes ist jedenfalls stilvoll untergebracht und vor allem auch zu mittäglicher Besuchszeit noch geöffnet.

Informative Ausstellung über die Lebensbedingungen in der Donana im Palacio de Acebron

Je näher wir dem kleinen, weiß aus der Landschaft heraus leuchtenden Gebäude kommen, desto offensichtlicher wird der Touch einer römischen Villa, den der Erbauer, ein englischer "Aussteiger" der ersten Stunde ihr verpasst hat. Kleine romanische Säulen verzieren die Loggia im ersten Stock und vermitteln einen Eindruck von Größe, die das Schößchen gar nicht hat. Breite Treppen führen zum Eingang hinauf, als erwarte man jeden Tag den Einzug des spanischen Königspaares.

Innen dagegen machen die großzügigen Salons durchaus Eindruck, weisen aber auch wegen der historischen Aufnahmen an den Wänden eher auf die Nutzung als Jagdschloss hin. Die langen, glänzenden Edelholztafeln erinnern jedenfalls an stille, gemütliche Abende mit endlosem Jägerlatein, nachdem eine Busladung von Besuchern gerade das Ensemble verlässt. In Gesprächspausen konnte der gelangweilte Teilnehmer des vermutlich opulenten Mahls an den Michelangelo nachempfundenen Deckenfresken seiner Fantasie freien Lauf lassen, indem diese durchaus anzüglichen Charakter haben. Das ist alles ganz nett anzusehen, irgendwie fühlt man sich aber angesichts der Umgebung im falschen Film, als wäre die falsche Kulisse aufgebaut.

Durchaus authentisch dagegen ist die im zentralen Eingangsbereich und vor allem im ersten Stock aufgebaute Ausstellung, die über Fototafeln, kleine Utensilien und Werkzeuge sowie spanische und englische Schrifttafeln einen sehr anschaulichen Überblick auf die beschwerlichen Lebensbedingungen in der Donana im Verlauf des letzten Jahrhunderts gibt. Hier werden ohne großes Brimborium und vor allem überschaubar und ermüdungsfrei Schlaglichter auf das Leben einer sehr ärmlichen Landbevölkerung geworfen, die sich hier mit einigermaßen widrigen, weil sumpfigen Lebensbedingungen auseinanderzusetzen hatte. Das ist auch ohne Fremdsprachenkenntnisse deutlich zu verstehen.

Eine weitere Treppe führt auf das Dach des Palacio zum "Observatorium", von wo aus ein weiter Blick über den Schlosspark und die dahinter liegende Marschlandschaft zu genießen ist, der wohl auch den Zweck eines Jägerstandes erfüllen konnte. In der kleinen Kapelle neben dem Palast von Acebron würden uns noch stündliche Videovorführungen angeboten, die Herkunft, fast drohende Vernichtung und jetzige ökologische Stabilisierung dieses Areals noch weiter erläutern würden, aber auf den Beginn der nächsten Vorführung wollen wir doch nicht warten. Wie schon in Laguna Grande packt uns aber doch Respekt vor dem Aufwand, der hier betrieben wird, um dem Besucher örtliche Aspekte andalusischer Kulturgeschichte nahe zu bringen.

Wanderweg und Lehrpfad durch die Vogelwelt der Laguna de La Rocina bei El Acebron

Wir machen uns da doch lieber gleich auf den Weg zum realen Naturerlebnis. Unmittelbar hinter der Kapelle sind unübersehbar die Holzbohlen ausgelegt, die uns in das sumpfige Gestrüpp rund um die Laguna de La Rocina führen. Kleine Stege markieren Aussichtspunkte, von denen aus die Ufer des kleinen Sees beobachtet werden können, wo einige Vögel in Ruhe gelassen ihr Familienleben pflegen. Wir gucken etwas zu. Nachdem wir nun nicht gerade ausgewiesene Vogelkundler sind, genießen wir mehr die idyllische Stille dieses Orts und betrachten die Bahnen der Reiher als Beiwerk dazu. Ornithologen können hier dem Vernehmen nach einzigartige Beobachtungen abschließen.

Nach einem kleinen Ponton führt der Weg in weiten Kurven schattig durch Busch- und Baumbestand am Nordufer des Sees entlang. Im Gegensatz zur vorher durchfahrenen, eher kargen Heidelandschaft wird deutlich, dass der Begriff Laguna hier weniger einem Südsee-Idyll gleichzusetzen ist, sondern mehr der grünen Insel in Begleitung einer Flusslandschaft entspricht, wie wir es auch schon in Laguna Grande bei Baeza erleben konnten.

Wir sehen die letzten Überbleibsel der böswillig von Kolonialherren eingepflanzten Eukalyptusbäume und bezeugen Ehrfurcht vor den aktuellen Wiederaufforstungsmaßnahmen einheimischer Gehölze, die schon an den kleinen Schutzkarrees in der umliegenden Marschlandschaft nicht zu übersehen waren. Spannender sind da schon die immer wieder kunstvoll aufgebauten Haufen von Totholz, die kleinen Baumhütten ähneln, die zufällig auf den Waldboden herunter gefallen sind, vermutlich aber eigentlich kleine Schnellkompostierer darstellen.

Insgesamt genießen wir eigentlich die Stille und einen gemütlichen, oft idyllischen, bequem begehbaren Kurzwanderweg, der uns am Ende an dem vermuteten Eck unseres Parkplatzes wieder absetzt. Mit mehr Zeit und mehr Bildungswillen hätten wir vermutlich durch die Kombination von Ausstellung und Waldlehrpfad deutlich mehr über Flora und Fauna der Lagune erfahren können. Die Einzigartigkeit bestimmter Arten ist nicht so unser Ding, sie wird aber neben der musealen Einführung durch genügend Fotojäger um uns herum bestätigt.

Uns genügt der mit vielen Schaupausen gespickte, einstündige Rundgang durch eine nicht unbedingt spektakuläre, aber ziemlich schöne, stille Naturlandschaft. Das macht zumindest Lust auf Los Acebuches, den nächsten frei zugänglichen Beobachtungspunkt in der Donana.

Fans von Wasservögeln finden hier ihr Paradies für Beobachtungen, Spontantouristen eher nicht: Los Acebuche, Zentrum für Touren in die Donana

Auch beim Rückweg zur Schnellstraße gelingt uns kein Kontakt mit den Luchsen, auf die wir entsprechend der Warnschilder so achten sollen. Deren weiterer Verlauf zur Küste hin ähnelt eigentlich mehr der Durchfahrt durch ein militärisches Sperrgebiet wie in Rota bei Cadiz am südlichen Ende des Reservats. Links und rechts der breiten Autobahn sind hohe Schutzzäune angebracht, nur der Stacheldraht fehlt als Krönung. Ab und zu wird die Route durch breite Überfahrungen gebrückt, die aber keine Straßen darstellen, sondern offensichtlich künstliche Wildwechsel. Das wirkt alles etwas seltsam, aber im Sinne des Naturschutzes verständlich.

Kurz bevor wir das Meer fast schon riechen können, zweigt die Straße nach Los Acebuche ab. Auch hier fahren wir wieder einige Kilometer landeinwärts. Die touristisch größere Bedeutung im Vergleich zu El Acebron ist aber nicht nur an der Straßenführung nicht zu übersehen, auch der Parkplatz scheint eher einem Fußballstadion zugehörig. Schon auf der Zufahrt begegnen uns immer wieder seltsame, hochrädrig traktorartige Unimog-Gefährte, die an den Probelauf für Marsexpeditionen denken lassen. Auf dem Parkplatz von Los Acebuche haben sie jedenfalls ihr Nest, die riesige Picknick-Area dahinter lässt darauf schließen, was hier zur Hochsaison so los ist.

Nach der in El Acebron genossenen Stille sind wir etwas irritiert. Das Besucherzentrum als solches präsentiert sich uns mehr als Rezeption für die Bustouren mit den Marsmobilen. Ein kurzer Anflug von spontanem Interesse daran wird jedoch mit dem Belauschen einer französischen Familie im Keim erstickt. Ticket kaufen und losfahren ist hier sogar um diese Zeit der Nebensaison nicht angesagt. Ohne Vorausbuchung geht gar nichts. Da verzichten wir, stur, wie wir nun mal sind, auch auf weitere museale Vorbereitungen. Wir starten gleich durch.

Der kleine Vorraum führt zum Innenhof einer durchaus grandiosen Hazienda, die sich zu einer weiten Lagunenlandschaft hin öffnet. Die Storchennester auf den Spitzdächern der beiden Ecktürme des Patios wirken ein wenig wie Markenzeichen des Vogelparadieses, aber wir wollen nicht zu viel interpretieren. Fast wie an einem bayrischen Badesee, an den man sich unwillkürlich erinnert fühlt, zweigt hinter dem offenen Hof in beide Richtungen der Weg entlang des Schilfrands ab. Entsprechend der beschlossenen didaktischen Verweigerung ignorieren wir auch die vor vereinzelten Bäumen angebrachten Erklärungstafeln und machen uns nach rechts auf den Weg.

Der führt einige Meter entfernt vom Ufer entlang des kleinen Sees, in Abständen führen Pfade dann in Richtung Ufer zu kleinen Hütten, die man am heimischen Ammersee wohl als Bootshütten bezeichnen würde. Die erwähnte französische Großfamilie stürzt sich natürlich auf die nächstliegende der Hütten, weshalb wir uns für die zweite entscheiden.

Erst im Inneren der Bootshäuser wird uns vogelkundlichen Tieffliegern klar, worum es hier geht. In die Front zum See sind palisadenartige, kleine Sehschlitze eingeschlagen, um das Treiben der in der Lagune lebenden und nistenden Wasservögel beobachten zu können. An den Wänden sind auch entsprechende Bildtafeln angeheftet, die aber im herrschenden Halbdunkel fast nicht zu erkennen sind. In der Hütte unserer Wahl sind gerade mal zwei Plätze an den Sehschlitzen frei, die wir natürlich sofort in Beschlag nehmen. Hier kommt unser eigener Feldstecher mal richtig zum Tragen. Wir haben zwar keine Ahnung, wie selten die Vögel so sind, die wir nach einigem Suchen wie in einem Vexierspiel zwischen den Schilfinseln entdecken. Von der allgemein herrschenden Jägerlaune lassen wir uns aber schon anstecken und entwickeln viel Spaß, immer neue kleine Nester oder jagende Vögel in der Landschaft vor uns zu entdecken.

Eigentlich hätten wir uns jetzt eine kleine Kaffeepause mit Brotzeit verdient. Die dem Hauptgebäude angeschlossene Tapas-Bar mit und/oder Restaurant trifft aber nicht wirklich unseren Geschmack. Die in der Vitrine feilgebotenen Salate scheinen schon farblich gleichförmige Variationen eines russischen Fleischsalats zu sein, die Serrano-Schinken am Verkaufstisch für lokale Produkte in der Mitte sind dagegen unverschämt teuer.

Da werden wir in Matalascanas, dem zugehörigen Badeort am Meer wohl noch Besseres finden. Wir blättern noch etwas in den als Wandzeitungen angebotenen Dokumentationen zur Luchsaufzucht oder Wiederansiedlung im Naturpark und streunen durch den Museumsladen. Dann machen wir uns wieder auf den Weg zur letzten Etappe für heute, die Besichtigung der nördlichen spanischen Atlantikküste bis nach Huelva.

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© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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