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Nach einer ausführlichen Stadtrundfahrt durch Malaga besichtigen wir Burg und Aussicht über den Hafen auf dem Gibralfaro

Reisebericht zu Andalusien Costa del Sol → Malaga

Aussicht vom Castillo Gibralfaro hoch über Malaga

Unsere anfängliche Sorge betreffend des Einlösens unserer Freitickets für den roten Doppeldeckerbus erweist sich als völlig unbegründet. Wir werden freundkich aufgenommen und genießen eine herrliche Sightseeing–Rundfahrt über den Paseo Reding auf den Gibralfaro und zurück über die Calle Victoria. Dann lassen wir uns nochmals auf den Burgberg kutschieren, besichtigen die Anlage und genießen die prachtvolle Aussicht über Malaga und Umgebung von der gemütlichen Terrasse des Cafés.

Die letzte Aufgabe dieses Urlaubs steht noch vor uns: Für die erste gründliche Besichtigung der Stadt haben wir uns die Gutscheine für die roten Doppeldeckerbusse aufgehoben, die wir aufgrund berechtigter Beschwerden in Las Palmas de Gran Canaria erhalten haben. Das soll Lore die beschwerlichen Aufstiege auf den Gibralfaro und lange Wege in der Innenstadt ersparen. Außerdem schätzen wir diese bequeme, wen auch nich immer günstige Art der Konkatktaufnahme mit einer Stadt.

Leider ist dieser Gutschein mangels Verwertungsmöglichkeit mittlerweile fünf Jahre alt geworden und besteht aus einem Brief und zwei angefügten Pauschaltickets, die sich mit jedem Farbkopierer herstellen lassen. Ich gewärtige also gewisse Schwierigkeiten bei der Einlösung. Auf der Website des Unternehmens war der Busbahnhof beim Hauptbahnhof als Angelpunkt mit eigenem Büro ausgewiesen und der ist gerade zehn Gehminuten von unserem Stadtpalast entfernt. Um evtl. Schwierigkeiten schon im Vorfeld klären zu können, will ich die heutige Stadtrundfahrt daher lieber von dort starten lassen.

Schwierige Suche nach zuständigen Büros in den Bahnhöfen für Bus und Bahn Malagas

Eigentlich scheint es ganz einfach: Am südlichen Ende des großen Wohnkomplexes, den wir gerade unsere Heimat nennen dürfen, hinter dem großen Platz, führt die schmale Calle Merlo direkt auf den Paseo de los Tilos, und der führt uns direkt zum Busbahnhof, an dem die roten und auch andere Busunternehmen ihren Sitz haben sollen. Soweit meine Recherche im Internet. Die Tageshitze kündigt sich bereits an, als wir lostraben. Zwischen den Häuserschluchten spielt sich zwischen Eckkneipen das örtliche Geschäftsleben ab, nicht gerade spektakulär, aber sehr beruhigend.

Aus den versprochenen zehn Minuten wird doch eine Viertelstunde, und Lore wird etwas maulig. Die tiefen Wohnschluchten sind ihr suspekt und meiner konzentrierten Suche entlang der im Kopf gespeicherten Eckdaten mag sie nicht so recht trauen. Schon bald aber kann ich ihr triumphierend das Erreichen des Paseo de los Tilos vermelden, nur dass sich hier auch nur von einzelnen Bushaltestellen keine Spur findet. Geschäftsleben reichlich, aber keine Büros von Buslinien gleich welcher Art. Wir tasten uns weiter vor und folgen am Ende einfach den durchaus zahlreich fahrenden Autobussen nach rechts, was uns nach wenigen Schritten zur Estacion Autobuses führt.

Diese unterscheidet sich kaum von anderen Gebäuden dieser Art. An der Außenfassade im Backsteinstil wieder keine erhofften Büros, die Schalterhalle im Inneren bringt auch wenig Aufschluss. Dahinter öffnet sich aber ein wahrer Wirrwarr an Bussteigen mit entsprechend geschäftigem Hin und Her und unverständlichen Lautsprecherdurchsagen. Ich parke meine zunehmend weniger an den Erfolg unserer Mission glaubende Frau auf einer Bank und ordne striktes dort bleiben an, bevor ich mich alleine wieder auf die Suche mache.

Ich finde schon diverse Werbeaufsteller für die Busrundfahrten vor Kiosken und Cafés, aber nicht die erhoffte Zentrale. Lediglich ein Schalter der europaweit arbeitenden "Eurolines" weist sich durch einen entsprechenden Aufkleber auch als Verkäufer der Tickets aus. Der ist zwar nicht besetzt, eine hinter der Glaswand deponierte, weibliche Handtasche lässt aber hoffen, die Besitzerin möge irgendwann wieder erscheinen.

Nachdem es sich um meine einzige Chance handelt, kompetente Ansprache zu finden, lungere ich so lange in der Nähe herum, bis die Dame auch tatsächlich von offenbar menschlichen Bedürfnissen wieder zurückkehrt. Mit dem erwarteten Stirnrunzeln studiert sie das auf Deutsch verfasste Anschreiben. Zu meiner Überraschung nickt sie dann aber doch verständnisvoll. In verständlichem Spenglisch erklärt sie mir, ich solle die wenigen Meter bis zum Hauptbahnhof gehen. Genau vor dessen Haupteingang starten die Busse und ich solle die Freikarten einfach dem Fahrer präsentieren.

Spannender Beginn einer aussichtsreichen Sightseeing-Tour durch Malaga mit dem roten Tourbus

Ich bin so schlau als wie zuvor und entsprechend niedergeschlagen sammle ich Lore wieder von ihrer Parkbank auf. Die wenigen Schritte zum Hauptbahnhof haben wir gleich bewältigt und die Abfahrtsstelle des Sightseeing-Busses ist anhand seines großen Aufstellers unschwer zu übersehen. Bis zur nächsten Abfahrt um 13:10 haben wir aber noch 20 Minuten Zeit, deshalb möchte ich mir endlich mal einen Bahnhof in Andalusien von innen anschauen.

Die prunkvolle, marmorglänzende Eingangshalle macht deutlich, woran sich unsere heimischen Bahn-Oberen so orientieren. Eine ganze Stadt in der Stadt tut sich auf, nach links und rechts locken Wegweiser zu Geschäften, Bowlinghallen, Kinos und anderen Vergnügungen. Auf die Bahnsteige komme ich leider nicht, weil deren Betreten eine Sicherheitsschleuse und Gepäckkontrolle wie am Flughafen vorgeschaltet ist, und zum Einreihen in diese Schlange fehlt mir doch die Zeit.

Also doch lieber eine Wartezigarette vor diesem Reisepalast. Die will ich mir gerade zwischen die Lippen schieben, als ich den roten Bus im Augenwinkel heranrollen sehe, zehn Minuten vor der Zeit! Statt Lungenzügen gibt es Lungenfleddern durch ungewohnten Zwischenspurt. Lore hat den Bus auch schon gesehen und so treffen wir uns vor den sich gerade öffnenden Türen.

Zum nachdenken bleibt wenig Zeit, also lege ich dem armen Fahrer einfach meinen Brief und die beiden Freitickets vor, als sei das das Selbstverständlichste von der Welt. Er schaut kurz drauf, lässt sich nichts anmerken und reagiert ausgesprochen höflich. Ich möge doch schon einmal Platz nehmen, er werde mir die dann gültigen Tickets für den heutigen Tag an der nächsten Station bringen und überreicht mir unsere Kopfhörer für die übliche Sightseeing–Begleitung. Ich, der "Sir", versuche meinerseits meine Überraschung zu verbergen und lotse Lore auf das Oberdeck.

Dort ist gerade der Prominenten–Platz direkt über dem Fahrer frei geworden. Nachdem heute keine Erkältungskrankheiten durch unterschätzte kalte Winde wie in Barcelona zu befürchten stehen, nehmen wir gerne dort Platz und harren der Dinge, die vermutlich nicht auf uns zukommen werden. Ich wette darauf, dass niemand sich ernsthaft mit der Gültigkeit unserer Gutscheine befassen will und uns man uns einfach mitfahren lässt nach der Methode des geringsten Ärgers. Das wäre uns gleichermaßen egal. Wir wollen ja nur einmal die Runde fahren, einen gemütlichen Überblick gewinnen und uns dann auf dem Burgberg Gibralfaro absetzen lassen.

Da haben wir aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wir haben während der Fahrt durch die Häuserschluchten gerade mal unsere Kopfhörer angestopselt und die richtige Sprache gefunden, da halten wir schon wieder auf der Puente de Tetuan, dem Übergang zur Alameda Principal. Hier scheint sich die eigentliche Hauptstelle der Rundlinie zu befinden, denn der Motor wird abgestellt und am Boden verkauft eine eigens dazu abgestellte Stewardess Tickets und Ratschläge.

Sie ist unseres Fahrers erster Ansprechpartner, vielleicht aber auch nur der nach absolvierter Runde ersehnte Flirt, wir wissen es nicht. Jedenfalls werden uns zehn Minuten später mit herzlichem Dank ganz selbstverständlich unsere Tickets überreicht und kurz darauf beginnt der Bus seine nächste Runde. So können sich lange Vorüberlegungen und ausgefeilte Planung auch ganz schnell in Luft auflösen. Unsere letzte Aufgabe haben wir jedenfalls auch noch erfolgreich gelöst und können uns jetzt ganz entspannt der Besichtigung Malagas widmen.

Mit dem roten Doppeldecker-Bus vorbei an Malagas Hafen und Stränden

Gleich nach der Brücke biegt der Bus wieder nach rechts in Richtung Hafen ab, ohne den quirligen Verkehrsknotenpunkt der Alameda Principal zu berühren. Der Alameda de Colon, der wir jetzt folgen, ist deutlich anzusehen, dass die Menschen aus den umliegenden Büros hier die Entspannung der Siesta suchen. Geschäftig, aber doch ruhig hinter dem brausenden Verkehr. Es folgt der Hafen und mit ihm ein weiterer Busbahnhof, was angesichts der Fährverbindungen eigentlich logisch erscheint, uns nur bisher nicht aufgefallen war. Die im Ticket inbegriffene Führung zu Fuß durch die Altstadt um 13:00 haben wir jetzt zwar leider verpasst, aber ja schon führungslos, dafür aber ausgiebig absolviert.

Wir bewundern pflichtgemäß das alte Zollhaus und den berühmten Baum an der Plaza Marina, dann geht es auf den Paseo del Parque, der von unserem prominenten Sitzplatz in lichter Höhe nochmals eine Spur pompöser ausschaut. Dafür ist mein ganz persönliches Highlight Malagas, die Hafenpromenade Paseo de las Sorpresas, von hier aus nicht zu sehen. Auch die zweite, eigentliche Mole "LaMuelle" am Ostrand des Hafenbeckens lässt sich von oben über den Betonabdeckungen nur erahnen. Ihre Sensationen an Gestaltungen gastronomischer Freiluftkultur werden wir später zu Fuß auskundschaften.

Der stille Leuchtturm am Ende des Hafenbeckens wird dazu den Ausgangspunkt bieten. Jetzt aber gondeln wir erstmal weiter am Rande des weiten Stadtstrandes "La Malagueta", an dem sich tatsächlich viel Platz für ruhige Badefreuden bieten würde. Trotz der uns umgebenden Metropole würden wir hier überall noch ein Plätzchen für unser Badetuch finden, ohne dem Nachbarn auf die Zehen steigen zu müssen.

Nach der Umfahrung dieses "Molenzipfels" am Ostrand des Hafens kehrt der Bus zurück zum monumentalen Kreisverkehr der Plaza General Torrijos, um sich über den Paseo Reding weiter stadtauswärts zu bewegen. Den Erläuterungen im Kopfhörer zu den sanitären Verdiensten dieses Briten bezüglich des gleichnamigen Krankenhauses und des nachfolgenden englischen Friedhofs höre ich nur mit einem Ohr zu, während wir an der hiesigen Stierkampfarena vorbeigleiten. Viel zu sehr faszinieren mich die flachen Kolonialbauten, die sich plötzlich auftun und inmitten der Wohnhochhäuser wie ein Relikt aus überkommenen Zeiten wirken. Derartige Kontraste habe ich zuletzt in Sydney bei einer ähnlichen Stadtrundfahrt gesehen, und daran fühle ich mich jetzt freudig erinnert. Leider kann ich den Fotoapparat nicht schnell genug aktivieren bzw. verhindert das Plexiglas der Frontscheibe dann doch Bilder, die meinem Empfinden entsprechen.

Beschauliche Hintergründe Malagas lebhaften Stadtlebens auf dem Gibralfaro und dahinter auf der Calle Victoria

Am Ende des Paseo Reding dreht der Bus schließlich weg vom Meer und kämpft sich bergauf in das hügelige Hinterland. Der Blick auf die umliegenden Bergkämme wird frei, auf die sich überall Ansiedlungen hinaufziehen. Die Hochhauslandschaft am Meer verwandelt sich in gemütliche, beschauliche Reihenhaussiedlungen und Villen. Nach einer Haarnadelkurve geht es endgültig steil bergauf durch die Wälder des Gibralfaro.

Vom ersten Stock aus wirken diese Manöver manchmal durchaus Schwindel erregend. Richtig abenteuerlich wird es aber, als der Doppeldecker bei der Rückfahrt bergauf zurücksetzen muss und dabei schon beängstigend nahe an den ungesicherten Rand der Fahrbahn kommt, hinter dem es steil bergab geht. Vor allem, nachdem wir den obligatorischen Fotostop mit Hafenblick schon hinter und haben und vordergründig kein Grund für dieses Manöver zu erkennen ist. Den sehen wir erst nach der Kurve. Ein Charterbus hat sein Rangieren eingestellt und sich in eine der Ausweichbuchten zurückgezogen, so dass wir jetzt wieder mit dröhnender Motorbremse an ihm vorbeibrausen können.

Von den bequemeren Aussichtspunkten aus ist der Blick über den Hafen und die gesamte Bucht von Malaga aber schon berauschend. Auch das Sonnendeck des angrenzenden Paradors mit Schwimmbecken und Pool-Bar liegt unter uns. Nicht der Luxus sondern das kühle Nass lassen dabei in Anbetracht der zunehmenden Temperaturen Neidgefühle aufkommen.

Hinter dem Burghügel tasten wir uns jetzt durch enge Straßen wieder in die Stadt zurück. Eigentlich wollte ich am Kloster Santuario de Santa Maria de la Victoria einen Stop einlegen, weil es sich neben dem Gibralfaro um die einzige Sehenswürdigkeit handelt, die außerhalb des fußläufig erreichbaren Stadtzentrums liegt. Bis ich merke, dass wir schon dort sind, ist der Bus allerdings schon weitergefahren. Das wuchtige Gebäude hatte jedoch nichts von der stillen Beschaulichkeit der Cartuja oder San Ignazio in Granada, sondern wirkte äußerlich eher wie ein halbmoderner Prunkbau, so dass wir den Besuch auch auf die nächste Runde oder den nächsten Aufenthalt verschieben können, beruhige ich mein planerisches Abhak-Gehirn.

Da wäre das kleine Kirchlein San Lazaro vielleicht mehr nach unserem Geschmack gewesen, das wir jetzt am Rande der Plaza Victoria zu Gesicht bekommen. Hier biegen wir in die gleichnamige Hauptstraße ein, die jetzt wieder an die belebten Randviertel Sevillas erinnert. Geschäftiges Leben gleitet unter uns vorbei, ab und zu eine kleine Kapelle und über uns putzen Hausfrauen mit selbstmörderischer Leiter-Akrobatik die großen Fensterflügel der Herrenhäuser. Hier finden wir offenbar das großstädtische Leben Andalusiens außerhalb der marmorierten Fußgängerzone.

Am Ende der Calle Victoria kommen wir an der Plaza Merced wieder in der Innenstadt an, wo wir gestern fürstlich zu Abend gespeist hatten. Es folgt noch ein Schlenker entlang der Südfassade der Kathedrale, von wo aus mir die erwähnte, überraschende architektonische Baugleichheit mit Stilelementen sanierter Berghäuser in Segura wie Schuppen von den Augen fällt. Schließlich landen wir wieder am Bahnhof. Die erste Runde zum Überblick ist beendet, jetzt gehen wir ins Detail.

Schwierige Ticketauswahl am allzu modern gestalteten Einlass durchkreuzt die Pläne zur Besichtigung Malagas Alcazar

Wir lassen uns also ein zweites Mal den Gibralfaro hinaufbefördern. Schließlich war das Hauptzweck der Übung. Von oben möchte ich dann über die Anlagen zum Alcazar hinabsteigen und von dort zum Hafen. Nachdem die Abwärtsbewegung Lore wenig Schwierigkeiten bereitet, ist das prinzipiell ein guter Plan, der aber am Kassenhäuschen bereits zunichte gemacht wird.

Immerhin sitzt dort noch eine freundliche Wärterin, die mein Zögern bezüglich des dementsprechenden Kombitickets bemerkt und mich aufklärt, dass ein direkter Zugang zum Alcazar vom Kastell aus derzeit nicht möglich ist. Unten gäbe es aber ja den Lift, dessen Benutzung im Preis enthalten sei. Wie schon in Jerez sind wir aber an Alcazars derzeit eigentlich nicht mehr so brennend interessiert, es wäre halt so eine Besichtigung im Vorbeigehen geworden. Extra unten wieder den Lift anzusteuern erscheint mir jetzt angesichts des noch bevorstehenden Programms zu kompliziert, so dass wir uns für das Einzelticket zum Betreten der Burg entscheiden.

Das kann sie mir aber nicht verkaufen, dafür ist nämlich der nebenstehende Automat zuständig. Immerhin hört die Beratung mit diesem freundlichen Gespräch nicht auf. Aus der Ferne ihres Pförtnerfensters gibt mir die junge Dame freundliche Hilfestellung bei der Bedienung der Maschine und der Ticketwahl unter sehr verschiedenen Kombinationen und entwertet das glücklich erstandene Kärtchen anschließend eigenhändig durch Anreißen. Wieder einmal ein schönes Beispiel für falsch verstandenen Rationalisierungswahn durch zweckfreien Einsatz moderner Technik.

Tolle Aussichten und erheiternde Atmosphäre auf der Burg und im Café auf dem Gibralfaro

Die Burganlage selbst besteht hauptsächlich aus den gut erhaltenen, weitläufigen Wehrgängen. Die haben es aber in sich. Nach allen Richtungen ergibt sich ein weiter Ausblick. Die Sicht auf die Bucht sowohl über den Hafen nach Westen wie auch nach Osten haben wir ja bereits genossen, auch wenn er hier von festem Boden aus noch eindrucksvoller wirkt. Aber auch die gesamte Stadt liegt unter uns, wie sie sich nordwärts in die Berge hinaufzieht. Das Stadion und die sich anschließenden Vorstädte sind genau zu erkennen, dahinter auch die kleineren Ansiedlungen der Stadtflüchtigen, wo wohl auch die Vermieter unseres Stadtpalastes jetzt wohnen.

Im schattigen, baumbewachsenen Inneren der riesigen Anlage entdecken wir ein kleines Centro Interpretacion. Dort werden in einem Ausstellungsraum nautische Gebrauchsgegenstände, Uniformen und ein anschauliches Modell der Bebauung auf dem Gibralfaro präsentiert. Kein Aufreger, aber nett anzuschauen und gerade an den kleinen Dingen des täglichen Marinesoldatenlebens kann man so seine eigenen Gedanken aufknüpfen.

Gleich dahinter weist ein durch reichlich Wurzelwerk eines riesigen Baumes aufgebrochener Weg zur Cafeteria, wo wir endlich ein ruhiges Päuschen einlegen wollen. Schon die grandiose Aussicht rechtfertigt neben der Entlegenheit angemessen erhöhte Preise. Dazu gibt es angenehm ruhige Beschallung aus dem privaten Musiktresor der freundlichen Bedienerin. Selbstverständlich handelt es sich trotz der stillen Atmosphäre um einen Treffpunkt aller Nationen, was aber auch zu Belustigung führen kann.

Als ich am Tresen bezahlen will, unterbricht mich ungefragt ein Engländer bei den Verhandlungen mit der äußerst attraktiven Spanierin. Aufgeregt schwenkt er die Weinflasche, der er offenbar schon ausgiebig zugesprochen hat, zeigt immer darauf und nuschelt Mercadona, Mercadona. Es dauert einen Momentito, bis wir beide kapieren, dass er sich nicht beschweren will, sondern einen Hinweis braucht, wo er diesen hervorragenden Tropfen im Supermarkt erstehen könne. Internationales Gelächter ist die Folge, allerdings auch das Fehlen weiteren Gesprächs mit der Schönheit.

Aber ich habe ja meine eigene und mit der schreite ich jetzt wieder zurück zum Ausgang, wo sich auf ihre Busse wartende Grüppchen auf die Mauern und Wiesen verteilen. Wir beschließen, eine weitere Runde mit unserem Doppeldecker abzudrehen und uns so nochmal über die Calle Victoria zum Leuchtturm am Hafen bringen zu lassen. Der direkte Weg mit dem öffentlichen 35er Bus wäre zwar auch eine Alternative, ich möchte aber noch einen Versuch machen, die hübschen kleinen Kapellen entlang der Route zu fotografieren, jetzt, wo ich weiß, wann ich aufpassen muss.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Gute Ideen moderner Architektur schaffen hier eine überraschende Platzgestaltung, die im stimmungsvollen Abendlicht gut zur Geltung kommt

Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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