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Reisebericht zu Andalusien→Costa del Sol→Malaga Altstadt hafen

Ein Kurzspaziergang durch Malagas Altstadt bietet Flair, Filmfestival und neugestaltete Hafenanlagen

fast mondäner Flair zwischen den Palazzos und stillen Gassen

Die Altstadt von Malaga zeigt uns wieder eine neue Facette Andalusiens. Die Anreise durch Verkehrsgewühl und Hochhausschluchten zeigt erst das Bild eines beliebigen Stadtkraken. Um die Alameda Principal herum öffnet sich aber ein permanentes Doppelbild von ganz stillen Gassen und höchst mondänen Boulevards, das wie eine Fusion aus Cordoba und Sevilla wirkt. Der fehlende Schuss Granada throhnt als Burg über der Stadt. Mit den neu gestalteten Hafenanlagen Palmar de Sorpriso und den modernen Museen hebt sich die vernachlässigte Strandmetropole aber deutlich von ihren berühmten Schwestern ab.

Während Lores mittäglichen Erholungsschläfchens hatte ich mich schon, erst vom Fenster aus und dann durch eigene Inaugensscheinnahme von der Lage der Bushaltestellen überzeugt. Gegenüber dem Einkaufszentrum führt eine kleine Fußgängerbrücke über die Autobahn und links und rechts dieses Pontons sind in kleinen Boxenstopgassen neben der Schnellstraße die Haltestellen angeordnet. Drei Linien bedienen den Verkehr in die Stadt, erklärt mir das Infomaterial in der Hotellobby. Hinzu kämen noch die Umlandbusse, aber ein weiteres spanisches Nahverkehrsrätsel wollen wir heute gar nicht mehr auflösen. Es genügt, dass ich Lore in Reiseführerqualität ohne weitere Umstände zur richtigen Haltestelle bringe, wo fast alle zehn Minuten ein Bus kommt.

Malagas Stadtkrake bietet zunächst Hochhausschluchten und Verkehrsgewühl an der Alameda Prinzipal…

Wir nehmen den ersten Bus, der für uns hält. Sie fahren ohnehin alle zur Alameda Prinzipal oder dem Paseo del Parque, der nur deren Fortsetzung bildet. Zunächst schlängelt sich der Bus durch den dichten Verkehr auf der Zubringerautobahn zum Flughafen und ich merke mir sicherheitshalber mal eines der Möbelhäuser im ewig gleichen Gesicht dieser Gewerbegebiete, um bei der Rückfahrt rechtzeitig den Halteknopf drücken zu können. Danach tauchen wir in die Hochhausschluchten von Malagas Innenstadt ein. Eine Mietskaserne reiht sich an die nächste. Ratlos schauen wir mit eingezogenen Köpfen aus dem Fenster. Vielleicht haben die Reiseführer ja doch Recht, die Malaga als eher gesichtslose Groß- und Geschäftsstadt abqualifizieren.

Auch die Alameda Prinzipal, an der wir schließlich aus dem Bus entlassen werden, besticht hauptsächlich durch Lärm, Geschäftigkeit und wüsten Verkehr. Der hupt sich an den beiden zweispurigen Hauptverkehrsstraßen entlang, die die Busstation in der Mitte einkreisen. Diese liegt zwar etwas geschützt unter schattigen Bäumen, erstreckt sich aber über mehrere hundert Meter auf beiden Seiten des Mittelstreifens. Hier hat sicher jede einzelne Buslinie irgendwo ihre Haltestelle, so dass es sich empfiehlt, zu wissen, wo genau die eigene liegt. Ich mache mir mal eine Notiz im Geiste.

… in der Altstadt aber schöne Ecken und stille Gassen zwischen mondänen Boulevards

Diesem Chaos wollen wir schnellstmöglich entrinnen. Wir entern die erstbeste Straße in Richtung Innenstadt, wo es sofort ruhiger wird. Nach wenigen Metern beginnt schon der verkehrsberuhigte Bereich, die Autos sind kaum noch zu hören. Vor unserer Nase liegt der Mercado de Atarazanas, eine richtig schöne, jugendstilige Schrannenhalle, in der aber sonntags nachmittags natürlich nichts mehr los ist.

Wir lassen uns einfach treiben. Stille Gassen führen zu kleinen Kirchen, deren Fassaden durchaus ansprechend, wenn auch nicht spektakulär sind. Dann wieder folgen wir einige Meter einem der breiten, fast mondänen, marmorgepflasterten Boulevards mit großen Schaufenstern und ebenso hübschen Einblicken in kleine Nebenpassagen. Der führt uns auf die Plaza de la Constitucion, einem großen, ebenfalls marmorgepflasterten Platz, an dessen Ende die Haupteinkaufsmeile Calle Marques de Larios vom Hafen heraufführt. Das ist auch am Strom der Spaziergänger unschwer zu erkennen.

Ein Springbrunnen wirkt eher unscheinbar eingebettet in das weite Marmorfeld zwischen weiteren, modernen Kunstobjekten und verschiedenen Pavillons. An denen erkennen wir, dass gerade eines der größten spanischen Kino- und Filmevents stattfindet, das Festival de Malaga. Leider haben wir keine Zeit mehr, uns an diesem größten spanischen Filmfest zu beteiligen und reihen uns daher nicht in die Schlange ein.

Hinter dem Café Central weichen wir dem Mainstream wieder aus und schlagen uns in die Gassen, die uns unvermittelt zur Kathedrale führen, einem wuchtigen, grauen Barockbau. Vor der von breiten Steintreppen gesäumten Hauptfassade breitet sich die gemütliche Plaza del Obispo aus mit gemütlichen Cafés. Lore hat sich aber gerade ein Handeis erbettelt und wir schlecken unser "Malaga", das genauso schmeckt wie daheim und auf den Stühlen vor uns kaum teurer hätte sein können. Pflichtschuldig bewundern wir den nur einen vollendeten Glockenturm, wegen dem das Bauwerk auch als "La Manquita", die Einarmige bespöttelt wird.

Wir wandern noch durch die Gassen hinter der Kathedrale bis zur Plaza de la Merced hinauf, wo unter weiteren Pavillons wohl gerade ein gastronomisches Festivalspektakel geboten wird und schlendern dann in Richtung Hafen zurück, wo zum Ende hin sogar rote Teppiche für uns ausgelegt worden sind. Überall fällt auf der Wechsel zwischen kleinen Ecken, in dem sich auf den Caféterrassen völlig unkonventionelles, eher studentisch-alternatives Leben abspielt und den richtig mondänen Protz- und Glotztischen am Rande der Boulevards, die natürlich durch so ein Filmevent noch weiter befeuert werden.

Uns gefällt das alles eigentlich sehr gut. Malaga hat weder die so genannten weltberühmten Monumente zu bieten wie Sevilla, kein maurisches Flair wie die Altstadt von Cordoba und auch keine Alhambra wie Granada, auch wenn wir die hiesige Alcazaba nicht mehr besichtigen können. Es hat aber von allem ein bisschen was und lebt diese Mischung an Flair in den wenigen Quadratmetern seiner Altstadt voll aus. Hinzu kommt, dass neben dem weltberühmten Picasso-Museum wenige Meter hinter der Kathedrale in den letzten Jahrzehnten noch weitere Kultureinrichtungen geschaffen worden sind, weit über das Centro de Arte Contemporaneo hinaus.

Schon jetzt sind wir überzeugt, dass wir auch hier einer unserer schon gewohnten andalusischen Überraschungen aufgesessen sind. Es war ein Fehler, anhand der Bewertungen in Reiseführern Malaga auf seinen Flughafen als An- und Abreisestation zu reduzieren. Hier kann man gut und gerne einige Tage als Städteurlaub verbringen, und sei es nur, um wenigstens zwei der bekanntesten spanischen Museen in aller Ruhe und mit schönem Ambiente zu erkunden.

Luxusjachten neben Fährschiffen am neu gestalteten El Palmar de Sorpriso im Hafen von Malaga

Dieser Eindruck setzt sich fort, als wir am Hafen ankommen. Neben den "normalen" Fährschiffen, die links an der Muelle Canovas auf ihre Abfertigung warten, liegen auch einige alt nachgebaute Showsegler an den Reeden und im Hintergrund richtige, fette Luxusjachten. Anscheinend besucht sogar Aga Khan das Filmfest und sorgt für Cannes-Flair.

Noch besser aber gefällt mir die offensichtlich neu gebaute Anlage entlang der Uferpromenade. Erstens gibt es reichlich Platz und Bänke, windgeschützt eine kleine Pause einzulegen und den Familien und Pärchen zuzuschauen, die hier ihren Sonntagsspaziergang verbringen. Zweitens sind dahinter aber auch einzelne Pavillonbauten angelegt worden, die offenbar einer modernen, kulturellen Nutzung zugeführt werden sollen mit kleinen Gartenanlagen dazwischen. Wir versuchen zwar, die Überraschungen dieses "El Palmar de Sorpriso" zu ergründen, die Bepflanzungen sind aber noch sehr jung und es fast nicht zu erkennen, was aus ihnen werden soll, am Ende vermutlich ein Schnelldurchlauf durch Andalusiens Flora. Es macht aber auch so Spaß, den zusätzlich gebotenen Wasserspielen und Spielangeboten auf diesen Flächen zuzuschauen bzw. dem, was die Kinder und Familien daraus machen.

Hier in der Sonne wird es jetzt aber doch heiß und Lore, die ohnehin kränklich ist, beginnt vorsichtig zu quengeln. Ich habe ihr mit dem ausgiebigen Spaziergang ohnehin schon viel zugemutet. Wir legen einvernehmlich die ursprüngliche Vorstellung einer weiteren Besichtigung der Alcazaba verbunden mit einem späteren Abendessen in der Stadt ad acta. Die Burg wäre ja angeblich noch per Lift oder Bus erreichbar gewesen, aber eine nervige Restaurantsuche bis zur spanischen Abendessenszeit in vier Stunden halten wir beide nicht mehr durch.

Schon der Fußmarsch bis zum Ostende des Paseo del Parque gestaltet sich länger als gedacht. Da bleibt für das antike Kinderkarussell inmitten des ebenfalls sehr modern aber betonig gestalteten Abschlusskreisels der Hafenanlage kein langer Blick mehr. Dafür ist die Bushaltestelle hinter den botanischen Parkanlagen auf dem großzügigen Mittelstreifen der Hafenumfahrung schnell gefunden.

Dort fährt auch tatsächlich der Flughafenbus der Linie A ab, wie auf dem Hotelflyer vermerkt. Allerdings stelle ich mir mit meinem Touristengeiz vermutlich selbst ein Bein. Beim Studium der Fahrpläne ist mir aufgefallen, dass die Konnektion zum Flughafen wie überall auf der Welt deutlich teurer ist, als der normale Fahrpreis. Also gebe ich die Avenida de Velazquez als Fahrziel an, wo unser Hotel ja auch tatsächlich liegt. Die freundliche Fahrerin verweist mich daraufhin aber auf den nächsten Bus der Linie 3. Ich kann mit meinem spanischen Radebrech das Problem nicht lösen, weil ich nicht sicher bin, ob der Flughafenbus gegen Ende seiner Reise solche Nebenhaltestellen abseits der Autobahn nicht vielleicht tatsächlich auslässt und beschließe Vertrauen in die Auskunft.

Natürlich habe ich übersehen, dass der Flughafenzubringer Avenida de Velazquez viele Kilometer lang ist und die von mir treuherzig genannte Haltestelle irgendwo auf dieser langen Ausfallstraße liegt. Als wir in den Bus Nr.3 einsteigen, merken wir auch bald, wo. Sie ist dort, wo "normale" Stadtbusse diese Verkehrsader verlassen und sich in die Vororte schlagen. Die sofort gedrückte Haltetaste ermöglicht uns aber bereits ein Aussteigen nach wenigen Metern und wir kehren einfach zur Avenida zurück. Eine Zigarette später kommt der Bus mit der Nummer 10 vorbei, den wir schon auf der Hinfahrt benutzt haben, und bringt uns wohlbehalten zum Holiday Express. In der zunehmenden Dämmerung war es aber kein Fehler, sich die vorgelagerten Industriefassaden gemerkt zu haben, um den Bus rechtzeitig zum Halten zu bewegen.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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