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Strandbesuch an der Malagueta und dem Busbahnhof am Hafen vor einem zähen Rückflug

Reisebericht zu Andalusien Costa del Sol → Malaga

Bastschirme spenden Schatten

Den noch freien Vormittag vor dem Abflug nutze ich zur Besichtigung von Malagas Stadtstrand "La Malagueta" an der dem Hafen abgewandten Seite der Muelle und nehme Abschied von meinen Lieblingsplätzen an der Hafenpromenade am Palmeral de las Sorpresas. Daneben kann ich noch die neuen Verkehrsverbünde am benachbarten Busbahnhof studieren. Dann heißt es Abschied nehmen; das Taxi bringt uns zum Flughafen, wo wir wieder mal den Fallen der Langeweile beim Warten auf den verspäteten Flug erliegen.

Den Rückflug hatten wir ja bewusst mit Air Berlin gewählt, um der mörderisch spätnächtlichen Abflugszeit des Ryan-Air-Fliegers dieses Mal zu entgehen. So bleibt noch etwas Zeit, bis wir spätnachmittags zum Flughafen müssen. Lore möchte keine weitere Tour mehr machen und zieht sich mit ihrem Buch auf den Balkon zurück, während ich die letzten beiden Fahrten unseres Bonobus noch in eine kurze Stadtrunde investiere. Um vier sind wir mit German verabredet, um das Apartment zu übergeben.

Vom Paseo Reding zu Malagas Stadttrand La Malagueta

Mit dem 11er-Bus lasse ich mich direkt zur Stierkampfarena am Paseo Reding bringen. Sie sieht eigentlich aus wie eine etwas kleinere Imitation der Maestranza in Sevilla, was ich jetzt nicht so spannend finde. Ich will auch der Obdachlosen nicht auf die Nerven fallen, die sich auf der Parkbank unter mehreren Regenschirmen ein kleines Zelt hinter Außenmauern aus Plastiktüten gebaut hat, unter dem sie den Lauten nach zu schließen gerade ein vorgezogenes Mittagsschläfchen abhält.

Ich stapfe noch ein bisschen den Paseo Reding entlang, der mich mit der Häuserzeile im Kolonialstil ja schon bei der Busrundfahrt fasziniert hatte, dann wende ich mich dem Meer zu, dass durch jede Straßenschlucht schon herauf schimmert. Hier finde ich auch noch das Restaurante Antonio, das die Gastgeber unseres Fürstenpalastes uns so nachdrücklich ans Herz gelegt hatten. Die angebrachten "Zu Verkaufen"-Schilder lassen aber nicht erkennen, ob sie sich auf das Lokal oder das Gebäude beziehen. Mit wenigen Sprüngen habe ich mich durch den lebhaften Verkehr auf dem Paseo Maritimo gehangelt und stehe am Strand.

Sogar hier im städtischen Bereich bliebe reichlich Liegefläche auf dem breiten Sandstreifen zu ergattern für ein Handtuch, in Richtung Osten wird es manchmal sogar richtig einsam abgesehen von der benachbarten Straße. Lediglich die wenigen Grasinseln unter schattigen Palmen sind natürlich gut besetzt.

Für ein kleines, nachmittägliches Strandpäuschen wären wir hier gut aufgehoben gewesen. Sogar Duschen zur Bereinigung einer Salzwasserkruste nach dem Badegang und vor einem evtl. Altstadtgang stünden zur allgemeinen Verfügung. Allerdings hätten wir uns vermutlich doch für eine der Liegen unter den Schatten spendenden Bastschirmchen entschieden, die es hier für schlappe 4 € zu mieten gibt.

Kurz erwäge ich eine Kaffeepause in einer der Strandbars, schaue aber dann einfach nur so eine Zeit lang dem Strandleben zu und glotze verträumt der Fähre nach, die am Horizont den Hafen in Richtung Irgendwo, vermutlich Afrika verlassen hat. Dann kürze ich die Landzunge der Muelle diesmal quer durch die Stadt ab, um mich angemessen von meinem Lieblingsplatz zu verabschieden.

Beobachtung sich ändernder Verkehrsverhältnisse am Hafen und im Busbahnhof

Durch eine kleine Unterführung unter der Muelle gelange ich zum Hafenbecken. In dem Durchgang sind noch die meisten der Euro-Paletten aufgestapelt, die tags und wohl vor allem nachts die schon besichtigte Couch-Landschaft herstellen. Am Hauptkai vor dem Paseo de las Sorpresas hat jetzt ein großes Kreuzfahrtschiff angelegt. Auch wenn es nicht gerade zu den heutigen Riesen zählt, überragt es doch die Hafenbauten bei weitem. Ich setze mich in den Schatten des Palmengartens und schaue dem dortigen Treiben zu.

Von hier aus kann ich gut auf eine Lounge am Ende der höheren Decks im Heck schauen, wo es sich die feinere Gesellschaft unter wehender nassauischer Flagge gut gehen lässt, anstatt sich den Schönheiten Malagas zu widmen. Weiß uniformierte Ober servieren Drinks und Snacks, alles wie im Film. Jetzt sehe ich auch den Zugangssteig über dem Lamellendach der Hafenpromenade, über den sich ab und zu der Publikumsverkehr zum Zentralpavillon abwickelt. Am Bug spielen sich die Verladeaktivitäten für den Nachschub an Proviant ab.

Ein paar Fotos fehlen mir noch, um für mich selber die Platzgestaltung dieses Überraschungsweges zu dokumentieren. Zu Hause in FFB wird dieses Thema anhand einiger Baustellen immer wieder in meinen Augen ziemlich fantasielos diskutiert. Vielleicht können diese Modelle noch von Nutzen sein als Vorbild dafür, mit etwas Einfallsreichtum und gutem Willen jedem noch so ursprünglich kargen Platz eine Erlebnisqualität für seine Besucher abzutrotzen. Für mich wird jedenfalls der Hafen von Malaga einer der schönsten seiner Art bleiben und gerade am Spätnachmittag auch der absolute Lieblingsplatz zum schauen und gaffen. Lore wird es nicht gerne hören, ihr Herz gehört eher den quietschenden Marmorböden der Altstadt, wo sie links und rechts in die Schaufenster gucken kann. Aber wir müssen uns ja nicht überall einig sein.

Als Verkehrsfreak statte ich noch dem Busbahnhof neben der Hafenanlage einen Besuch ab, auch wenn der nicht sonderlich spektakulär ausfällt. Ein Foto der sandgelb und grün lackierten Busse der neuen Verkehrsverbunde der Junta de Andalucia in den Metropolregionen will ich aber zu Doku-Zwecken noch schießen, was dort natürlich kein Problem ist. Wie mir scheint, werden die bisher immer noch nach althergebrachter Art durch einzelne, private Busbetreiber in einem unüberschaubaren Wirrwarr betriebenen Linien gerade um die großen Städte wie Sevilla, Cadiz, Cordoba und Granada herum zunehmend abgelöst durch einen von der Landesregierung organisierten Verkehrsverbund, in dem sich auch der deutsche Verhältnisse gewohnte Tourist deutlich besser zurechtfinden dürfte.

Eine knappe Stunde würde mir jetzt noch bleiben. Ins Gewusel der Altstadt mag ich mich aber nicht mehr stürzen und mir fällt auch kein Ort mehr ein, den ich jetzt dringend noch sehen müsste. Direkt vor meiner Nase taucht der 25er Bus plötzlich an der Haltestelle unterhalb der Calle Larios auf. Ich dachte immer, er würde nur mitten im Gewirr der Alameda starten. So nehme ich den Wink des Schicksals und hüpfe hinein in Richtung Heimat. Malaga adé, wir werden uns hoffentlich wiedersehen.

Telefonische Bestellung eines Taxis bereitet auch Einheimischen peinliche Probleme, funktioniert aber tadellos

Pünktlich auf die Minute kommt German und nimmt in einem kurzen Rundgang die Wohnung ab. Nachdem wir jetzt alle Aufgaben dieser Rundreise mit Bravour erledigt haben, muss ich zum Abschluss noch ihm eine stellen, an der er zu unserer Belustigung etwas zu knabbern hat: Wir wünschen uns die Bestellung eines Taxis.

Da muss das Smartphone etwas arbeiten, bis die richtige Nummer gefunden ist. Dem passionierten Autofahrer ist es etwas peinlich, uns egal. Praktischerweise bekommt man in Andalusien bei telefonischer Bestellung immer eine Bestätigungs-SMS, die die Nummer des anrollenden Taxis ausweist und den Ort des Pick-Ups, in unserem Fall die Bushaltestelle Centro Salud zu unseren Füßen.

Dankbar und herzlich verabschieden wir uns von einem freundlichen und hilfsbereiten Gastgeber und bugsieren unser schmal gewordenes Gepäck mit dem Lift nach unten. Fast sind wir überrascht, wie wenig man rumschleppt, wenn die Selbstversorgung ihr Ende gefunden hat. Kurzes Winken nach oben in Richtung Balkon, dann ist das Taxi auch schon da.

Unterwegs als Beifahrer kann ich nochmals einen Blick auf die simpel erreichbaren Hypermercados links und rechts der Autobahnen werfen. Mit etwas Übung wären die zwei verschiedenen Fahrmöglichkeiten auch gut überschaubar gewesen. Nur wenn man sie lediglich als An- und Abfahrtsroute ins andalusische Hinterland wahrnimmt, wirken sie halt komplizierter, als sie tatsächlich sind.

Lore zieht kurz einen Zwergerl-Aufstand in Erwägung, als ich anstandslos den Fahrpreis von knapp unter 20 € bezahle, obwohl die Uhr deutlich weniger ausweist. Was sie nicht sehen kann, sind die ganz klein oben rechts ebenfalls ausgewiesenen Zuschläge für Gepäck, Flughafenfahrt und wasweissich.

Wegen Verspätung gibt es an Malagas Flughafen noch einiges zu sehen und ungewollt einzukaufen

Natürlich sind wir deutlich zu früh dran. Kurz bin ich versucht, nach den Erfahrungen im Schlangenwesen bei der Notlandung in Lyon mich dennoch bereits vor dem Schalter 357 aufzubauen, aber dieses Gehabe ist dann doch zu deutsch. Nachdem es eigentlich egal ist, wo man wartet, Hauptsache das störende Gepäck ist schnell weg, wäre das durchaus sinnvoll gewesen. Ich befürchte aber, jemand könnte mich dabei sehen und mein cooler Ruf daheim wäre auf ewig durch ein facebook-Foto ruiniert.

Also gibt es noch zwei, drei Zigaretten vor den Türen zum Ankunftsbereich, wo das Leben auch tatsächlich spannender ist. Pendler, möchtegerne Golfstars und Freaks in Zottelfrisuren, die jungen Schönheiten anscheinend eine berühmte Fotosession anbieten, vor dem Hintergrund der langsam im Abendnebel versinkenden Schüssel Malagas gibt es einiges zu sehen und zu lästern. Natürlich hat sich die Schlange bei der Rückkehr nach innen jetzt schon etwas aufgebaut und gemäß Murphy"s Law haben wir uns natürlich vor dem Zottelkopf aufgebaut, der zur Begutachtung jedes Tickets schon eine gefühlte Viertelstunde braucht. Er hat aber auch trolleyweise Container mit Haustieren abzufertigen, anscheinend hat ein deutscher Tierschutzverein einen Betriebsausflug zum Thema Rettung andalusischer Straßentiere veranstaltet.

Ist aber auch wurst, 50 Minuten Verspätung sind jetzt schon angekündigt. Es gibt also reichlich Zeit zum Totschlagen. Dieses Mal haben wir ausnahmsweise an die Entfernung aller Taschenmesser, Nagelclipser und Getränkeflaschen aus dem Handgepäck gedacht. Die also anstehende Nachversorgung mit Wasser erledigen wir blöderweise wieder gleich an den belagerten Burgerständen hinter den Schleusen. Die deutlich günstigeren Getränkeautomaten am Ende der Hallen an den Gates fallen mir erst bei den langeweilebedingten Rundgängen während der Wartezeit auf. Diese überbrücken wir dann auch noch mit ebenso hauptsächlich der Eintönigkeit geschuldetem Einkauf an Esswaren und Süßigkeiten, natürlich schweineteuer und trotz ansprechender Optik einfach grauslich. Besser gewusst hätten wir es ja.

Als wir endlich abheben, ist es tiefe Nacht geworden. Immerhin genießen wir das Lichtermeer um Hafen und Altstadt, später die vereinzelten, hellen Inseln in den Bergen der Sierra. Jetzt sind wir schon ziemlich froh, dass Helga und Erich uns in München abholen werden. Ursprünglich hatten wir darum gebeten, weil mir nicht aufgefallen war, dass wir noch während des letzten Wiesn-Wochenendes daheim in München ankommen würden und den dann zu erwartenden Auftrieb in der S-Bahn ab der Hackerbrücke wollten wir dann doch vermeiden. Zwar sind wir es gewohnt, mit den jeweils letzten Fliegern über der bayrischen Hauptstadt einzuschweben. Heute aber hätte es dann doch tatsächlich auch knapp werden können für die letzten S-Bahnen.

So gibt es als Dreingabe nicht nur einen sehr bequemen Heimtransport, sondern auch noch ein kleines Abschlußtrinken mit den ersten Urlaubserzählungen.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Museumstour und Performance am Guadalmedina

Familienleben und weitere Nachdenklichkeiten führen uns die Exponate der wichtigsten Ausstellungen Andalusiens vor Augen. Verwehrter Einkauf in der Markthalle wird da zur Nebensache

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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