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Alhambra: Alcazaba, die eigentliche Festung

Reisebericht zu AndalusienGranada → Alhambra

Foto Wachturm Alcazaba Granada

Auch am Ende der Besichtigung eines kulturell gewachsenen Disneylands lohnt die Besichtigung der Burganlage Alcazaba, weil sie einen grandiosen Überblick auf Granada und die Umgebung bietet. Selbst ganz erschöpfte Knochen sollten sich unbedingt noch zumindest auf den Wachturm hinauf schleppen.





Granada im Überblick vom Wachturm aus

Getreu dem Sinnbild unserer ersten Ansicht der Anlage vom Generalife aus begehen wir nun den Bug, wenn man die Alhambra als Schiff über Granada ansehen will. Natürlich sind die Mauern imposant und lassen Erinnerungen an frühere Begehungen dunkler Wachgänge, Burgzinnen und Verteidigungsanlagen wach werden. Der größte Teil der Innenanlagen besteht allerdings nur noch aus den Überbleibseln von Fundamentruinen und wird von uns angesichts der Erlebnisse in den Nasridenpalästen schlicht ignoriert. Grandios dagegen wird uns hier eine ganz andere Facette der Alhambra präsentiert, die mit maurischer Baukunst nichts mehr zu tun hat: Die Aussicht und geographisches Verständnis.

Der berühmte Wachturm an der Bugspitze kann schon Vergleiche mit der berühmten Szene im Titanic-Film wach werden lassen. Der Ausblick ist imposant, man mag durchaus die Arme ausbreiten und sich dem Gefühl hingeben, über ganz Granada zu schweben. Ich verbringe eine ausführliche Viertelstunde mit meinem Feldstecher. Zum ersten Mal bekomme ich hier ein Gefühl für die Stadt selbst und ihre geografische Ausdehnung.

Ganz verstehen werde ich die Anlage der Stadt Granada selbst von hier oben nicht: Bis ich verstehe, dass der Turm, auf dem ich stehe, identisch ist mit der lächerlichen Zinne, die von der Plaza Nueva aus zu sehen ist, werden noch Tage vergehen. Auch die jetzt zu meinen Füssen liegende Ebene ist eigentlich kaum bebaut, vielmehr wird die Besiedlung strikt durch den eng an der Stadt liegenden Autobahnring begrenzt. Dahinter gibt es nur Einöde und an den Fingern abzählbare, einzelne Industrieanlagen. Die Bergkämme hinauf, die sich von hier oben aus fast wie Bugwellen links und rechts nach hinten ziehen, wuchert die Bebauung ähnlich wie Muscheln auf rostigem Altmetall. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass in der Ebene die Seuche haust. Die Gründe hierfür würden mich ja schon interessieren, vielleicht ist es dort aber einfach nur zu heiß im Sommer, den man sich jetzt gerade bloß nicht vorstellen kann.

Bei dieser generalstabsmäßigen Betrachtung kommt mir aber noch ein praktisches Ziel vor sie Linse des Feldstechers. Deutlich kann ich ein mittleres Industriegebiet erkennen mit einem riesigen Carrefour-Schild auf einem Gebäude. Endlich habe ich einen Supermarkt gefunden, wie wir ihn traditionell für unsere Grundeinkäufe aufsuchen inklusive der Versorgung mit Getränken für mehrere Tage. Schlummertrunk stückweise einkaufen zu müssen ist nämlich ein Gräuel.

Alhambra: ein Disneyland aus gewachsener Kultur

Ziemlich müde machen wir uns mit den anderen, verbliebenen Besuchern auf den Rückweg zum Tor. Beim Rückspulen des Hinwegs in der einsetzenden Abendstimmung wird noch einmal die Verschiedenheit der ganzen Anlage deutlich. Wir erinnern uns an das Verlassen der Anlage von Disneyland in Orlando, wo die gleiche Abendstimmung dieselben Gefühle ausgelöst hatte: Eine Mischung aus ungläubiger Faszination, erschlagen von der langen Wanderung, Traurigkeit, weil der Ausgang nun unwiderruflich naht und ein diffuses Glücksgefühl, etwas absolut Einzigartiges gesehen zu haben. Fast wundert wir uns, dass bei dem riesigen Mechanismus, der die Touristenströme kanalisiert, und der Größe des Geländes die dazu passenden Mitmachspielchen und Videoerklärungen andalusischer Geschichte nach amerikanischem Vorbild noch nicht integriert sind.

Die vorhersehbare Schlange an der Bushaltestelle wird zügiger und chaosfreier abgearbeitet als erwartet, so dass wir den von dort auch möglichen Fußweg bergab an der Westmauer entlang unserer ohnehin schon qualmenden Füße wegen unterlassen. Binnen kurzem sitzen wir wieder auf der Plaza Nueva und genießen in Ruhe Milchkaffee und ein richtig großes, kaltes Bier. Im Gegensatz zum letzten schmeckt dieses richtig gut und seitdem weiß ich, dass meine persönliche andalusische Biermarke "Mahou" heißt und keineswegs "Alhambra"!

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Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

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