Reisebericht zu Andalusien→Costa de la Luz→Conil Cabo Roche Öffentliche Linienbusse in Granada: FahrkahrtenrätselDer öffentliche Busverkehr in Granada ist bequem, leistungsfähig und dem eigenen Auto weit überlegen. Wie überall auf Reisen gibt das eigentlich einfache und günstige Tarifsystem neue Rätsel auf, wenn man in die Tiefen vordringen möchte. An diesem zweiten Abend also verlassen wir ein Touristenlokal zwar gesättigt, wenn auch nicht mit überwältigter Zufriedenheit. Unseren stündlich nach unserem Domizil in Alfacar abfahrenden Bus haben wir verpasst, jedenfalls wenn wir die Wegstrecke zur Haltestelle in halbwegs angemessener Geschwindigkeit zurückzulegen wollten. Die nächste Stunde müssen wir uns also noch die Zeit vertreiben. Funktion des Tarifsystems: ein immer neues Rätsel auf Reisen…Kurz hinter der Plaza finde ich ein kleines Tabacchaio, das an der Türe mit einem Aufkleber für die städtischen Verkehrsbetriebe wirbt. Nachdem ich beim Tabakhändler unseres eigentlichen Vertrauens an der Via Colon zuvor Zigaretten und mit großem Stolz auch komplikationslos Briefmarken für Postkarten nach Europa erworben hatte, lehnte er den Verkauf einer Mehrfahrtenkarte für die Busse bedauernd ab. Diese solle es angeblich bei den Busfahrern zu kaufen geben, was ich nicht so ganz glauben wollte. Die Rätsel der jeweiligen Ausgestaltung des öffentlichen Nahverkehrs haben schon immer zu den Geheimnissen gehört, die ich zuallererst ergründen möchte, und weder im Internet noch in unseren Reiseführern ist zu diesem Thema etwas Schlüssiges zu finden außer der Information, dass es Mehrfahrtenkarten gibt. Bereits bei den bisherigen Busfahrten ist mir ja aufgefallen, dass die meisten Einheimischen eine simple Plastikkarte über das auch bei uns übliche Verkaufstableau des Fahrers halten, dann piept es kurz, und, schwupp, wirft die Maschine mit leisem Surren die Fahrkarte aus. Diese Karten heißen "Bonobus" oder "Credibus" und funktionieren ähnlich wie Geldkarten, auf die ein Guthaben in festegelgten Portionen von 5,10 oder 20 Euros gespeichert wird. Bei jeder Fahrt wird dann der im Vergleich zur Einzelfahrt deutlich reduzierte Preis abgebucht. …kann auch im Tabakladen gelöst werdenAlso gebe ich mir einen Ruck und wage hier einen zweiten Versuch. Der kleine Laden wird offensichtlich von einem jungen Vater gehütet. Jedenfalls schläft das noch ganz winzige Baby im Kinderwagen hinter dem Tresen, von der einzigen Kundin ausführlich kommentiert und begurrt. Brav steht der junge Mann Rede und Antwort, auch wenn ich fast nichts verstehe. Als ich an der Reihe bin, murmele ich etwas von "tarjeta multipla", "Autobus", "dies euros", versuche die Euros auch brav mit Ee-Uros zu betonen und zeige mit dem fragendsten Gesichtsausdruck einen Zehn-Euro-Schein vor. Es folgt ein Wortschwall, dem ich nur entnehmen kann, dass es die Tickets schon gibt, nur irgendwie anders. Die zweite Erklärung kommt immerhin deutlicher und auch langsamer, so dass ich mit meinem franco-italienischen Vergleichswortschatz immerhin die Hälfte verstehe. Die Plastikkarte selbst muss ich ihm abkaufen, die kostet 2 Euro, dann erst kann ich die Zehn Euro Guthaben darauf laden oder welchen Betrag auch immer ich investieren will. Besorgt betrachtet der junge Mann meine Verständnisfähigkeit, offenbar befürchtet er Schwierigkeiten. "Dos E-uros por la tarjeta, dies e-uros por il autobus, vero?", bestätige ich daher brav und dokumentiere mein Verständnis, indem ich eine Zwei-Euro-Münze zum Schein hinzulege. Der Tabacchaio grinst zufrieden und legt ein Plastikkärtchen in eine Art Ladegerät. Die zwei Euros würde ich jederzeit zurückbekommen, wenn ich ihm die Karte mit der Quittung bringe, klärt er mich noch sorgsam auf. Das wäre nun auch geschafft, und schon beim Heimfahren halte ich wie die Einheimischen auch im Bus lässig die Karte über die geheimnisvolle Armatur des Fahrers, es piept zweimal und der Apparat druckt unsere beiden Karten aus. Statt 1,20 € kostet die Fahrt jetzt nur noch 80 Cent pro Kopf, bei direktem Umsteigen in einen anderen Bus ist dann die dort zu erwerbende Fahrkarte noch einmal etwas günstiger. So schlau ist dieses kleine Plastikkärtchen, das noch nicht einmal einen Chip eingestanzt hat! Wie das System technisch funktioniert, habe ich natürlich nicht begriffen. Aber es verbilligt die Busfahrten noch einmal deutlich und lässt Auto fahren in Granada umso mehr zur puren Idiotie werden. Die Parkgebühren eines Tages lassen sich auch zu zweit durch permanentes Busfahren kaum aufwiegen, vom Nervenrütteln in dem engen Einbahn-Gassen-Labyrinth ganz zu schweigen. | |||
…auch wenn nicht immer nachhaltigProblematisch wird es lediglich beim wieder aufladen. Kurz vor Ende unseres Aufenthalts hätten wir noch einmal 5 € verfeuern können, was aber nicht gelang. Jetzt wollten nämlich die Busfahrer übereinstimmend die Karte nicht nachladen und schickten uns in die Tabakgeschäfte, die aber regelmäßig in Siesta waren. Anderen Fahrgästen allerdings hatten sie tags zuvor ohne weiteres Aufheben die zehn Euros abgenommen, und danach piepste deren Karte wieder. Anscheinend tobt hier ein Kompetenzwirrwarr, dessen Auflösung uns am letzten Abend eher wurst war. Möglicherweise ist es aber für folgende Urlaube doch sinnvoll, die Plastikkarten bei irgendeiner offiziellen Stelle zu erwerben und doch nicht im Tabakladen, so sympathisch er auch war. Dem Vernehmen nach lassen sich Bonobus- oder Credbus-Plastikkarten in machen der größeren, roten Stadtbusse erwerben und dann dort auch aufladen. Am Knotenpunkt der meisten Busse unter der Puerta de Elvira ist mir auch ein rotes Informationshäuschen der Verkehrsbetriebe aufgefallen. Es steht direkt unterhalb der Jardines del Trionfo an der Avenida de la Constutucion. Dort sollten die kleinen Kärtchen wohl auch zu haben sein, angeblich ebenso in den überall im Stadtbild verteilten Pressekiosken. | |||
Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten
Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten | |||
© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de
Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014
Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten
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