Reisebericht zu Andalusien→Nordostandalusien→Baeza Frühstück aus dem Bäckerladen: Selbstversorgung in BaezaZum ersten Frühstück dieses Urlaubs sollen es schon frische Brötchen sein, nachdem wir in der "Casa del Seise" ja im Zentrum der Altstadt von Baeza wohnen. Selbstversorgung aus dem Bäckerladen gestaltet sich zu morgenfrühen Zeiten in Andalusien aber auch zu einem spannenden Abenteuer, desgleichen wie gewohnt die Übertragung unserer deutschen Kaffeegewohnheiten auf spanisches Küchen-Equipment. Die erste Urlaubsnacht auf fremden Boden ist in unserem nicht mehr ganz jugendlichen Alter vielleicht immer eine spannende Angelegenheit, weil fortgeschrittene Zipperlein und nicht mehr nur vorübergehendes Schnarchen Tribut und Lösungswege abfordern. Natürlich sind wir nach dem langen Anreisetag gestern todmüde ins Bett gefallen. Den Versuch, sich in trauter Zweisamkeit ein Bett von 1,40m Breite zu teilen, mussten wir aber alsbald aufgeben und uns doch über die vorhandenen Schlafstätten verteilen. Auch nächtliche Toilettengänge über die steile Treppe von unserer Schlafzimmergalerie herab erfordern plötzliches Nachdenken über die Beleuchtungsplanung unserer Wohnung zur Schlafenszeit. Von solchen Überraschungen abgesehen erwachen wir aber guten Mutes und voller Tatendrang. Nachdem wir nun schon so praktisch mitten im Ort wohnen, wollen wir eine alte Urlaubstradition wieder aufleben lassen. Der Mann geht nach dem Duschgang frische Semmeln (Brot, Brötchen) erjagen, während die liebende Gattin das opulente Frühstück und den dampfenden Kaffee zubereitet. Ein Vorteil zentrumsnahen Wohnens: Endlich frisches FrühstücksbrotObwohl 9:30 morgens nun nicht gerade meine normale Aufstehzeit darstellt, fühle ich mich fit und mache mich brav auf den Weg. Mit einer gewissen Sympathie stelle ich fest, das auch Spaniers Leben gerade erst beginnt, und das ebenfalls noch etwas zäh. Jedenfalls kann ich den Mienen der sich noch spärlich auf den Wegen tummelnden Menschen keine übergroße Begeisterung über den etwas gräulichen Morgen entnehmen. Eine Bäckerei hatten wir ja gestern bereits in der Fußgängerzone nördlich der Plaza Espana entdeckt, ich bin aber guter Hoffnung, gar nicht so weit laufen zu müssen. Der Plan geht auch auf, unter den Arkaden am Hauptplatz entdecke ich bereits eine Auslage mit Backwaren, drinnen gut besucht mit Schülern. Anscheinend sind sie hier wie überall auf der Welt die einzigen armen Schweine, die zu spanisch gefühlt nachtschlafender Zeit gezwungen werden, sich bereits dem Leben stellen zu müssen. Ich trete also ein und stelle mich am Ende des lärmenden Haufens an. Ein vorausblickend prüfender Blick ergibt aber Erschreckendes. Alle Vitrinen sind gut gefüllt mit Spritzgebäck, Hörnchen und anderen Süßteilen, aber auch in den Holzregalen an der Rückwand kann ich kein einziges Objekt erkennen, das einem Brot oder Brötchen auch nur ähneln würde. Schinken und Käse machen sich aber nicht so gut auf einem süßen Blätterteig. Auch hier ersetzt der Aufbackofen das BäckerhandwerkDa ziehe ich doch lieber den Schwanz ein und nehme die paar Meter bergauf in Kauf zur anderen Bäckerei, dem Horno sowieso. Dort wird auch geschwatzt, so dass ich genügend Zeit habe, einige Brote zu entdecken, die im Hintergrund lagern, auch wenn sie schon etwas schrumpelig aussehen. Vollkommen fixiert auf diesen Jagderfolg deute ich an die Reihe kommend darauf und sehe erst in diesem Augenblick die frischen Baguettes in einem kleinen Wärmefach daneben. Um mir keine Blöße zu geben, bestelle ich da eben eines dazu und noch zwei frische Croissants, über die Lore sich freuen wird. Die Verkäuferin zieht kommentarlos eine Augenbraue nach oben, tut aber, wie ihr geheißen. Die seltsame Einkaufstaktik aus Brot vom Vortag und frischen Waren bleibt ihr aber wohl in Erinnerung. Sie wird mich jedenfalls beim nächsten Mal fragen, ob ich ein oder zwei Brote brauche. Mir genügt es zunächst, meine Jagdbeute nach Hause zu tragen und mich in der Gewissheit zu wiegen, für die nächsten Tage zu wissen, wohin ich zur Frühstückssicherung zu wenden habe. Natürlich wird sich diese Hoffnung als typische Touristenillusion herausstellen. Abwechselnd werden beide Bäckereien geschlossen haben bzw. einfach noch nicht offen sein, weil nämlich 9:30 die absolute Deadline für irgendwelche morgendlichen Aktivitäten zu sein scheint. Dafür werde ich lernen, dass auch die Schülerbäckerei selbstverständlich Brot verkauft, man muss es nur bestellen, woraufhin die Verkäuferin es aus den Tiefen der Backstube holt. Die hochgezogene Augenbraue der Bäckerin werde ich ebenfalls nochmals erleben, als ich zwei Minuten nach Öffnungszeit den Laden betrete und sie die gefrorenen Teiglinge gerade erst in den Hochleistungskonvektomaten schiebt. Die Tage der Holzofenbäckereien, wie wir sie in Alfacar erlebt haben, sind eben gezählt. Leider spreche ich nicht genügend spanisch, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich ihr nun den friedlichen Dienstbeginn durch viertelstündiges, notgedrungen schweigendes Herumwarten in ihrem Lokal vermiesen muss. Doch auch wenn mir täglich neue Stolpersteine unbekannten örtlichen Lebens zwischen die Beine geworfen werden. Jeden Morgen gibt es bei uns frisches Brot zum Frühstück. Man darf nur nicht aufgeben. | |||
Deutsche Kaffeegepflogenheiten und spanisches Equipment: ein Dauerbrenner unserer Selbstversorgungs-LogistikLore hat derweil auch ihre liebe Not mit dem anderen Aufgabenbereich. Sie kann sich mit den in Spanien üblichen Kaffezubereitungsformen mittels der kleinen Kannen nicht anfreunden, die man im unteren Teil mit Wasser füllt, das dann durch das eingesetzte Sieb nach oben in die Kaffeekammer gedrückt wird. Ich kann mich zwar noch an Zeiten erinnern, als wir diese Kannen mit stolzgeschwellter Brust aus Italien im Reisegepäck importiert haben, um in Deutschland ein damals noch exotisches Getränk namens "Espresso", zu bayrisch damals "Expresso" zubereiten zu können, muss aber einräumen, dass deren Qualität mittlerweile halt nicht mehr mit unseren heutigen Hochleistungsmaschinen konkurrieren kann. Bereits im letzten Urlaub hatte dieses Dilemma dazu geführt, dass ein Billigkaffeefilterautomat angeschafft werden musste. Natürlich haben wir aus dieser Erfahrung gelernt. Dieses Mal haben wir uns einen eigenen Plastikfilter und entsprechendes Filterpapier mitgenommen. Leider haben wir nicht damit gerechnet, dass dieser Filter leider weder auf einzelne Tassen noch auf eine im Leihhaushalt vorhandene Kanne passt. Mein schnell ausgeklügelter Trick, denselben eben auf zwei Gabeln als Stützen zu großer Untersatzgefäße zu platzieren, funktioniert zwar leidlich, findet aber letztlich nicht Lores Gefallen, die bei diesen morgendlichen Grundaktivitäten keine Kompromisse eingeht. Wir werden also dieses Jahr zwar keine ganze Kaffeemaschine kaufen, eine Glaskanne wird es aber schon sein müssen, die dann wieder dem letzten Ferienwohnungsbesitzer zugute kommen wird. "Mia san mia", wie man in Bayern sagt. Dieses erste Frühstück in Andalusien haben wir uns jedenfalls im Schweiße unseres Angesichts erjagt, umso besser schmecken die ersten Brote mit spanischem Schinken und Käse sowie den Eiern in den aus der Umverpackung selbstgeschnitzten Papp-Eierbechern. Zwei Brotzeitsandwiches sind schnell noch geschmiert, jetzt soll der Urlaub endlich losgehen. Neben den Zwillingsstädten Baeza und Ubeda wollen wir schließlich hauptsächlich die Naturschönheiten der Sierra Grazalema kennenlernen. | |||
Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten
Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten | |||
© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de
Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014
Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten
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