Reisebericht zu Andalusien→Nordostandalusien→Baeza Laguna Grande Hazienda von Laguna Grande: Olivenmuseum, Naturschutzpark und Familienerlebnis im WerdenLaguna Grade war mir im Kopf geblieben als eines der kleineren Naturschutzgebiete der Umgebung von Baeza. Da wollen wir zumindest vorbeischauen und finden in dieser ehemaligen Hazienda und heutigen Tourismusschule tatsächlich ein Kleinod außerhalb der ausgetretenen Pfade des Weltkulturerbes, das über Geschichte und Zukunft dieser Olivenprovinz Jaen vielleicht mehr aussagt als so mancher berühmte Altstadtpalazzo, selbst wenn wir das "Museo al Aceite" nicht besichtigen können.. Nach unserer kleinen Irrfahrt über andalusische Feldwege sind wir etwas sensibel geworden gegenüber Beschilderungen. Wir folgen Straßen erst, wenn sie 100%ig mit unseren Reiseführerkarten übereinstimmen. Auf diese Weise können wir auch tatsächlich eine erste Falschfahrt aus Jimena heraus verhindern. Dann fahren wir gemächlich über die oberen Ausläufer der Sierra Magina durch die üblichen Olivenhaine und durch die innerörtlichen Alleen einiger sehr verschlafener Dörfer, in denen Großmütter noch mittags im Morgenmantel herumirren, zurück in die Täler des Guadalquivirs vor Baeza. Irgendwo in dessen Grund muss sich Laguna Grande befinden, das wir ja bereits bei der Herfahrt gestern an seinen Hinweisschildern zum ersten Mal wahrgenommen haben. Laguna Grande: Eine Hazienda als künftiger TouristenmagnetAuch heute empfängt uns der Ort Puente del Obispo wieder mit diesem Geruch, den wir schon gestern bei der Herfahrt als provinztypisch erkennen durften. Die umliegende, Oliven verarbeitende Industrie macht jetzt deutlich, dass Schweinegülle zwar sensorisch wohl schon der richtige Ansatz war, dieser Eindruck hierzulande aber mit "würzigen Oliven" zusammenhängt. Der Flecken hat nichts Historisches, lebt aber offensichtlich schon seit Urzeiten vom Übergang über den Guadalquivir, dessen Quellen wir in der Sierra de Cazorla noch erkunden werden bevor wir seinen kulturellen Höhepunkt in Sevilla sehen. Hier aber ist nichts als die zu Mittelalters Zeiten typische, raubritterähnliche Mautstelle zu erahnen. Die hier eingeworfenen Postkarten werden ihr Ziel jedenfalls niemals erreichen. Die Wegweisung zum Erholungsgebiet Laguna Grande führt auf einer einspurigen, jedoch mit großzügigen Ausweichbuchten ausgestatteten Straße entlang wuchtiger Haziendas das hinter den Marschen zu erahnende Flusstal entlang, die schließlich vor einem ziegelroten Einfahrtstor endet. Der Wegweiser unserer geliebten Naturschutzbehörde betreffend den zugeordneten Wanderweg führt nach links, allerdings in eine mittlerweile für uns wenig spektakuläre Olivenbaum-Schachbrett-Einöde. Wir beschließen daher gegen unsere Gewohnheit, die Hazienda zu erkunden, weil sie auch auf Sicht wenig privat aussieht. Es sind zwar wenig Menschen unterwegs, aber der schnell ausgemachte Parkplatz ist gut besucht und auf einer kleinen Terrasse am Straßenrand belagern einige rucksackbewehrte junge Leute aus Dosen trinkend das Terrain. Auf einem Bauernhof sind wir also nicht gelandet, vielmehr scheint unsere Ankunft gewollt und erwünscht. Schnell entdecken wir nach Abstellen des Autos auch einige aufgestellte Übersichtskarten der Junta de Andalucia, aus denen wir aber nicht so recht schlau werden. Laguna Grande: Tourismusschule als kulinarisches Schnäppchen?Der große Hauptbau mit dem schattigen Arkadengang davor lässt sich jedenfalls unschwer sehr schnell als Hotel identifizieren. Ein Blick durch den Eingang zeigt einen sehr schönen Patio und die schon bemerkte Terrasse über der Strasse gehört wohl auch dazu, auch wenn die jungen Leute anscheinend eher ihre eigene Brotzeit verzehren. Die direkt neben dem bereits erkannten Haupteingang angesiedelte Cafeteria, welche diese Terrasse wohl bewirtschaften sollte, macht jedenfalls auch einen ziemlich dunklen und menschenleeren Eindruck. Wir sind immer noch etwas unsicher, wo wir hier eigentlich gelandet sind. Deutliche Hinweisschilder gleich hinter dem Einfahrtstor weisen aber nach rechts zu diversen Aktivitäten, also nehmen wir diese zuerst in Augenschein. Wir finden einen weiteren Parkplatz mit vielen geparkten Autos, jedoch keine Menschen. Dafür liegt genau gegenüber ein noch verlassenes Freibad unter kunstvoll zugeschnittenen Bäumen, die kurz vor der Blüte stehen und zu belebteren Zeiten wohl den Hotelgästen Schatten spenden sollen. Die Straße führt noch weiter entlang der Außenfassade des Hazienda-Komplexes bis hin zu einer riesigen, wohl als Museumsstück gedachten, restaurierten Olivenpresse. Immerhin hier sind Menschen zu sehen. Einige grün uniformierte junge Leute genießen offenbar ihre Zigarettenpause im Hintergrund eines milchglasverkleideten Büros der Junta de Andalucia. Dessen genauere Betrachtung löst das Rätsel. Darin befindet sich nämlich mitnichten eines der vermuteten Besucherzentren, die die meisten der durch die Behörde gepflegten Naturschutzgebiete sehr kompetent und informativ begleiten. Der gesamte Komplex der ehemaligen Hazienda ist eine einzige Hotelfachschule, in der junge Leute auf die touristische Weiterentwicklung Andalusiens vorbereitet werden sollen, offenbar gleich am praktischen Beispiel. Hinter dem Milchglas befindet sich der Eingang zum der Schule zugehörigen Restaurant, dessen Speisekarte sich an Kreativität durchaus sehen lassen kann und sich preislich kaum von den gestern in Baeza besichtigten Restaurants unterscheidet. Wäre noch etwas Zeit und Budget übrig für ein weiteres Abendessen in der Region, würde ich dieses Experiment mit Freuden wagen. | |||
Olivenmuseum und Wanderweg: Die Hauptattraktionen bleiben uns verschlossenDie schon von weitem bewunderte Olivenpresse gibt aber leider nicht den vermuteten Hinweis auf das hier der Beschilderung nach ansässigem Olivenmuseum. Das würde uns ja schon interessieren, allein um die Ursache der seltsamen Gerüche in diesen Gegenden zu erforschen. Am anderen Ende des riesigen Komplexes werden wir aber doch noch fündig. Ein uns mittlerweile aus allen erfahrenen Ortschaften bekannter Schornstein weist auf gewesene Olivenerarbeitung hin, und tatsächlich würde sich hinter dessen Gittertoren auch das zugeordnete Museum befinden. Es wäre sogar bereits betriebsbereit, nur befinden wir uns natürlich wieder inmitten der Siesta. Die Ankündigungen im Schaukasten machen uns auch durchaus den Mund wässrig und wir sind sicher, hier würden wir auch Antworten auf einige offene Fragen zur Agrarkultur der Region Jaen finden. Eine dreistündige Wartezeit bis zur spätnachmittäglichen Wiedereröffnung erscheint uns aber doch zu lang, besonders weil wir unserem engen Zeitplan folgend heute noch Ubeda besichtigen sollten, wenn wir uns den letzten verbleibenden Tag in dieser Gegend für die Sierra de Cazorla freihalten wollen. Lore beschließt daher, in Anbetracht der gerade wieder aufscheinenden Aprilsonne den Terrassenübungsplatz der Hotelfachschule mit seinen bequemen Bänken ihrerseits zu einer kleinen Siesta zu nutzen, während ich meinen Erforschungspflichten nachkommen will und nun doch den hier zugeordneten Wanderweg auskundschaften werde. Eineinhalb Kilometer stellen ja nun keine Weltreisen dar. Leider beschränkt sich der löbliche Beschilderungseifer der Naturschutzbehörde auf das bereits entdeckte solche an der Einfahrt zur Hazienda. Dem folge ich brav, nur um festzustellen, dass ich anstatt einer Umrundung der Umzäunung auch gleich den Hinterausgang hätte nehmen können. Immerhin entdecke ich so noch die ehemaligen Gesindehäuser, die mich deutlich an unseren sehr speziellen Hotelaufenthalt am Lake Toba in Sumatra erinnern, der eine bleibende und immer noch schöne Reminiszenz darstellt. Eher intuitiv folge ich dem Pfad abwärts, weil ich mir eine Lagune eher am Talgrund vorstelle. Hier wird noch mächtig gebaut, was das Ambiente nicht gerade erbaulich macht. Ein jetzt natürlich auch geschlossenes Streichelzoo-Gelände macht auf sich aufmerksam. Irgendwie soll das Terrain wohl mehr zu einer Familienerlebnisanlage ausgebaut werden, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Dahinter öffnen sich wieder die in den staubigen Boden gepflanzten Reihen von Olivenbäumen, die sich bis zum Talgrün des jetzt unter mir erkennbaren Flusslaufs des Guadalquivirs hinziehen. Eine der dort erkennbaren grünen Inseln aus Schilf und Nichtolivenbäumen mag die Lagune in seinem Inneren beherbergen oder auch nicht. Für mich ist kein Weg erkennbar, der von der oberhalb liegenden Hazienda oder von hier zu einem exponierten Ziel führen sollte. Das macht aber nichts. Der Ausblick auf das friedliche Flusstal ist durchaus schön und auch die Hazienda gibt von hier aus einen Eindruck, wie er wohl auch vor hundert Jahren nicht anders gewesen sein mag. Ich gebe mich zufrieden, einen Ort abseits der ausgetretenen Pfade gesehen zu haben, der vielleicht mehr über die Region, seine Geschichte und auch seine Zukunft aussagt als so manche weltkulturbeerbte Altstadt. Gemütlich steige ich zurück zu meiner zufrieden dösenden Frau zurück, auf dass wir das als Weltkulturerbe zertifizierte Kulturmuseum von Ubeda noch besichtigen können. Der "richtige" Weg ware einfach zu finden gewesen, wie die Nachbetrachtung daheim zeigt. Wenn man vom Tor der Hacienda aus der Umfassungsmauer folgt, folgt man an deren südlicher Ecke einfach dem festen Weg weiter in die Olivenhaine (also nicht mehr dem Pfad entlang der Hacienda zu den Gesindehäusern). Die "Lagune" ist ein bereits vor über 100 Jahren angelegtes Wasserbecken mit ausgeklügeltem Zu- und Ablaufsystem, das ursprünglich zur Bewässerung der Olivenhaine diente. Es handelt sich um eine der wenigen Wasserflächen der Provinz Jaen, die auch im Sommer nicht austrocknen. Nach dem Ende der agrarindustriellen Nutzung konnten hier sehr seltene Vogelarten ein Refugium finden, die von kleinen Schutzhäuschen aus beobachtet werden können, ähnlich wie in den Naturparks von La Donana an der Küste von Huelva. | |||
Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten
Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten | |||
© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de
Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014
Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten
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