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Reisebericht zu Andalusien→Nordostandalusien→Baeza Ubeda Sierra Cazorla

Baeza und Ubeda: Wo wohnen und wie besichtigen in den Zwillingsstädten, wenn man die Natur der Sierra auch erleben will?

Sierra de Cazorla bei Baeza und Ubeda

Baeza und Ubeda bieten mit ihren als Ensemble erhaltenen Innenstädten einzigartige Zeitzeugen der andalusischen Renaissance. Diese wären in Tagesausflügen von Granada oder Cordoba aus durchaus erreichbar. Wer Andalusien in seiner Gesamtheit erleben will, kann aber die Naturschönheiten der Sierra de Cazorla und Sierra Magina nicht ignorieren und wird um eine Wohnung als Standquartier für einige Tage nicht herumkommen.

Das Weltkulturerbe an spanischer Renaissance findet der geneigte Besucher höchst kompakt in den historischen Zentren der daher gern als Zwillingsstädte bezeichneten Orte Baeza und Ubeda in Nordandalusien versammelt. Sehr konzentriert und im leichten Schweinsgalopp lassen sich beide jeweils in einem halben Tag erkunden und sind auch mit dem eigenen Fahrzeug gut zu erreichen. Wer allein an diesem Aspekt der andalusischen Kulturgeschichte interessiert ist, könnte also auch an einen Tagesausflug von Granada oder Cordoba aus denken, was mit einer Anfahrtszeit von einer guten Stunde über die Autobahnen möglich ist. Die Naturschönheiten der umgebenden Sierra Cazorla, Sierra Magina und evtl. auch der Sierra de Andujar bleiben einem dann aber verschlossen.

Für deren Erkundung braucht es ein Quartier in der Umgegend und je nach Umfang der Bergerfahrungswut einige Tage Zeit, vielleicht auch etwas Vorplanung und vor allem eine Schwerpunktsetzung. Gerade Wanderungen oder andere Outdoor-Aktivitäten erfordern zumeist einen nicht unbeträchtlichen Anfahrtsweg über Bergstraßen oder Feldwege, der nicht mit Autobahngeschwindigkeiten zurückzulegen ist. Wer also nicht nur die Sierra per Durchfahrt und kurzen Fußwegen erschnuppern will, sondern die Verschiedenheit der dortigen Natur über mehrere Touren entdecken möchte, ist wohl ganz gut beraten, sich auch dort für mehrere Tage niederzulassen und die Zwillingsstädte sowie ihre Umgebung in Tagesausflügen zu erkunden.

Sierra de Cazorla und Sierra Magina bieten einzigartige Naturschutzparks als Schwerpunkt

Die weniger bekannte Sierra Magina könnten dabei eher noch als die "Hausberge" von Baeza und Ubeda bezeichnet werden. Sie breiten sich südlich der Städte aus und sind von dort über gut ausgebaute Straßen schnell zu erreichen. Die A-401, die Autobahn sowie die A-320 und A-324 bilden sozusagen einen Ring um das Massiv, dessen Herz dann schon auf weniger breiten Wegen erkundet werden muss.

Ebenfalls etwa 40 Autominuten von den Zwillingsstädten entfernt liegt Cazorla mit dem etwas höher gelegenen Ortsteil La Iruela. Der sympathische, aber äußerst steil angelegte Gebirgsort bildet sozusagen das südliche Tor zur gleichnamigen Sierra, die sich nach Überquerung der hiesigen Passhöhe bei Burunchel öffnet. In Cazorla und Umgebung findet sich eine reiche Palette an Unterbringungsmöglichkeiten, was auch für die Beliebtheit des Ortes spricht. Als Standquartier würde er quasi den Kompromiss zwischen Stadtbesichtigung und Sierra darstellen. Darin liegt aber auch seine Schwäche für Fans der Sierra de Cazorla. Von hier aus über den Pass bis zum Beginn der schmalen Landstraße, die den Talgrund des eigentlichen Schutzgebietes von Süd bei Arroyo Frio nach Nord zum Stausee Tranco de Beas durchquert, sind es nochmals etwa 30 Autominuten.

Wer sich also mehrere Touren in diesem Gebiet vornehmen möchte, ist mit einem Quartier am Lauf des Guadalquivirs im Talgrund vielleicht besser beraten und wagt sich dann zu Tagesausflügen bei schlechtem Wetter in die Städte hinaus. Auch hier gibt es Hotels und Ferienwohnungen in großen Anlagen mit Swimming-Pool genauso wie als versteckte, ländliche Fincas sowie genügend Campingplätze, wobei letztere manchmal auf Sicht etwas den Charakter eines Feldlagers nicht verhehlen können. Dazwischen gibt es genügend Natur, der Raubbau hat hier noch keinen Einzug gehalten. Als wir im April die Gegend durchquert haben, war alles relativ ruhig. Allerdings war an aufgebauten Bierbänken schon zu erahnen, dass hier eine der bevorzugten spanischen Urlaubsregionen liegt, so dass der Rummel zur Saison ein wenig steigen könnte.

Dem kann man sich aber immer entziehen in der Umgebung dieser atemberaubenden Naturkulisse. Der verkehrstechnisch etwas abgekoppelte Südteil der Sierra um Pozo Alcon bietet genauso viele Wandermöglichkeiten an wie die Hänge links und rechts der A-319. Wege auf das Plateau über dem Stausee Tranco de Beas bieten spektakuläre Aussichten wie auch unten am Wasser entsprechende Aktivitäten möglich sind. Nördlich davon geht die Sierra Cazorla in die Sierra de Segura über, wird noch etwas gebirgiger und schlägt ein weiteres Kapitel auf.

Baeza und Ubeda: Wohnen im Stadtleben und Besichtigen spanischer Renaissance als Gesamtkunstwerk

Städtisches Leben und Infrastruktur ist dort natürlich nicht zu finden, sobald man Cazorla verlassen hat. Für dessen Liebhaber stellt sich aus der Ferne die Entscheidung zwischen Baeza und Ubeda. Ich persönlich hatte mich aufgrund eines vier Jahre alten Bewertungskommentars für Baeza entschieden, weil dem damals ein im Gegensatz zu Ubeda authentischer, lebendigerer Charakter zugeschrieben wurde. Damit bin ich gut gefahren.

In beiden Städten liegen viele Unterbringungsmöglichkeiten am Rand oder innerhalb der historischen Zentren, was ja an und für sich durchaus gewollt ist für den Touristen. Innerhalb dieses Bereichs spielt sich aber kaum noch örtliches Leben ab, in den Palazzi befinden sich allenfalls noch einige Behörden, ansonsten gleichen die Gassen oft einem riesigen Freilichtmuseum, in dem Hotels und Souvenirshops sich nicht nur abwechseln, sondern auch die einzige Motivation darstellen, aus den potemkinschen Fassaden wieder belebte Häuser zu schaffen. In Ubeda fällt dies mehr ins Auge, weil das schöne Zentrum deutlich größer ist als in Baeza, dafür aber außerhalb dieses Areals sofort die gegenteilige Fratze einer beliebigen Industriestadt annimmt.

Baezas Herz dagegen schlägt immer noch unter den Lauben am Rande seiner drei Hauptplätze. Hier treffen sich auch nach wie vor die Ortsansässigen, hier fühlt man sich zu Hause und nicht als Schaufenster-Gucker. Kleiner heißt eben auch familiärer. Es ist hier fast egal, wo man wohnt, in wenigen Schritten ist der Ortskern erreicht, wo das kleinstädtische Leben stattfindet und sich die Museumsinsel wenige Schritte darüber erkunden lässt. Einziger Nachteil: Die örtliche Olivenverarbeitung ist auch viel näher und bläst öfters sehr gewöhnungsbedürftige Nebel durch die Stadt.

Bono und Treno Turistico als Hilfen zur Besichtigung von Baeza und Ubeda

Wie in vielen anderen andalusischen Städten auch wird hier ein Bono Turistico angeboten, der praktischerweise für die Zwillingsstädte gemeinsam angeboten wird. Darin eingeschlossen sind geführte Besichtigungen beider Orte, die allgemein gelobt werden. Wer sich also sehr eingehend mit der andalusischen Renaissance beschäftigen möchte, ist hier vermutlich gut aufgehoben. Natürlich beinhaltet der Bono auch die überall verlangten Eintrittsgelder für Kirchen und Museen.

Ich persönlich habe darauf verzichtet. Im Vergleich zu Granada, Cordoba und Sevilla finden sich hier nicht gerade die kulturhistorisch bedeutsamsten Sakralbauten. Vielmehr hebt sich dieses Kulturerbe von den anderen im Rahmen einer Rundreise durch die Zeiten und durch Andalusien durch sein kompaktes bauliches Ensemble ab und bildet schon so einen deutlichen Kontrapunkt zu den maurischen Vierteln Granadas oder der barocken Altstadt von Sevilla. Um das zu entdecken, reicht ein ausgiebiger Spaziergang aus, belohnt noch durch die toskanisch anmutende Lage beider Städte auf den Hügeln mit den entsprechenden Aussichten. Meine Charakterisierung als "Freilichtmuseum" ist so gesehen auch nicht abfällig gemeint.

Ein solcher Spaziergang kann jedoch, zumindest in Ubeda, ganz schön lang werden. Für Fusslahme oder &ndashfaule kann es daher tatsächlich sinnvoll sein, sich mit der kleinen Bimmelbahn durch die Gassen karren zu lassen. Man mag sich etwas kindisch vorkommen, aber Rundfahrtbusse haben hier eben einfach keinen Platz. Zumindest in Ubeda wären wir gegenüber der Capilla Sacra de Salvador auf den Zug aufgesprungen, wenn das Wetter nicht gar so zugig umgeschlagen hätte.

Das vernünftigste Standquartier zur Erkundung der Provinz Jaen

Insgesamt kommt es also auf die eigene Schwerpunktsetzung an, wenn man sich ein Standquartier für die Provinz Jaen suchen möchte. Eine ausgiebige, naturnahe Erkundung der Sierra de Cazorla y Segura erfordert eher eine dortige Wohnlage, Tagesausflüge mit einzelnen Wanderungen sind genauso von Baeza, Ubeda oder Cazorla aus zu unternehmen. Wer auch die anderen Naturschönheiten wie die Sierra de Andujar zwischen Cordoba und Baeza oder die Sierra Magina sehen möchte, ist in den Zwillingsstädten gut aufgehoben. Einen "naturnahen" und trotzdem für das gesamte Gebiet zentralen Wohnort kann genauso die Sierra Magina bieten.

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Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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