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Reisebericht zu Madeira→Porto Moniz→Naturschwimmbecken

Im äußersten Nordwesten Madeiras: Die Lavaschwimmbecken von Porto Moniz

Prazeres madeira Nordwesten Baden

Unser erster Tagesausflug führt uns nach Porto Moniz, einem kleinen, geschützten Hafen am nordwestlichen Ende der Insel. Die berühmten Naturschwimmbecken inmitten schwarzer Lavasteinlandschaft haben wir noch nicht gesehen. Der kurze Abstecher in Calhetas Nachbarort Prazeres soll der Erkundung der Wander- und Restaurantmöglichkeiten unserer näheren Umgebung dienen.

Das Wetter zeigt sich auch heute reichlich bedeckt und wir können kaum erkennen, in welche Richtung es sich entwickeln könnte. Wir werden also meinem Grundplan folgen und nach Porto Moniz fahren, zum Nordwestende der Insel, das wir bei unserem ersten Besuch vor 18 Jahren nicht mehr besuchen konnten. Sollte das Wetter sich bessern, können wir oberhalb von Moniz etwas wandern, die Rother-Wanderung Nr. 50 wäre ein ganz guter Einstieg, nur Levada, immer flach. Wir werden sehen.

Prazeres, die Gefällige, mit ersten Wandereindrücken entlang der Küstenstraße und lebensechten Dorfkrippen

Mein ursprünglicher Fahr-Plan, der alten Küstenstrasse gleich von Calheta aus bis Prazeres zu folgen, schlägt schon wieder fehl, weil ich den Beschilderungen folge, nachdem ich die Karte nur überflogen hatte und so lande ich prompt wieder im ersten Tunnel. Die alte Landstraße hätte erst in Calhetas Bergdorfabteilung Estreito de Calheta geführt und von da aus zurück an die Küste. Das wäre eher mühselig geworden, so dass wir auf dieses erste Teilstück an Landschaftserkundung gut verzichten können. Kurz darauf endet die Ausbaustrecke hinter dem Tunnel freilich ohnehin.

Zunächst machen wir aber noch einen Abstecher in den Nachbarort Prazeres, um die in verschiedenen Internet-Führern gelobte "Chicos Snack-Bar" zu suchen. Wir wollen ja nicht nur zu Hause kochen, sondern auch ab und zu die lokale Gastronomie erleben. Kurz vor der Kirche finden wir dann auch die Schilder in das kleine Seitengässchen, nachdem wir unfreiwillig erst einmal alle anderen Sträßchen erkundet haben. Diesen Weg kennen wir jetzt wenigstens, falls uns der gastronomische Hafer sticht. Auch die Hinweise zu einem Einstiegspunkt in die Wanderung entlang der "Levada do Norte" werden uns bei späteren Besuchen noch hilfreich sein. Ansonsten verhindert wohl das Wetter weitere Erkenntnisse, warum der kleine, eher unscheinbare Flecken, Prazeres, "die Gefällige" benannt worden ist.

Die ab hier nicht mehr weiter ausgebaute Küstenstraße bringt uns alte korsische Berggefühle in Erinnerung. Abwechselnd schlängelt sie sich durch Eukalyptus- und Kiefernwäldchen, die jedoch zusehends in einem grauen Dunstnebel versinken. Auf dem in manchen Kurven ins Blickfeld rückenden Meeresspiegel sind stellenweise noch Sonnenfleckchen zu sehen, die feuchte Luft zwischen den Bäumen nimmt aber zunehmend Züge eines echten Regenwaldes ganz im Wortsinn an. Man wartet förmlich auf Berggorillas, die aus dem alles durchdringenden Nebel hervorbrechen. Ein schönes Picknickplätzchen neben der Levada lädt uns zu einer Rauchpause ein. Tatsächlich kommt dabei wie bestellt auch ein kurzärmliges Wandererpärchen vorbei. Angesichts der nunmehr auf 15 Grad gefallenen Außentemperatur kommt uns dies doch reichlich übertrieben vor.

Kurz nach der Weiterfahrt beginnt es auch endgültig zu regnen. Unsere eigenen Wanderpläne scheinen allmählich abzusaufen. Dafür fallen uns in jeder noch so kleinen Ortschaft die am Straßenrand aufgebauten Dorfkrippen auf. Mannshohe, aus Bambusmatten errichtete kleine Häuschen mit Strohdach oben und Strohbett innen. Die Figuren, die in wechselnder Gruppierung drinnen wohnen, können wir natürlich im Vorbeifahren kaum würdigen. Erst als Lore auf mich die offenbar lebenden Figuren in der eben passierten Krippe hinweisen will, amüsieren wir uns köstlich. Aus meiner Sicht fahren wir nämlich gerade an einer überdachten Bushaltestelle vorbei, und so weihnachtlich fand ich die beiden darin wartenden Rentner nun doch nicht. Allerdings hatte sie auch noch eine Kuh und ein Schaf identifiziert, und die wohnten wohl noch ein paar Meter vorher tatsächlich im Bambusgeflecht.

Imposante Lavalandschaft aus kleinen Naturschwimmbecken an der Küste von Porto Moniz

Die ganze Fahrt nach Porto Moniz zieht sich dann doch über 1½ Stunden hin. Für die gleiche Distanz benötigen wir in der Gegenrichtung nach Funchal gerade mal 20 Minuten auf der Autobahn. Zum Ausgleich bietet der steile, serpentinige Abstieg zum Hafen hinunter spektakuläre Ausblicke in die Tiefe und über die gesamte Nordküste. Sogar der Regen lässt jetzt nach und kurz darauf zeigt sich die Sonne wieder.

Die berühmten Naturschwimmbecken, wegen denen wir ja hier sind, verschaffen uns schon von oben ein imposantes Bild. Jetzt spiegelt sich die Sonne auf dem grünlichen Wasser, so dass die Beckenlandschaft mit ihren Einfassungen aus rauem Lavagestein unter uns an einen Schildkrötenpanzer erinnert. Von unten besehen, also auf gleicher Augenhöhe dominieren dann die zackigen, schwarzen Lavafelsen, die zwischen den einzelnen Becken zum Himmel spitzen und eher an ein bizarres Inferno erinnern. Oder auch an eine skurril gestaltete Wellnesslandschaft aus grün und blau schimmernden Becken, wie sie sich kein Architekt eindrucksvoller ausdenken könnte.

Dem ganzen wird noch die Schaumkrone aufgesetzt durch die raue See. Die Becken haben sich ja in Jahrtausenden gebildet und liegen jetzt von der Brandungslinie zurückgesetzt, kaum erhöht über dem eigentlichen Meeresspiegel. Ein deutlicher Felsrand grenzt sie wie eine Mauer zur See hin ab, wo sich jetzt zornig die hohen Wellen brechen und in die unsichere Ruhe hineinspülen.

Zwischen die einzelnen Gumpen führen natürlich breite Wege für uns Touristen, mittlerweile reichlich mit dem restlichen Beton verbaut, den die Madeirenser wohl vom vielen Tunnelbauen abgezweigt haben. Das Wasser ist angenehm warm. Angesichts der vielen Farben in den Wasserbecken kann man gar nicht anders, als wenigstens die Hand hinein zu halten. Wäre das Wetter etwas besser, könnte ich mir ein kleines Bad gut vorstellen, sogar Nichtschwimmer könnten hier fein plantschen. Weiter hinten finden sich auch etwas abgelegene Felswasserhöhlen, wo man sich fast ungesehen hineinlegen könnte. Man müsste halt eher der Badewannenfreak sein, so wie ich.

Das Wissenschaftsmuseum vom Porto Moniz erleben wir nur beim Kaffee auf seinem Vorplatz

Entlang der Uferpromenade gibt es für Lore die eine oder andere Kitscheria zu begehen, deren Preise aber schon oberhalb denen von Ribeira Brava liegen. Das Fort mit Aquarium sparen wir uns. Es wird zwar allenthalben sehr gelobt, aber von dieser Sorte haben wir andernorts bereits genügend besichtigt. Unfreundlicherweise sind die öffentlichen Toiletten zugesperrt. Wir wollten uns aber ohnehin eine Bica in der Sonne am Hauptplatz der großen Flaniermeile um das Museumsgebäude gönnen, und für Tischgäste gibt es auch prompt den Schlüssel.

Die weiteren Planungen werden diskutiert. Für den Besuch des Wissenschaftsmuseums mit Kinderprobier und –animierspielen ist uns das Wetter zu schön geworden, obwohl es praktischerweise montags entgegen allen Angaben in den Führern doch geöffnet hätte und gleich gegenüber liegt. Für eine Wanderung andererseits ist es wieder zu unsicher. Hinter den hohen Felskanten, die Porto Moniz zum Landesinneren hin abschließen, kann es schon wieder ganz anders aussehen und die Levada führt natürlich geradewegs tiefer ins Gebirge. Wir wollen also erst unsere leider nötigen Ergänzungseinkäufe im angrenzenden Sparmarkt tätigen (Sahne beim Grundeinkauf gestern vergessen, man stelle sich diesen Fauxpas vor!). Danach werden wir weiter die Nordküste entlang bis Sao Vicente fahren und dort wieder in das Innere der Insel abbiegen, um über den Encumeada-Pass zurück nach Ribeira zu gelangen.

Dieser Spar entpuppt sich als der am schlechtesten sortierte Markt unserer gesamten Auslandserfahrung. Es liegt noch ein einziges verbliebenes Tetrapäckchen im Regal, dessen äußere Farbgebung und Bebilderung einen sahneähnlichen Inhalt nahe legen könnte. Ansonsten gibt es Sonnenschutzmittel und Getränke "to go" für Touristen, das war′s im Wesentlichen. Anstelle von frischen Kräutern finden wir nur getrocknete Grillkräuter, die uns später allerdings noch gute Dienste leisten werden. Die Sahne wird sich später allerdings als Milch mit künstlichem Vanillegeschmack erweisen.

Also ab ins Auto und auf verschlungenen Pfaden raus aus dem Ort. Wenn man die Richtung kennt, geht das auch ohne Karte, nach Gefühl. Auf diese Weise geraten wir aber erneut unabsichtlich auf die Tunnelstrecke, und die katapultiert uns binnen Minuten nach Seixal, dem nächsten größeren Ort entlang der Küste. Der Blick zurück von dort in Richtung Moniz zeigt aber, dass wir an der schattigen Küstenstrasse landschaftlich auch nichts Wesentliches versäumt haben.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Sonntagsmarkt in Estreito Camara de Lobos

Farbenpracht und Vielfalt des örtlichen Bauernmarkts machen die Selbstversorgung zum Vergnügen, der Supermarkt in Ribeira Brava auch. Ergebnis: Madeira-Eintopf

Nachfolgender Artikel

Weitere Lavabecken in Seixal, dann zum Encumeada

Das veträumte Seixal gefällt uns fast besser als Porto Moniz. Wir bewundern die Lavabecken, bevor wir von Sao Vicente über den Encumeada-Pass heim fahren und uns mit Poncha eindecken

Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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