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Urlaubsplanung ist Vorfreude, nicht unbedingt Kontrolle

Was meine Urlaube anbelangt, bin ich ein Planungsfreak, kein Kontrollfreak wohlgemerkt. Dabei geht es mir gar nicht um die als Belohnung winkende, klammheimliche Freude, wieder ein paar Euros herausgeschunden zu haben, in vielen Fällen lege ich gar keinen Wert auf das günstigste, sondern auf das schönste und darin angemessen bezahlbare Angebot. Mir geht es einfach um die dadurch gewonnene zweimonatige Vorfreude, vergleichbar mit der viermonatigen Nachfreude beim verfassen solcher Artikel. Auf diese Weise befinde ich mich fast ein halbes Jahr im Urlaub.

Vieles von dem, was ich da plane, geht schief oder sieht vor Ort ganz anders aus. Das macht nichts, solange man nicht auf seinen Planungen besteht. Ich habe ein Vorausbild, an dem sich die Realität messen lässt. Oftmals ist es durchaus interessant, sich über den Unterschied Gedanken zu machen.

Planungshilfen: Reiseführer wegen Internet und Handy-Apps ausgedient?

Natürlich ist das Internet heutzutage auch meine bevorzugte Informationsquelle. Natürlich ist es hilfreich, Bewertungen zu sehen, sich seine Ferienwohnung von oben anzusehen oder Fahr- und Flugpläne zu studieren. Was man noch vor 10 Jahren mühsam vor Ort erfragen musste, ist heute bereits aus der Ferne zu klären, und so manche schlüssige Bewertung kann einen vor Fehlgriffen bewahren.

Jüngere winken vielleicht ohnehin ab. Ihr GPS-Handy mit Reise-Apps führt sie ohnehin zielsicher zur Mezquita und spielt ihnen dann die Besichtigungstour vor. Wieder draussen, empfiehlt es auch gleich das nächste Restaurant und danach die Disco. Nur weil ich das nicht mehr erlernen mag, will ich es nicht verteufeln.

Ich gebe nur zu bedenken, dass viele dieser Informationen notgedrungen sehr vereinfacht rüberkommen und der Bewertungshintergrund nicht immer durchschaubar ist. Ich verlasse mich neben allen technischen Errungenschaften immer noch auf den guten, alten, auf Papier gedruckten Reiseführer, der mit journalistischer Sorgfalt erstellt ist und selten korrumpiert von Werbehintergründen.

Für Gebiete mit wenig kulturhistorischem Hintergrund tut es da durchaus ein "Marco Polo" oder "Merian" im günstigen und handlichen Taschenformat, der notfalls sogar noch vor Abflug als Lektüre für den Hinflug besorgt werden kann. Für kulturelle "Schwergewichte", die einiges Herumreisen erfordern, schwöre ich seit dreissig Jahren auf die "Grünen Führer", die aus der französichen Michelin-Reihe hervorgegangen sind. Sie bestechen nach wie vor nicht nur mit detailliertem, übersichtlichem Kartenmaterial und Rundreisevorschlägen, sondern auch durch sachlich und fachlich ausführlichste Erläuterungen auch abgelegenster Ziele.

Reisetipps und Meinungen im Internet finden, kein leichtes Unterfangen

Der Versuch, sich unbefangen Informationen über das anvisierte Reiseziel zu verschaffen, kann einen schnell zur Verzweiflung bringen. Die ersten 20 Suchseiten sind belagert von Wohnungsangeboten, Pauschalanbietern oder Portalen, deren offensichtlich dünne Informationen nur der Platzierung von Werbeangeboten dienen. Über genauere Suchanfragen, bei denen durch das Minuszeichen bestimmte Begriffe wie "−Hotel −Apartment −Mietwagen −Flug" von der Suche ausgeschlossen werden, führt nicht viel weiter. Möglich ist noch die Kombination dieses Tricks mit den Optionen "Mehr Text" oder "Blogs". Dann kann das geduldige Blättern über die ersten 20 Suchseiten hinaus auch zu kleinen Perlen im World-wide Informationsangebot führen.

Um Ihnen diese Sucherei zu ersparen, habe ich mich bemüht, in den rechten Randspalten meines Blogs jeweils weiterführende Informationen zu präsentieren und hatte dabei natürlich mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen. Daher mag ein kurzer Abriss hilfreich sein, wie ich selber versuche, an allgemeine Hinweise zu "meinen" Reisezielen zu kommen:

  • Wikipedia-Familie


    Einen guten Einstieg gibt immer die Wikipedia. Versuchen Sie es notfalls auch in anderen Sprachen, falls das Ziel im deutschen Namensraum nicht gelistet ist. Es ergibt sich meistens wenigstens ein Link auf die Website der Gemeinde/Region, der auch ohne Sprachkenntnisse zumindest hilfreich sein kann, gerade für weitere Recherchen wie öffentlicher Nahverkehr, Gesundheit, öfftl. Einrichtungen und dgl.. Über den dort oft angebotenen Link zu Wikimedia Commons können Sie sich auch Fotos des Zielgebiets anschauen, manchmal auch mit weiterführenden Verweisen. Besonders aber die neue Schwester Wikivoyage wird zunehmend für ihr Anliegen Antworten bieten, auch wenn hier noch viel Aufbauarbeit zu leisten ist. Ich werde mein Wissen jedenfalls dort einstellen. Schön wäre es, wenn Sie das nach ihrer Reise auch tun.
  • Tripadvisor


    Auf den Tripadvisor verweise ich auch auf diesen Seiten immer wieder, weil er weltweit immer noch die größte Ansammlung von Meinungen bereitstellt. Sie sollten sich aber bewusst sein, dass auch hier versucht wird, mit möglichst vielen bereitsgestellten Texten in Suchmaschinen sehr weit vorne zu landen, um dann Werbung und Produktmarketing platzieren zu können. Evtl. Rankings oder Empfehlungen der Seite selbst sind also nicht mit bspw. der Stiftung Warentest zu vergleichen, keineswegs unabhängig und manchmal schon, durchaus aber nicht immer das günstigste Angebot, wie vorgegaukelt wird (speziell die Flugreisen sollten immer gegengecheckt werden). Machen Sie sich einfach bewußt, dass es hier schon darum geht, Ihnen unter Ausnutzung der redaktionellen Arbeit einer großen Community etwas zu verkaufen. Ich habe hier aber durchaus das eine oder andere Angebot gefunden, das ich zu meiner späteren Zufriedenheit auch wahrgenommen habe.
    Um hier zunächst einfach Tipps und Bewertungen zu finden, ist es hilfreich, in der Suchoption "alle Sprachen" zu aktivieren, um vom weltweiten Wissen zu profitieren. Ein seiteninterner Übersetzer setzt fremde Texte passabel um, jedenfalls ausreichend, um den Tenor zu verstehen. Klicken Sie nach Erreichen der gesuchten Zielseite zunächst auf Mehr&rarrReisetips oder Reisecommunity, wenn Sie sich einen Überblick über das Reiseziel verschaffen wollen. Der ist dann je nach hinterlegten Texten mehr oder weniger umfangreich. Um Sie auf der Seite zu halten, wird aber fast immer etwas angezeigt, notfalls auch 100 km entfernt.
    Was nach meinem Eindruck nicht oder höchstens durch interessierte Anbieter "gefaked", also ferngesteuert ist, sind die dargestellten Bewertungstexte. Hier sollten Sie aber sehr positiven oder sehr negativen Meinungen kritisch gegenüberstehen. Was für das 60jährige Ehepaar "unterträglicher Lärm" bedeutet, kann beim Single in den Zwanzigern "mitten im Leben" ausmachen. Die Herkunft des Meinungsgebers wird meistens dargestellt und sollte berücksichtigt werden. Einem Ortsfremden würde ich persönlich da eher glauben, wie einem Ansässigen, dem seine "Meinung" vielleicht mit ein paar Freibier vergütet wurde, zwei zeitlich aktuelle Positivberichte können in meinen Augen zehn Jahre alte Meinungen durchaus aufwiegen. Insgesamt sind Sie gut beraten, sich aus dem Querschnitt der Meinungen unter Berücksichtigung ihrer Herkunft ein Bild zu machen.
  • Holidaycheck


    Dasselbe gilt für Holidaycheck, nur eben auf deutschsprachiger Ebene. Hier ist nur die Navigation anders. Nach Eingabe eines Orts im Suchfeld erscheint eine breit aufgemachte Seite, die Sie zunächst bedenkenlos nach ganz unten scrollen können. Am unteren Ende der Seite erscheint ein Fenster, wo Sie "Reisetipps" und "Reisebewertungen" anklicken können. Da finden Sie dann die ursächlichen Beiträge und Fotos anderer Nutzer mit weiteren Untergliederungen. Die Navigation in diesem Dickicht ist manchmal unübersichtlich, weil beim Anklicken kein neues Fenster aufgemacht wird, Sie sollten also ihren "eigenen Verlauf"im Auge behalten.
    Ansonsten aber finden Sie hier meistens andere Schwerpunkte und eher so genannte "Geheimtipps" als im Tripadvisor, so dass die paralelle Recherche meistens lohnt.
  • Qype


    Qype ist sehr unterschiedlich besetzt und wenn gut, dann meist in Hinweisen auf Restaurants. Ein Blick lohnt unter denselben Vorraussetzungenwie oben beschrieben, im Hinblick auf Reiseziele allgemein werden Sie hier aber allenfalls neue Zusatzinformationen betreffend der Gestaltung ihres Abendessens finden, was jedoch kein Schaden sein muss.
  • Reiseführer und -Communities


    Auch einigen Verlagen ist mittlerweile aufgefallen, dass die klassische Verbreitung von Reisewissen durch Printmedien an ihre Grenzen stößt. Positiv aufgefallen ist mir persönlich dabei Marco Polo, den ich auch in Zeiten vor dem Internet durch eine hohe Trefferquote bei seinen Tipps schätzen gelernt habe, und die GEO-Reisecommunity. In diesen Portalen ist die Navigation manchmal (absichtlich?) schwierig, teilweise langwierig und natürlich durch Werbetaktik unterbrochen. Man findet aber letztlich durchaus zu den Grundlagen wie auch wertvollen Tipps, mindestens aber zu einem Gesamtüberblick.
    Außerdem existieren fast zu jedem Reisziel Foren im Internet, wo Nutzer Fragen und Antworten austauschen. Eine Suchanfrage zum Traumziel in Kombination mit dem Begriff "Forum" kann also weiteren Erkenntnisgewinn beisteuern. Einerseits gerät man hier oft an sehr seltsame Konstellationen und nervige Navigationen, anderseits kann man hier auch manchmal Links "abgreifen", die woanders nicht zu finden gewesen wären.
    Auf Google-Books finden Sie für die meisten verkäuflichen, gedruckten Reiseführer Leseproben, wo Sie natürlich auch spicken können. Ob gerade das Wunschziel zugänglich ist, gestaltet sich natürlich als Glücksspiel, so dass diese Form der Recherche ausgesprochen mühselig ist. Um einfach herauszufinden, welche Art von Reiseführer nach Aufmachung, Schreibstil und Grafik einem persönlich liegt, können sich einige Klicks aber lohnen. Bei einer Kaufentscheidung lohnt es sich in jedem Fall, in die neueste, aktuelle Fassung zu investieren. In einer immer schneller sich wandelnden Welt werden "Sparfüchse" vor Ort oft feststellen müssen, dass sie den "günstig ersteigerten", aber drei Jahre alten Reiseführer leider in die Tonne treten können.

Insgesamt ist schon das ein Katalog, mit dem Sie sich durchaus tagelang spielen können, so Sie wollen. Meistens aber, so meine eigene Erfahrung, ist er effizienter und schneller, als sich seitenweise durch immer gleiche Google-Listings zu arbeiten.

Sie werden immerhin viele Meinungen und den einen oder anderen Hinweis finden, konkrete Antworten aber eher selten, weiterführende Links schon gar nicht, weil die in den letztlich werbeorientierten Portalen per se verboten sind. Man will ja Leute auf sich ziehen, Wegführen geht gar nicht.

Beginnen Sie die Suche beim kleinsten benennbaren Ort

Für echte Schatzsucher beginnt daher die Arbeit erst bei diesen Grundlagen. Je kleiner, weltentfernter und präzise benennbarer ein Ort ist, desto genauere Informationen werden Sie auch bei einer Anfrage in Suchmaschinen finden. Sobald ein Platz ihr Interesse geweckt hat, den sie in den vorher dargestellten Möglichkiten ausfindig gemacht haben, kopieren Sie diesen Namen (möglichst im originalsprachlichen Zusammenhang) in ihre Suchmaschine ein.

Das "Stör-Rauschen" an unerwünschten Werbeangeboten für Reiseveranstalter wird zwar noch vorhanden sein, aber schon wesentlich geringer. Schon aus Kostengründen sind deren Datenbanken zwar tief gegliedert, auf diesen Ebenen aber nicht mehr aktiv gepflegt. Es fällt meist nicht mehr schwer, eine halbwegs unkommerzielle Seite zu finden, die sich mit dem Platz beschäftigt.

Hier lassen sich dann meistens durchaus wertvolle Links abgreifen oder Informationen finden, die auf einer evtl. höheren Hierarchie-Ebene der gefundenen Seite abgespeichet sind. In jedem Fall ist die Chance wesentlich höher, unabhängige Seiten zu finden.

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Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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