Reisebericht zu Madeira→Calheta→Santana Sao Lorenzo Santanas historische Reste und Brotzeit über den Klippen am Kap Sao LorenzoSantana enttäuscht uns auf den ersten Blick. Selbst wenn der Ort als solches nach wie vor sehr sympathisch und leicht verschlafen wirkt, können wir die aus dem ersten Urlaub erinnerten überlieferten Hütten nicht finden. Dafür genießen wir am Kap Sao Lorenzo, einer Machico vorgelagerten Halbinsel, grandiose Aussichten auch auf die Küstenverläufe nach Süden und Westen. Dann aber holt uns das schlechte Wetter auch hier ein. Als nächster Besichtigungspunkt ist Santana geplant. Nachdem wir heute schon reichliche Straßenmeilen in landschaftlicher Bergeinsamkeit gesammelt haben, wählen wir jetzt die Route durch die Tunnels. Die noch vorhandene Direttissima über die Serpentinen wäre sicher schön, verbietet aber Lores Nervenkostüm angesichts entsprechender Erfahrungen. Vor 20 Jahren konnten wir Santana nur kurz im Rahmen der erwähnten Bustour auf der Durchfahrt sehen, es wurde uns aber von auf unseren Spuren wandelnden Freunden immer als Ort mit ganz besonderem Flair beschrieben, den wir versäumt hätten. Das wollen wir jetzt nachholen. Santana: Der frühere Vorzeigeort für kulturelle Wurzeln hat schwer nachgelassen und sich der Moderne ergebenSantana präsentiert sich als nettes, jedoch ziemlich langweiliges Örtchen. Von den berühmten, originalen Madeirahäuschen mit strohgedeckten, bis zum Boden reichenden Spitzdächern, die hier noch das Bild prägen sollen ist außer einigen halb verfallenen Heuschobern am Waldrand nichts mehr zu sehen. Viele schöne, mit Sitzmauern eingefasste Versammlungsplätze rund um die Kirche haben sie sich gebaut, die Santanisten sowie einen immerhin in hoch gestellter V-Form gebauten Betonklotz der Sparkasse als Analogie an historische Wohnpraxis. Scheinbar sind die Begriffe Sparkasse, Ortskern und unmäßige Verschandelung in Beton auf der ganzen Welt untrennbar miteinander verbunden. Vermutlich wurden die Häuschen alle in den Themenpark am Ortseingang geschafft, wo sich die Touris austoben sollen, um sich selber in ihrem neuen, schön und bequem mit Beton ausgebauten Dorfkern beschaulicher Ruhe hinzugeben. Für uns natürlich enttäuschend, weil wir auf ein madeirenser Disneyland zu angeblich 20 € Eintritt gerade keine Lust haben. Andererseits kann man auch verstehen, wenn normale Menschen nicht ihr Leben lang als Ausstellungsstücke begafft werden möchten, sondern sich und ihrer Gemeinde andere Ziele für die Zukunft setzen. Später werden wir den Themenpark eher zufällig doch noch besichtigen, begeistert sein und Abbitte leisten. Für heute war eben unser Erwartungshorizont etwas zu hoch geschraubt. Langsam drückt der Hunger und wir erstehen im örtlichen Kramerladen eines der berühmten, tellergroßen Fladenbrote. Zur Brotzeit selber wollen wir aber ein gemütlicheres Plätzchen finden. Der einzige, mittlerweile noch verbliebene Sonnenfleck scheint über der Halbinsel Sao Lorenzo am Ostzipfel der Insel zu liegen, deren flache Kamelhöcker wir ja von oben auf dem Balkon von Ribeiro Frio schon bestaunt haben. Wir nehmen also noch mal 20 Minuten tunnelbeschleunigte Fahrzeit auf uns, bevor wir dort dem mittlerweile bohrenden Appetit nachgeben. | |||
Sao Lorenzo: Friedlicher Platz mit spektakulären AussichtenDiese Entscheidung lohnt sich. Die Autobahn führt bis kurz hinter die Hafengemeinde Canical, einem Ableger von Machico. Von dort führt eine kleinere, am Ende einspurige Strasse direkt zu einem Aussichtspunkt auf dem Dach einer hohen Steilküste mit weitem Blick über die dahinter auslaufende Halbinsel. Flach abfallendes irisches Moos gegen Süden und schroffe Klippen nach Norden, im Rücken freie Sicht über die ganze Nordküste der Hauptinsel, die durch die jetzt auf ganzer Länge heranbrausenden Nebel- und Gischtschwaden noch bedrohlicher aussieht. Aber auch an der Ostküste, die über den Flughafen hinaus bis zur Kurve nach Funchal zu sehen ist, wird es zusehends dunkler. Sogar einige Steintische und –Bänke haben sie uns gleich hinter dem Geländer gebaut, unter dem in der Tiefe die Brandung gegen das Kliff schlägt. Gewöhnlich nehmen wir ja unsere Brotzeit lieber alleine ein, aber eine solche Einsamkeit können wir angesichts diesser spektakulären Aussicht schlecht erwarten. Wir lassen uns von den Oh′s und Ah′s in verschiedensten Sprachen nicht stören, ergattern wir uns ein freies Tischchen und packen unsere Brotzeit aus. Der Fladen aus Santana mundet gut, die restliche scharfe Wurst vom Eintopf und der Käse genau so. Am Ausblick kann man sich ohnehin kaum satt sehen. Wenn doch, versuche ich per Fernglas die Wege der vereinzelten Wanderer zu ergründen, die sich über die abfallenden Kamelhöcker bis zur Ostspitze der Halbinsel vorarbeiten. Mittlerweile sind die Regenwolken auch bis zu uns herübergezogen und der gerade noch gut bevölkerte Platz leert sich zusehends. Nach einer kurzen Begehung der näheren Umgebung brechen auch wir unsere Zelte ab und machen uns auf den Heimweg. Auf der jetzt ziemlich belebten Autobahn kommt wirklich Regen auf, was madeirenser Autofahrer offensichtlich leicht nervös macht, aber nach einer guten Stunde gemächlichen Fahrens haben wir unseren Lieblingssupermarkt in Ribeira erreicht. Hier hat es offenbar richtig geschüttet, wie uns später auch die gut gewässerten Stühle auf unserer Veranda zeigen. Pünktlich zu unserer Ankunft aber hat es aufgerissen und der Wind scheinbar gedreht. Er treibt jetzt die dichten Regenwolken von Norden her auf die Insel, wo sie wohl im Gebirge hängen bleiben. So stehen wir hier im geschützten Windschatten und daher unter blauem Himmel. Von der Veranda aus ist später gut zu sehen, wie die schweren Wolken links und rechts um die Insel gedrückt werden und sich erst weiter südlich über dem Meer wieder zu einem Regenteppich vereinigen. | |||
Regalumbau über Nacht: Auch in Madeira wird Einkauf im bekannten Supermarkt immer wieder zum unfreiwilligen ErlebnisAuch wenn Modelo uns nach Lidl-Unart den Einkauf erschweren möchte, indem sie über Nacht die Hälfte der Regale umgebaut haben, lassen wir uns nicht abschrecken und stocken die Vorratshaltung für Abendessen und Frühstück auf. Das frisch erstandene Rindersteak wäre wegen seiner schieren Größe eigentlich nur für den Grill geeignet, der aber ist wegen des Wetters kaum in Gang zu kriegen. Daher wird ein Geschnetzeltes daraus und der von unseren Gastgebern geschenkte Madeirawein verschafft die Sauce dazu, die auch sehr wohlschmeckend gerät. Lediglich das Fleisch ist ein bisschen schwer im Biss. Unter einem sternenklaren, vom hell leuchtenden Halbmond beschienenen Nachthimmel wickele ich mich in Pelztierjacke und Wolldecke und erledige die Fotoausbeute sowie die Schreibarbeit. Aus Temperaturgründen wird aber heute zum ersten Mal innen gespeist. | |||
Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten
Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten | |||
© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de
Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014
Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten
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