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Reisebericht zu Madeira→Porto Moniz→Seixal

Seixal an der Nordwestküste Madeiras und die Inselüberquerung am Encumeada-Pass

Seixal vor Inselüberquerung bei Sao Vicente klein, aber lebendig

Das gemütliche Küstendorf Seixal liegt schon deutlich höher über dem Meeresspiegel, zeigt an seinen Ufern dafür aufregendere Naturschwimmbecken als das berühmte Porto Moniz, verbunden mit einem ruhigen, aber authentischen Dorfleben und wirkt ausgesprochen sympathisch. Der Encumeada-Pass über Sao Vicente bietet uns atemberaubende Ausblicke auf beide Küstenstreifen und Reminiszenzen an vergangene Jahrzehnte. Ein friedliches, lokaltypisches Diner mit Aussicht auf der eigenen Terrasse rundet den Tag ab.

Weil in diesem westlichen Abschnitt der Nordküste die autofahrerische Erschließung Madeiras bereits Einzug gehalten hat, sind wir im Vergleich zu den bisherigen Eindrücken in Nullkommanix von Porto Moniz nach Seixal gedüst, ohne es zu wollen. Fast wären wir im Rausch der Schnellstraßen auch daran vorbeigerauscht und haben erst im letzten Augenblick noch die Ausfahrt angepeilt. Ganz im Gegensatz zu den bisherigen Er-Fahrungen des Tages bereiten wir uns jetzt also schon nach wenigen Minuten auf die nächste Ortsbesichtigung vor.

Seixal: Zwar klein, aber lebendig und mit wesentlich aufregenderen Schwimmbecken ausgestattet als der berühmte Nachbarort Porto Moniz

Die kleine Ortschaft Seixal lädt mit einer hellen, sympathischen Küstenpromenade zur Brotzeit in der Sonne ein. Allerdings liegt der Strand hier nicht ebenerdig wie in Moniz, sondern wir thronen jetzt 100 Meter über ihm und könnten allenfalls hinunter spucken. Im Gegensatz zu Moniz fühlt man sich hier dafür mitten im Ort und im Leben. Ab und zu kommt eine Omi vorbei oder ein Straßenkehrer, der uns zahnlos aber freundlich angrinst. Am Ende der Promenade schwebt die strahlend weiße Kirche über der Steilküste, deren Vorplatz mit einem Fahnenmeer geschmückt ist. Es geht ruhig zu hier, aber es lebt, während in Moniz der Abschnitt mit den Becken schon deutlich den Touristen vorbehalten war. Einige wenige Auto- oder Fußwanderer streunen ab und zu vorbei.

Wir genießen unsere Brotzeit, die Sonne und das erstaunlich scharfe Schweizer Notmesser aus Lores Nähzeug, das wir einpacken mussten, weil unser "richtiges" in den Tiefen des neuen Calhetaner Haushalts verschwunden ist. Der neue Käse schmeckt einfach geil, Lore muss sich davon hingerissen einem kleinen Sonnenschläfchen auf der Bank hingeben. Ich promeniere derweilen Richtung Kirche und besichtige die natürlich auch hier aufgestellte lebensgroße Krippe.

Dabei entdecke ich, dass Seixal unten am Meer zwar über nicht so viele einzelne, dafür aber noch viel spektakulärere Lavaschwimmbecken verfügt als Moniz. Dort unten bewegt sich keine Menschenseele, die Becken sind wesentlich größer und auch schöner. In das direkt über der heran tosenden Brandung gelegene könnte man als Mutprobe über eine 10 Meter felsabwärts führende Feuerleiter hinabsteigen, ein weiteres mit flachem Einstieg liegt höchst gemütlich durch einem Felsbogen vor neugierigen Blicken von oben geschützt eine Etage weiter oben über dem Meer. Der Abstieg dahin ist mir dann aber doch zu beschwerlich, nachdem ich blöderweise auch die Badehose vergessen habe. Sogar eine etwas abenteuerliche Betonpiste führt hinunter, wohl für die sommerlichen Badefreuden gedacht, die ich mir hier aber deutlich angenehmer ausmalen kann als im gerade besichtigten Nachbarort.

Bevor ich die Liebste wecke, erkunde ich noch die öffentliche Toilette im Postgebäude direkt unter ihrem Schlafplatz. Sie ist geöffnet, sauber und bei Betreten flammen automatisch die Leuchtstoffröhren auf. Sogar Papier gibt es. Der Sympathiewert von Seixal gegenüber Porto Moniz steigt ins Unermessliche. Natürlich muss sie ausgerechnet jetzt mal nicht biseln, obwohl die Reise nun weiter gehen soll und der Tourist bekanntlich Toiletten benutzt, wo er kann, und nicht, wenn er muss. Immerhin wird meine Fürsorglichkeit anerkannt.

Von Sao Vincente über die Passhöhe Encumeada zurück nach Ribeira Brava

Sao Vicente, das nächstfolgende Küstenstädtchen, beehren wir jetzt nicht mehr mit einer eigenen Ortsbesichtigung. Von hier aus, der Mitte der Nordküste, folgen wir jetzt der zentralen Überquerung des inländischen Gebirges zurück in Richtung Heimat. Aus Landschaftsgründen allerdings auf der alten Bergstraße, die den verkehrstechnischen Mittelpunkt der Insel, den Encumeada-Pass tatsächlich physisch überquert. Auch hier gibt es mittlerweile einen vor 18 Jahren noch unvorstellbaren Tunnel, der die Unterquerung von Madeiras Mitte von zwei Stunden auf fünf dunkle Minuten reduziert.

Oben in den Bergen kommen schnell die alten Levada-Gefühle auf. Immer wieder passieren wir wunderschöne Picknickplätze, deutlich gekennzeichnete Abgänge von Wanderwegen, die in dichte Bergwälder führen. Ganz anders als früher, da musste man sich die Einstiege mit der Lupe suchen. Ich hatte zwar eigentlich erwartet, Bilder von unserer ersten Reise zu erinnern, die uns in die damals für uns so überraschende Mondlandschaft der Hochebene geführt hatte, aber es klingelt nichts. Das Rätsel wird sich erst später lösen, weil wir hier erst auf dem Pass selber stehen, nicht auf der sich weiter westlich hin ziehenden Hochebene. Die Aussicht ist trotzdem schön, sowohl die Nord- wie die Südküste liegen deutlich sichtbar zu unseren Füssen.

Während zu früheren Zeiten hier quasi die "Wasserscheide" jeglichen Verkehrs gelegen haben muss, die einzige Nord-Süd-Achse im Zentralteil der Insel mit Anbindung auf die Hochebene Paul da Serra in Richtung Moniz, versammeln sich hier jetzt nur noch Wanderfreunde und Touristenbusse zu Füßen einer ansehnlichen Kitscheria.

Poncha aus dem Supermarkt wird nicht unser Lieblingsgetränk, aber Diner mit Aussicht von der Terrasse tröstet über jeden Fehlschlag hinweg

Wir schauen uns noch passende Wanderwege mit dem Fernglas aus und machen uns dann an die Abfahrt an die Südküste nach Ribeira Brava. Endlich wieder ein richtiger Supermarkt, und außerdem kennen wir ihn schon! Eigentlich beschränkte sich der Einkaufszettel ja auf die immer noch fehlende Sahne. Nun wird es doch etwas mehr, weil man Lokalkolorit ja auch kulinarisch genießen muss, und in entspannter Stimmung fällt da das eine oder andere in den Einkaufswagen, obwohl gar nicht unbedingt gebraucht.

Der fertig gemixte Poncha, angeblich das hiesige Nationalgetränk, den wir zur beiderseitig gespielten Überraschung in unseren Tüten finden, muss natürlich probiert werden. Als Captain′s Cocktail serviert auf dem Vorderdeck unserer Terrasse gestaltet er sich jedoch äußerst süß und die industrielle Produktion mit künstlichen Bestandteilen ist unverkennbar. Er benötigt also dringend Verbesserung. Zugabe von Maracuja-Limo macht ihn zwar schmackhafter, aber noch pappiger. Ideal wäre ein knochentrocken bröckelnder Sekt aus Gran Canaria. Leider darf ich das nicht weiter ausführen, weil sich bei dieser Erinnerung Lores Kiefermuskulatur schmerzhaft zusammenzieht. Manche Reminiszenzen soll man doch nicht aufrühren. Und manche "kulinarische Entdeckungen" hätten eben auch unentdeckt bleiben können. Mit Hilfe von frisch gepresstem Zitronensaft werde ich im weiteren Verlauf immerhin noch einen Teil der gelben Brühe verwerten können, zerbröseltes Aspirin sollte man ihm in jedem Fall ebenfalls gleich zugeben.

Zum Abendessen gibt es Schnitzel nature auf Gemüsebett, also dem Eintopf von gestern, dazu gemischten Salat an Helga-Gedenk-Dressing. Schmeckt vorzüglich und lässt sich vor allem auf unseren wirklich schönen Tellern anrichten wie im Fünf-Sterne-Restaurant, das wir ja schließlich sind. Für Martini gibt es noch Profiteroles aus dem Supermarkt als Nachtisch und das Glück ist perfekt. Vor dem Zubettgehen wird Lore noch beim Rommé in die Pfanne gehauen, damit sie nicht übermütig wird.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Naturschwimmbecken im Lavagestein von Porto Moniz

Nach Besichtigung Calhetas Nachbarort Prazeres fahren wir entlang der Küste in den Nordwesten. Wandern fällt aus, Baden im Naturschwimmbecken wäre jedoch sehr reizvoll.

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Sommer im Januar auf Madeira

Terrasse des Apartments als traumhafte Kulisse für ein Sonnenbad im Januar, während Nachbars fleißig an ihrer Ferienwohnung werkeln. Auto parken ist schwer auf Madeira

Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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