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Reisebericht zu Andalusien→Costa de la Luz→Conil Cabo Roche

Die andalusische Hauptstadt Sevilla ist ein kultureller Schmelztiegel, der mit Madrid und Barcelona Schritt halten kann

Sevilla Hauptstadt Andalusien

Andalusische Hauptstadt, Universitätsstadt, früherer Basishafen zur Erkundung der neuen Welt und eineinhalb Weltausstellungen. Sevilla hat letztlich alles, um mit den großen spanischen Städten wie Madrid oder Barcelona Schritt halten zu können. Das überschaubare Stadtzentrum besticht durch den Reichtum verschiedener Facetten gewachsener Geschichte und eben nicht durch breite Boulevards mit Wolkenkratzern. Das moderne Andalusien ist hier neben Malaga sicherlich am Besten repräsentiert wie auch die Kultur der katholisch geprägten Renaissance und des Barocks. Die für mich persönlich spannensten Schnittstellen zwischen maurischer und christlicher Kultur, welche die anderen andalusischen Sehenswürdigkeiten prägen, sucht man hier jedoch weitgehend vergebens, und darauf sollte man vorbereitet sein.

Sevilla wird sicher von den meisten Besuchern entweder als Städtereise angesteuert oder, wie in unserem Fall, als Teil einer Andalusien-Rundreise. Beide Anstöße werden wohl eher unterschiedliche Sichtweisen auf die Stadt hervorrufen.

Sevilla: Hauptstadt der Feiern und Feste, gelebter Kultur in ständigem Wandel

Gerade Städtereisende werden besonderes Augenmerk richten auf die in der Karwoche, der Settimana Santa stattfindenden Umzüge sowie auf die zwei Wochen nach Ostern begangene Feria de Abril. Beides bedeutet für Sevilla dasselbe wie das Oktoberfest für München. Meiner einer kann und will sich die dann in der Hauptstadt verlangten Preise nicht leisten. Die Settimana Santa wird auch an kleineren Orten oder auch auf Korsika sicher weniger vielfältig, aber nicht minder eindrucksvoll begangen.

Sevilla kann aber auch außerhalb der Osterzeit mit vielfältigen kulturellen Veranstaltungen dienen. Die Ibero-Amerikanische Ausstellung um die Plaza Espana sowie die Weltausstellung 1992 haben nicht nur im Stadtbild ihre Spuren hinterlassen, sondern auch zu einer offenen Einstellung zu modernen Entwicklungen geführt, wie der neu erbaute Parasol an der Plaza Mayor zeigt. So zeigt sich Sevilla am Ehesten von allen andalusischen Städten als kleines und quirliges südliches Barcelona, das sich trotzdem einen heimeligen Charakter bewahren konnte.

Und natürlich gilt Sevilla als Hauptstadt des Flamencos, ganz egal wo er letztlich erfunden wurde. Die Möglichkeiten, diese Kunstrichtung zu erkunden, sind hier sicherlich am Besten, sowohl was das Anschauen angeht wie auch evtl. das selbst lernen oder zumindest ausprobieren.

Settimana Santa und Kultur der Hermanidades als Leitfaden eines Sevilla-Besuchs

Ich persönlich empfinde die Erkundung der einzelnen Bruderschaften, der Hermanidades als die Wurzel, die Sevilla einzigartig macht. Während der Settimana Santa ziehen sie, jede an einem bestimmten Tag und Uhrzeit, zur Kathedrale, damit ihre Madonna dem christlichen Herz seine Aufwartung macht. Diese Umzüge sind natürlich einer der zentralen Publikumsmagneten der andalusischen Hauptstadt.

Diese Bruderschaften haben meist in alten Handwerkszünften ihren Ursprung, manchmal auch in den Stadtvierteln, meistens in beidem zugleich wie im alten Fischerviertel der Triana. Deren Stammkirchen zu besuchen bietet nicht immer kulturhistorischen Toplevel, aber meist sehr eindrucksstarke Impressionen eines bis heute gelebten Glaubens, dessen Spuren über die Jahrhunderte sich gerade in diesen kleinen Kirchlein ablesen lassen. Leider erfordert ein solches Vorhaben abseits der ausgetretenen Pfade eine gewisse Planung, weil diese Gotteshäuser nicht immer zugänglich sind. Aber selbst wenn die eine oder andere nicht von innen zu sehen ist, schon der damit verbundene Rundgang durch die jeweiligen Stadtviertel kann einen besseren Einblick in das lebende Sevilla bieten als die Kathedrale.

Ich habe nur zwei von innen sehen können, fand aber die dort auf den jährlichen Auftritt wartenden Relikte und den stillen Eindruck eines Gotteshauses, das auch heute noch wirklich als Heimat einer ganz bestimmten Madonna fühlbar angesehen wird, deutlich beeindruckender als so manches Toplevel-Monument.

Kathedrale, Real Alcazar und Giralda können mit vergleichbaren Bauwerken in Andalusien nicht mithalten

Diese bekanntesten Sehenswürdigkeiten Sevillas haben nämlich zwei bedeutende Nachteile. Natürlich sind sie auch in der Nebensaison komplett überlaufen von Touristen und Schulklassen, was einem allerdings bei Monumenten dieser Größenordnung nicht nur in Andalusien überall passieren wird. Sie entsprechen dem geschichtlich überlieferten Größenwahn der Sevillaner, "so groß zu bauen, dass wir für verrückt gehalten werden".

Wer aber den atemberaubenden Kontrast zwischen medidativer Stille einer Moschee und der eingepflanzten christlichen und jüdischen Bauwerke in der Mezquita von Cordoba gesehen hat oder sich in Granada von der Baukunst maurischer Architekten und Steinmetze in der Alhambra verzaubern ließ, der wird sich in Sevillas Kathedrale oder dem Real Alcazar eher wie in einem aus einzelnen Elementen bunt zusammengewürfelten Bazar vorkommen.

Der Städtereisende wird nicht umhinkommen, eben hier nach den Wurzeln andalusischer Kultur zu suchen und er wird sie auch finden. Andalusienrundreiser aber sollten sich in Sevilla vielleicht mehr auf das konzentrieren, was die Stadt gegenüber ihren Schwestern wie Granada, Cordoba, Cadiz und Malaga auszeichnet: Eine reiche Kulturlandschaft und die ausdrückliche Hinwendung zur Moderne aus einer gewachsenen Geschichte heraus. Allein die Kathedrale und der Alcazar fordern Ihnen einen Tag und üppige Eintrittsgelder ab. Wenn Zeit und/oder Geld knapp sind, haben Sie ruhig den Mut, sich auf die anderen Aspekte Sevillas zu konzentrieren. Diese beiden Elemente werden Sie in Andalusien andernorts finden, auch zeitaufwändig und nicht unbedingt günstig, dafür aber mit "wow"-Effekt.

Beiden Besuchertypen sei nahegelegt, auf den "Almauftrieb" zum Turm der Giralda zu verzichten und sich Sevilla von oben lieber vom Dach des Espacio Parasol der Plaza Mayor anzuschauen. Hier gibt es einen Lift, genügend Platz und man muss nicht anstehen, um in eine bestimmte Himmelsrichtung ins Umland schauen zu wollen. Die Giralda ist nur von außen schön, von dort allerdings wirklich.

Strand, Berge und Naturparks in bequem erreichbarer Entfernung

Gerade als Ziel einer Städtereise bietet Sevilla aber noch einen unschätzbaren Vorteil. Cordoba wie auch Cadiz und die Costa de la Luz sind sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie auch mit dem Auto bequem und schnell zu erreichen. Dem Strandausflug wie auch der Erweiterung des kulturellen Horizonts steht also nichts im Wege.

Auch der weltberühmte Naturpark der "La Donana" beginnt praktisch am Stadtrand von Sevilla und zieht sich von dort bis zur Mündung des Guadalquivirs. Verbunden mit der Western-Atmosphäre von "El Rocio" lässt sich hier ein abwechslungsreicher Tagesausflug einlegen. Und selbst Bergfexe finden in der Sierra de Aracena anspruchsvolle Wege oder einfach nur abgeschiedene Ruhe.

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Die Abendstimung in Mairena ist neu für uns, der Flamenco eher Hausmannskost. Diese aber gibt es auch im familiären Drumherum der Fiesta, ist ehrlich und sehenswert


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Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

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